Airbus fährt die Produktion runter, das könnte viele Arbeitnehmer wie hier in Finkenwerder treffen. Foto: dpa/Christian Charisius

Der Konzern drosselt die Produktion. Die Standorte im Südwesten könnten mit einem blauen Auge davonkommen.

Immenstaad - Der Flugzeugbauer Airbus plant, seine Produktion aufgrund der Corona-Krise stark zu drosseln. Der Zeitung „Welt“ sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Montag, es sei eine Produktionskürzung um 40 Prozent geplant. „Wir können uns von der Entwicklung bei den Airlines nicht abkoppeln.“

Bei der Gewerkschaft IG Metall wird nun ein groß angelegter Stellenabbau befürchtet. Von den 90 000 Beschäftigten in der Zivilflugzeugsparte, so wird spekuliert, könnten bis zu 15 000 gestrichen werden. „Kurzarbeit alleine reicht nicht aus, um diese Lage zu überbrücken“, sagte Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und Airbus-Aufsichtsrat. Airbus-Chef Faury wollte Kündigungen am Montag nicht ausschließen. Für alle Standorte gelte zunächst: „Wir drehen jeden Stein um.“

Auch das Geschäft mit Satelliten lahmt

In Baden-Württemberg unterhält Airbus die Standorte Immenstaad, Backnang und Ulm. Sie gehören alle zur Konzernsparte Raumfahrt und Verteidigung, sind somit eigentlich nicht von den Problemen des Zivilluftverkehrs betroffen. Dennoch will Airbus auch hier Stellen streichen, die Rede ist seit der vergangenen Woche von 800 überzähligen Mitarbeitern. In der Sparte Airbus Defence and Space war es schon im vergangenen Jahr zu einem heftigen Einbruch gekommen. Der Raumfahrtmarkt, hieß es 2019 seitens des Konzerns, sei hart umkämpft, das Rüstungsexportverbot für Saudi-Arabien wirke sich ebenfalls aus.

Am Standort Immenstaad, wo Weltraumsatelliten gebaut werden, haben am Montag Gespräche zwischen der Unternehmensführung und dem Betriebsrat über den Abbau von 150 Stellen begonnen. Seitens des Konzerns wurde die Zahl bestätigt. Unklar ist, ob Kündigungen vermieden werden können. Airbus beschäftigt am Bodensee-Standort 2300 Mitarbeiter. Zwar sei die Produktion derzeit noch mit Altaufträgen ausgelastet, doch Neubestellungen für Satelliten fehlten, hieß es aus Mitarbeiterkreisen.

Noch Ruhe in Backnang und Ulm

Die Erste Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen, Helene Sommer, kündigte an: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ In Immenstaad herrsche Kurzarbeit, dieses Mittel sei nicht ausgeschöpft. Der Tarifvertrag biete zudem die Möglichkeit, „Kapazitäten rauszunehmen“. Gemeint sind damit beispielsweise Vorruhestandsregelungen.

In Backnang beschäftigt Airbus aktuell rund 1100 Beschäftigte bei der Firma Tesat. Der Standort, heißt es aus Unternehmenskreisen, sei von den Kürzungsplänen nur „minimal betroffen“, Kündigungen nicht zu erwarten. Tesat entwickelt und produziert unter anderem Elektronikausrüstung für Satelliten und beliefert damit auch andere Unternehmen auf dem Weltmarkt.

Auch militärische Transportflugzeuge gehen schlecht

Am Standort Ulm arbeiten rund 750 Menschen bei Airbus und örtlichen Beteiligungsunternehmen wie Thales. Der Schwerpunkt liegt auf der militärischen Luftraumüberwachung und Entwicklung militärischer Führungssysteme. Hier ist die Krise noch nicht angekommen. „Von unserer Warte aus betrachtet sehe ich keinen Gefahr“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Rolf Schmid, der auch im Konzernbetriebsrat von Airbus sitzt. Was ihm Sorge bereite, sei, dass das Transportflugzeug A400M komplett der Militärsparte zugeordnet worden sei. Die Verluste „müssen wir jetzt selber puffern, weil Airbus das nicht mehr kann“, so Schmid. Das könnte bald zum Problem werden.