Die Eichendorffschule in Bad Cannstatt ist eine der Schulen, die seit langer Zeit schon Schulsozialarbeiter im Einsatz haben. Foto: Annina Baur

Die Schulbürgermeisterin Isabel Fezer plädiert für mehr Schulsozialarbeit. An den Ausbaukosten von rund einer Million Euro wollen sich die freien Träger aber nicht mehr beteiligen.

Stuttgart - Nach Streit unter Schülern, häuslichem Ärger oder anderen Problemen, die vom Lernen abhalten, werden Schüler von Schulsozialarbeitern betreut. An 105 allgemeinbildenden Schulen und 15 beruflichen Schulen sind die Pädagogen im Einsatz. Weil der Beratungsbedarf jedoch tendenziell zunehme, will das Jugendamt die vorhandenen, zum Großteil nur 50-Prozent-Stellen, aufstocken und weitere Schulen ins System aufnehmen.

Insbesondere an 17 Schulen, die mehr als 30 Schüler aus dem europäischen Ausland oder außereuropäischen Krisengebieten in so genannten Vorbereitungsklassen unterrichten, müsse die Schulsozialarbeit um jeweils eine Viertelstelle aufgestockt werden. Dies würde eine Ausweitung um 4,25 Stellen nach sich ziehen.

Kosten steigen um bis zu eine Million Euro

Bei den Grundschulen sind bisher nur 24 von 51 Standorte mit zwölf Stellen versorgt; an zehn Schulen hält das Jugendamt die Ausweitung von Schulsozialarbeit um 6,75 Stellen insgesamt für dringend geboten, weil dort jeweils mehr als 50 Kinder mit Bonuscard unterrichtet werden. „Die Bonuscard gilt als Indikator für vergleichsweise erschwerte Bedingungen des Aufwachsens“, heißt es in einer Mitteilungsvorlage der Stadtverwaltung. Sie ist nun dem Jugendhilfeausschuss vorgelegt worden und informiert auch über die zu erwartenden Kosten in Höhe von weiteren 440 000 Euro bis eine Million Euro für die nächsten zwei Jahre – je nachdem, welche Ausbaustufe gewählt wird.

Momentan gibt es an allen 26 Gymnasien insgesamt 13,5 Sozialarbeiterstellen, an allen acht Gemeinschaftsschulen acht Stellen, den 17 Werkrealschulen 12,5 Stellen, den 15 Realschulen acht Stellen, an 15 von 21 beruflichen Schulen 17,25 Stellen und an 15 von 19 Sonderschulen 7,75 Stellen.

Das Land schießt pro Stelle 16 700 Euro zu, das ist rund ein Drittel der städtischen Förderung. Die Jugendhausgesellschaft, Eva, Caritas, Arbeiterwohlfahrt und das Evangelische Jugendwerk finanzieren die insgesamt 79 Stellen zu zehn Prozent mit, doch die Sozialunternehmen wollen sich nun am Ausbau der Sozialarbeiterstellen nicht mehr finanziell beteiligen. „Mit jeder neuen Stelle und jeder Tariferhöhung wird das teurer für uns“, sagt Sieghard Kelle, Geschäftsführer der Jugendhausgesellschaft. Bereits heute müsse die Jugendhausgesellschaft schon 160 000 Euro aus Spenden aufbringen. „Wir befürworten einen weiteren Ausbau. Die Schulleiter halten weitere Kapazitäten für nötig, aber finanziell geht bei uns nichts mehr.“

Freie Träger wollen aus Finanzierung aussteigen

So sieht das auch Klausjürgen Mauch, der Bereichsleiter Jugendsozialarbeit bei der Evangelischen Gesellschaft. „Wir begannen im Jahr 2002 mit drei Stellen an sechs Standorten und einem Eigenkostenanteil von 30 000 Euro. In diesem Jahr sind wir an 26 Standorten mit 15,5 Stellen und Kosten in Höhe von 155 000 Euro vertreten. Mehr geht nicht. Und es ist schwer zu vermitteln, dass wir mit Spenden dauerhaft Aufgaben der Stadt und des Landes übernehmen“, sagt Mauch.

Wenn sie sich aus der Mitfinanzierung der nun geplanten weiteren Stellen heraushalten, fehlen der Stadt 44 000 bis 100 000 Euro, um ihren Plan umzusetzen. Der Gemeinderat müsste dafür Geld bereitstellen.