Das Land Baden-Württemberg und auch viele Kommunen stellen den Grundschullehrern keine Schutzmasken zur Verfügung. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Während Pädagogen weiterführender Schulen bis zu drei Einmalmasken am Tag von ihrem Arbeitgeber gestellt bekommen, müssen Grundschullehrer ihren Mund-Nasen-Schutz bisher selbst mit zur Schule bringen. Das sorgt auf den Fildern für Unmut.

Leinfelden-Echterdingen - Diese Ungleichbehandlung ist nur schwer verständlich“, sagt Barbara Fritsch-Höschele, geschäftsführende Schulleiterin in Leinfelden-Echterdingen und Rektorin der Musberger Grundschule. Für „unsere Lehrer, wie für alle Grundschullehrer“ sei dies auch eine Frage der Wertschätzung ihrer Arbeit und ihres Engagements. „Schließlich tragen alle Grundschullehrer natürlich eine Maske“, sagt sie. „In den Fluren und Lehrerzimmern müssen sie das auch.“ Die Pädagogen haben diesen Schutz auch dann vor Mund und Nase, wenn sie den Kindern etwas persönlich erklären, sie sich ihnen zuwenden. Denn in all diesen Situationen könnten die gebotenen Mindestabstände nicht eingehalten werden.

Dennoch stellt der Arbeitgeber – also das Land Baden-Württemberg – den Grundschullehren keine Masken zur Verfügung. Sie müssen ihren Mund-Nasen-Schutz selbst mitbringen und bezahlen, während „eine Vollzeitkraft an einer weiterführenden Schule bis zu drei Einmalmasken am Tag erhält“, wie Fritsch-Höschele sagt. Weil Kinder unter zehn Jahren einer Studie nach nicht als Infektionstreiber dieser Pandemie gelten, waren die Grundschulen die ersten Bildungseinrichtungen, die nach dem Lockdown im Frühjahr wieder öffnen durften. Weil aber jüngere Kinder offenbar keine große Rolle bei der Ausbreitung des Coronavirus spielen, sieht die Corona-Verordnung auch keine Maskenpflicht an den Grundschulen vor – weder für die Schüler, noch für die Lehrer. Und genau deshalb kommt das Land bisher auch nicht für den täglichen Mund-Nasen-Schutz dieser Pädagogen auf.

Auch Stadt sieht sich nicht in der Pflicht

Auch die Stadt als Schulträger sieht sich hier nicht in der Pflicht. Denn: „Lehrer sind Landesbedienstete“, sagt Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell. Will heißen, das Land müsse entscheiden, ob es sich hier mehr engagiere. Die Stadt investiere derweil in andere Dinge, die ebenfalls dazu beitragen können, der Ausbreitung des Coronavirus entgegenzuwirken. Die Kommune stattet ihre Schulen gerade mit CO2 -Ampeln aus, die ein passgenaues Lüften der Klassenzimmer möglich machen. Auch die Anschaffung von zehn Luftreinigungsgeräte für Räume, die sich nur schwer lüften lassen, ist im Gespräch. Unabhängig davon sei er für jede Idee dankbar und wolle sich auch Lösungen vor Ort nicht verschließen, erklärt Kalbfell.

Der Bürgermeister reagiert damit auf einen Vorstoß der Freien Wähler/FDP-Fraktion. Stadtrat Wolfgang Haug, der selbst Lehrer war, hatte am Rande einer kommunalpolitischen Sitzung von einer Aktion aus Stuttgart berichtet, und die Verwaltung von Leinfelden-Echterdingen aufgefordert, ähnliche Wege zu finden. Weil auch in der Landeshauptstadt Grundschullehrer bei der Verteilung der Dienstmasken bisher leer ausgehen und sich auch dort weder das Land noch die Stadt dafür zuständig fühlen, sprangen die beruflichen Schulen ein. Sie spendierten aus ihrem Fundus 18 000 Masken für ihre Kollegen.

Lehrer tragen flächendeckend Masken

Wobei die Situation in Stuttgart eine etwas andere ist, denn die Landeshauptstadt hatte aufgrund der Mitte Oktober stark gestiegenen Infektionszahlen auch eine Maskenpflicht für die Grundschullehrer verfügt. Eine solche Verfügung gibt es für den Landkreis Esslingen bisher nicht, wie Corina Schimitzek, die Leiterin des Staatlichen Schulamtes Nürtingen, auf Nachfrage erklärt. Sie weiß aber auch, dass die Grundschullehrer flächendeckend dennoch einen Mund-Nasen-Schutz tragen. „Ich denke, sie machen das auch zum eigenen Schutz“, sagt sie. Dass aber auch die Grundschulen einen Bedarf an Dienstmasken haben, ist ihr und ihrer Behörde durchaus bekannt. „Wir haben diesen Wunsch auch bereits an das für uns zuständige Ministerium herangetragen“, sagt sie. Und ergänzt: „Mal sehen, ob das Land an diesem Punkt nachsteuern will.“