Daniel Ilic darf sich seit kurzem auch offiziell Leiter der Echterdinger Grundschule nennen. Foto: Archiv/Caroline Holowiecki

Der erst 31-jährige Daniel Ilic ist mitten in der Corona-Krise vom Konrektor zum Leiter der Echterdinger Zeppelinschuleaufgestiegen. Wir haben uns mit ihm über Homeschooling, Videotelefonie und die von der Regierung in Aussicht gestellten Perspektiven unterhalten.

Leinfelden-Echterdingen - Die allermeisten Grundschüler gehen gerne zur Schule. Dort treffen sie ihre Freunde, auf ihre Lehrer lassen sie nichts kommen. Dennoch müssen sie wegen der Corona-Krise seit sieben Wochen zu Hause mit den Eltern lernen. Wir haben mit Daniel Ilic über diese verrückten Schulzeiten gesprochen. Der 31-Jährige ist mitten in der Pandemie vom Konrektor der Echterdinger Zeppelinschule zum Rektor aufgestiegen.

Glückwunsch Herr Ilic: Sie dürfen sich jetzt auch offiziell Leiter der Zeppelinschule nennen. Was bedeutet das für Sie?

Das bedeutet, dass ich nun die volle Verantwortung für knapp 230 Kinder, 16 Lehrer sowie 30 Mitarbeiter aus Schulkinderbetreuung und Ganztagsbetrieb trage. Ich bin stolz darauf, dass ich es geschafft habe, mit 31 Jahren Schulleiter zu werden, weil es mir unheimlich viel Freude macht, mit einem multiprofessionellen Team zusammenzuarbeiten und die Schule weiterzuentwickeln. Dieser Schritt ist auch eine Belohnung für knapp zweieinhalb Jahre Vorarbeit.

Haben Sie diesen Schritt aufgrund der Corona-Krise überhaupt feiern können?

Natürlich haben wir angestoßen – aber auf Distanz. Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell hat mir ein paar nette Worte der Stadt mit auf den Weg gegeben. Eine Einsetzungsfeier wird es auch geben – aber vermutlich nicht vor Herbst.

Ist es nicht seltsam, in einer so verrückten Zeit Rektor zu werden?

Die Bewerbung hatte ich ja bereits im September 2019 abgegeben. Da wusste ich nicht, welche Zeiten auf uns zukommen werden. Aber gerade jetzt ist es sehr wichtig, dass es jemanden gibt, der alle am Schulleben Beteiligten zusammenhält und nach außen hin signalisiert, was wir machen und wie wir es umsetzen. Denn eine solche Krise bringt auch viel Unsicherheit mit sich.

Wie erreichen Sie die Kinder?

Die Eltern bekommen für jeweils zwei Wochen Lernpakete mit nach Hause. Auf unserer Homepage gibt es Apps, Erklär-Videos und Lernpläne zum Runterladen. Alle Lehrer gehen einheitlich vor. Das erleichtert den Familien das Homeschooling. Videotelefonie wird bisher nur für einzelne Schüler, deren Eltern es wünschen, eingesetzt. Dabei werden Fragen besprochen, Dinge erklärt.

Warum unterrichten Sie nicht ganze Klassen via Live-Stream?

Für Grundschüler ist das nicht ganz so einfach. Die PCs und Laptops zu Hause werden oft von den Eltern für das Homeoffice oder von älteren Geschwistern für die Schule gebraucht. Die Arbeit eines Grundschullehrers lebt außerdem von der Beziehung zu den Schülern und der direkten Rückmeldung. Man darf bei alledem auch nicht vergessen, dass 50 Prozent meiner Mitarbeiter derzeit tagsüber selbst mit der Betreuung ihrer Kinder, ihrer Eltern oder anderer Risikopatienten beschäftigt sind.

Viele Familien stehen unter Druck. Sie haben das Gefühl, weder den Kindern noch der Arbeit gerecht zu werden. Sie drängen auf eine schnelle Öffnung der Schulen. Wie gehen Sie mit diesem Thema um?

Die Klassenlehrer stehen im engen Kontakt mit den Familien und Kindern. Sie fragen regelmäßig ab, wie es zu Hause geht. Alle, die Probleme haben, sollen sich melden. Darauf weise ich immer wieder hin. Wir bieten auf unserer Homepage verschiedene Unterstützungssysteme an. Dass wir den Alltag wieder zurückhaben möchten, das geht nicht nur den Eltern so. Auch ich würde mir wünschen, dass wir jedes Kind unserer Schule, zumindest einmal die Woche, in Kleingruppen vier bis fünf Schulstunden unterrichten könnten. Um die Beziehung zu halten, den Wissensstand zu erheben, den Kindern Sicherheit zu geben und sie zu motivieren.

Fehlende Motivation ist gerade auch im Homeschooling leider öfters ein Thema. Welche Tipps können Sie Eltern hierzu geben?

Ich denke der Austausch mit anderen Familien und mit Mitschülern ist hier sehr wichtig. Wenn sich Kinder mit anderen Kinder vernetzen, können sie merken: Mensch, der hat ja die gleichen Probleme wie ich.

Immerhin werden nach den Pfingstferien die Schulen für alle Grundschüler zumindest wochenweise wieder geöffnet. Was halten Sie von dieser Entwicklung?

Ich freue mich, dass wir nach dieser langen Zeit des ungewissen Wartens jetzt endlich wieder eine Perspektive haben. Die Schüler benötigen nach der langen Phase des Homeschoolings nun wieder unsere ganze Zuwendung. Vor allem erreichen wir so jene Kinder, die zu Hause nur schwer vorangekommen sind. Eine Herausforderung wird es sein, neben dem Präsenz-Unterricht die Notbetreuung für alle Eltern, die kein Homeoffice machen können, personell zu stemmen.