Peter Steudtner ist frei. Was wird aus den anderen Gefangenen in der Türkei? Foto: AP

Gut, dass der Menschenrechtler Peter Steudtner wieder auf freiem Fuß ist. Aber die Vermittlungsaktion von Altkanzler Gerhard Schröder kann erst dann abschließend bewertet werden, wenn alle in der Türkei Inhaftierten frei sind, meint unser Korrespondent Thomas Maron.

Berlin - Es ist ein Grund zur Freude, dass der Menschenrechtler Peter Steudtner in der Türkei jetzt überraschend aus der Haft entlassen wurde und ein Zeichen der Hoffnung für die verbliebenen inhaftierten Deutschen, denn Altkanzler Gerhard Schröder wird es bei seiner Vermittlungsaktion nicht nur auf die Freilassung Steudtners abgesehen hatte. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, was die Aktion politisch gekostet hat? Nicht, weil dies herzlos wäre, sondern weil davon die Chancen der verbliebenen Gefangenen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan abhängen. Klar, Schröder hat, anders als Kanzlerin Angela Merkel, einen sehr guten Draht zu Erdogan. Er pflegt – siehe Wladimir Putin – einen recht ungezwungenen Umgang mit autokratisch veranlagten Staatenlenkern.

Männerfreundschaft reicht nicht

Die persönliche Nähe ist auch die Folge eines kooperativen Umgangs Schröders mit der Türkei, als diese noch willig war, einen hohen Preis für den Beitritt zur EU zu zahlen. Aber die Männerfreundschaft wird nicht gereicht haben. Schon bald dürfte sich zeigen, ob der Preis – Stichwort Reisehinweise und wirtschaftlicher Druck - schon so hoch war, dass weiteres Entgegenkommen sich für Erdogan nicht mehr rechnet. Sollte andererseits dies der Beginn eines klug eingefädelten Zug-um-Zug-Spiels sein, wäre damit am Ende nicht nur den womöglich frei kommenden Inhaftierten geholfen, sondern auch ganz Deutschland, das langfristig auf ein gedeihliches Miteinander mit der Türkei dringend angewiesen ist.