Weinstadt und Fellbach schließen sich dem Zweckverband Breitbandausbau und damit der Kooperation mit der Telekom an. Foto: dpa

Die Stadt tritt dem Zweckverband bei – aber mit einer Ausstiegsklausel. Auch Fellbach ist dabei – ebenfalls nicht ganz ohne Bedenken gegenüber dem Kooperationspartner.

Weinstadt/Fellbach - Schnelles Internet ist für Firmen ein wichtiger Standortfaktor. Diese Erfahrung macht Karlheinz Heinisch, der Wirtschaftsförderer und Leiter des Liegenschaftsamts in Weinstadt, immer öfter. Das Problem: Zwar stehe die Stadt in Sachen schnellem Internet vergleichsweise gut da, weil die meisten Haushalte über eine Übertragungsgeschwindigkeit von 50 bis 100 Megabit pro Sekunde verfügten. „Allerdings reicht das für Gewerbe nicht aus.“ Zudem gebe es nach wie vor Gebiete, in denen die Versorgung mit unter 16 Megabit mangelhaft sei, berichtet Heinisch. Dazu gehörten der südliche Bereich von Strümpfelbach sowie einige außerhalb der Teilorte liegenden Weiler, etwa der Saffrichhof oberhalb von Beutelsbach. In Gundelsbach und Baach hingegen habe man in den vergangenen Jahren bereits investiert, um die Situation zu verbessern.

Der Grund für die teilweise schlechte Anbindung: Glasfaserkabel seien nur bis zu den Schaltschränken der Telekom verlegt, danach gehe es über Kupferleitungen weiter, sagt Heinisch, „welche den Nachteil haben, dass mit der Länge die Bandbreite abnimmt“. Erschwerend komme hinzu, dass Kupfer nicht die gleichen hohen Bandbreiten wie Glasfaser zulasse.

Telekom verspricht 90 Prozent

Um die Problematik zu lösen will man nun in Weinstadt wie die meisten anderen Kommunen im Rems-Murr-Kreis dem neu zu gründenden Zweckverband Breitbandausbau beitreten. Der Hintergrund: die Deutsche Telekom ist mit der Region Stuttgart, der Landeshauptstadt sowie den Kreisen Böblingen, Esslingen, Göppingen, Ludwigsburg und Rems-Murr eine Absichtserklärung eingegangen. 1,1 Milliarde Euro will das Unternehmen demnach bis 2030 in den Breitbandausbau investieren, 180 Millionen davon im Rems-Murr-Kreis. „Die Telekom will alle Gewerbegebiete und 90 Prozent der Haushalte mit Glasfaser ausstatten“, erläutert Heinisch. Im Gegenzug sollten die Kommunen den Ausbau ebenfalls bezuschussen, beziehungsweise Infrastruktur dafür zur Verfügung stellen. „Weinstadt hat einen erheblichen Bestand an Leerrohren, der belegt werden kann.“

Notfalls stehen die Stadtwerke bereit

Im März soll für die Kooperation mit der Telekom eine GmbH gegründet werden, an der die Kommunen über Zweckverbände in den einzelnen Landkreisen beteiligt sein sollen. Nach einem einstimmigen Beschluss des Gemeinderates ist nun auch Weinstadt dabei. Allerdings hält man sich mit einer Ausstiegsklausel ein Hintertürchen offen für den Fall, dass die späteren Verhandlungen mit der Telekom über die Rahmenbedingungen, die jede Kommunen selbst mit dem Unternehmen führen muss, nicht so verlaufen wie gewünscht.

Denn in Weinstadt fährt man zweigleisig. Eine weitere Option für den Breitbandausbau wäre nämlich, dass die örtlichen Stadtwerke diesen übernehmen und das Netz dann an die Telekom vermieten. Damit würde die Stadt dem Vorbild Schorndorfs folgen, das bislang als einzige Kommune im Kreis dem Zweckverband nicht beitreten ist.

Gewisse Skepsis auch in Fellbach

Auch Fellbach hat unlängst beschlossen, dem Zweckverband Breitbandausbau Rems-Murr beizutreten, wenngleich man das Thema laut der Rathauschefin Gabriele Zull seit dem Jahr 2018 gemeinsam mit den Stadtwerken intensiv und offensiv vorantreibe. „Ein schnelles Internet ist heute standortentscheidend und deshalb essenziell für die Daseinsvorsorge einer Kommune“, erklärte Zull. Mehrere Unternehmen hätten zuletzt ihr Angebot in Fellbach neu aufgestellt oder verbreitert. Diese Konkurrenz helfe, den Markt anzukurbeln. Im Gremium stieß das Ansinnen auf Zustimmung – auch wenn es skeptische Stimmen gab, denn „wir sind nicht alle telekom-verwöhnt“, so etwa Sybille Mack (SPD).