Rostock, 9. Januar 1979: Der Strand und die Mole von Warnemünde sind in einen dicken Schnee- und Eispanzer eingehüllt. Foto: Wikipedia commons/Bundesarchiv, Jürgen Sindermann/Bild 183-U0109-0016/CC-BY-SA 3.0

Deutschland bibbert in der Kälte, es gibt Schnee zuhauf. Den Jahreswechsel 1978/79 haben viele bis heute nicht vergessen. In Norddeutschland türmten sich bis zu sieben Meter hoch die Schneewehen, die Versorgung der Bevölkerung geriet in Gefahr. Baden-Württemberg und Stuttgart dagegen blieben von der Schneekatastrophe weitgehend verschont.

Stuttgart - 42 Jahre ist her: Eine Eisfront mit sibirischer Kälte überzieht zunächst den Norden und später den gesamten Norden und Osten Deutschlands. Vor allem die Insel Rügen trifft es besonders hart. Rund 40 Dörfer sind nicht mehr erreichbar. Bis zu sieben Meter hohe Schneewehen türmen sich auf den Straßen. Züge bleiben im Schnee stecken, das Essen wird knapp.

Kältetote und abgeschnittene Dörfer in Deutschland

Baden-Württemberg und Stuttgart bleiben von dem Jahrhundertwinter weitgehend verschont. Zwar schneit es auch hier ausgiebig, aber Endzeitszenarien wie in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen sowie im Norden und Osten der damaligen DDR gibt es nicht.

Eine Schneekatastrophe wie im Winter 1978/79 ist nach Ansicht von Meteorologen auch in Zeiten der weltweiten Klimaerwärmung möglich. Die Wahrscheinlichkeit für ein solches Ereignis wird aber geringer.

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Vor 40 Jahren sei es zu einem ungewöhnlichen Zusammentreffen mehrerer Wetterphänomene gekommen. Dazu gehörten etwa eine extreme Kälte im Norden und ein aus dem Süden kommendes, sehr langsam ziehendes Tief, so dass die kalte Luft über der Ostsee zusätzlich viel Feuchtigkeit aufnehmen konnte.

Klimaforscher hält mehr Kältewellen wegen Klimawandels für denkbar

Kältewellen wie derzeit in Europa können nach Angaben des Klimaforschers Stefan Rahmstorf im Zuge des Klimawandels häufiger werden – und die Winter dennoch wärmer. „Das kann man auch darauf zurückführen, dass der Polarwirbel instabil geworden ist“, sagt der Leiter der Abteilung Erdsystemanalyse am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

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Der Polarwirbel drehe sich normalerweise um die Arktis in der Stratosphäre, der zweiten Atmosphärenschicht, gegen den Uhrzeigersinn und beeinflusse auch das Wetter in der Troposphäre, der unteren Atmosphärenschicht.

Kaltluft verlagert sich

Der Polarwirbel schließt die arktische Kaltluft ein – solange er sich nicht abschwächt oder gar umkehrt. „Dann kann die Kaltluft, die normalerweise in diesem Wirbel über dem Pol gefangen ist, auf Abwege geraten und auf die angrenzenden Kontinente wandern.“ So kann es nach Angaben des Forschers passieren, dass es in Nordamerika oder Nordeuropa sehr kalt wird.

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„Dann wird es in der Arktis besonders warm. Die Kaltluft verlagert sich“, erklärt Rahmstorf. Sollte die Erderwärmung weiter s0 fortschreiten, dass sich in der Arktis nur wenig oder kein dauerhaftes Eis mehr bildet, könnte sich dort auch keine kalte Luft wie im Winter 1978/1979 ansammeln.