Ein Gefangenentransport erreicht die Justizvollzugsanstalt in Heilbronn. Foto: dpa

Über Jahre haben Mitarbeiter der Heilbronner Justizvollzugsanstalt Drogen ins Gefängnis geschmuggelt. Doch der Direktor der Anstalt wusste von allem wohl nichts, glaubt die Staatsanwaltschaft.

Heilbronn - Gegen den ehemaligen Leiter der Heilbronner Justizvollzugsanstalt (JVA) wird die Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Komplex „Knastschmuggel“ kein offizielles Ermittlungsverfahren einleiten. Im Rahmen mehrmonatiger Vorermittlungen hätten sich keine „zureichenden tatsächlichen Anhaltspunkte für ein strafbares Fehlverhalten der Anstaltsleitung ergeben“, heißt es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft in Heilbronn. Auch die teils über viele Tage laufenden Hauptverhandlungen gegen ehemalige Mitarbeiter, Insassen und deren Bekannten hätten keine habhaften Hinweise ergeben. „Es ist davon auszugehen, dass die Anstaltsleitung keine Kenntnis von den Vorgängen hatte“, stellt die Anklagebehörde fest.

Mehrere tausend Euro verdient

Im Zuge der Ermittlungen hatte die Staatsanwaltschaft 90 Beschuldigte identifiziert. Als Haupttäter wurde ein 37-jähriger Justizvollzugsangestellter zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte eingeräumt, Drogen, Alkohol, Essen und Handys gegen Bezahlung in das Heilbronner Gefängnis geschmuggelt zu haben. Mehrere tausend Euro soll er auf diese Weise verdient haben.

Chefposten nur kommissarisch besetzt

Im Zuge der Affäre war der Anstaltsleiter abgelöst und an das Justizvollzugskrankenhaus Hohenasperg (Kreis Ludwigsburg) versetzt worden, das er nun zusammen mit dem dortigen Ärztlichen Direktor leitet. Gegenwärtig wird die JVA Heilbronn kommissarisch geführt. Eine unterlegene Bewerberin im Nachbesetzungsverfahren habe geklagt, erklärte ein Sprecher des Justizministeriums. Auch sonst sei der Fall noch nicht abgeschlossen. Es liefen noch mehrere beamtenrechtliche Disziplinar- und Entlassverfahren gegen Beamte und Anwärter der Justizvollzugsanstalt, sagte der Sprecher.