Die in den Netzen eines Schmidener Supermarkst verendeten Sperlinge. Foto: Nabu

In einem offenbar unsachgemäß angebrachten Vogelnetz am Kaufland Schmiden sind in der brütenden Hitze mindestens ein Dutzend Spatzen qualvoll verendet. Der Fellbacher Naturschutzbund spricht von einer „miesen Masche“ – und stellt Strafanzeige.

Schmiden - Vor der stechenden Sonne und den hohen Temperaturen gab es für die Sperlinge kein Entrinnen: „Sie sind einen qualvollen Tod gestorben“, entrüstet sich Michael Eick vom Fellbacher Naturschutzbund (Nabu). Von einem aufmerk-samen Vereinsfreund hat er jetzt Bilder von einem Tierdrama zugeschickt bekommen – und sofort die Polizei und die Naturschutzbehörde im Waiblinger Landratsamt informiert: Mehrere Spatzen hatten sich in Netz verfangen und sind elendig eingegangen.

Das offenbar zur Vogelabwehr an einem Supermarkt befestigte Netz habe zum Tod von mindestens zwölf Tieren geführt, bilanzieren die Vogelschützer. Da Sperlinge – wie alle anderen einheimischen Vogelarten – besonders geschützt sind, ist eine Tötung illegal. „Wir haben umgehend Strafanzeige erstattet“, so Eick.

Doch einen so besonders krassen Fall habe er nicht erlebt

Es gebe in Fellbach leider immer wieder erhebliche Verstöße gegen das Naturschutzgesetz, berichtet der Ornithologe, der ehrenamtlich viele verschiedene Vogelschutzprojekte leitet. Doch einen so besonders krassen Fall habe er nicht erlebt. „Die Zeiten von solch grausamen Vogelfangaktionen in unserem Land sind zum Glück seit fast hundert Jahren vorbei – dachte ich.“ Doch das Beispiel lehre ihn, dass es wohl noch einige Zeit brauche, bis der Respekt vor anderen Geschöpfen in allen Köpfen und Herzen angekommen sei.

„Wir Deutschen regen uns auf über die Vogelfangnetze am Mittelmeerstrand in Ägypten oder über illegale Ortolan-Fänger für Feinschmecker in Frankreich auf. Aber vor unserer eigenen Haustür beziehungsweise der Tür des Supermarktes sieht es nicht besser aus.“ Und Michael Eick ergänzt mit Hinweis auf das Schutznetz: „Das was hier gemacht wurde, ist eine ganz miese Masche“

Oder zumindest ganz schlimme Schlamperei und damit grobe Fahrlässigkeit: Das Netz weist an einigen Stellen größere Löcher auf, durch die Sperlinge in den eigentlich abgesperrten Bereich gelangen können. Nur den Weg nach draußen finden die Vögel in der Regel nicht mehr.

Schon alleine wegen der besonderen Grausamkeit hofft man beim Nabu auf Aufklärung

Das Nabu-Mitglied, das dieses Problem bemerkt hat, wundert sich: „Ich kann mir kaum vorstellen, dass das bisher niemand bei Kaufland bemerkt haben soll. Ich kaufe hier nicht oft ein, aber da gehen ja jeden Tag unzählige Leute ein und aus.“

Schon alleine wegen der besonderen Grausamkeit hofft man beim Nabu auf Aufklärung. Wer auch immer hier so stümperhaft vorgegangen sei, müsse eine empfindlichen Strafe erhalten. „Es muss sich endlich herumsprechen, dass so etwas kein Kavaliersdelikt ist, sondern ein Straftat-bestand“ stellt der Nabu-Vertreter klar. „Die Geldbußen hierfür können durchaus im fünfstelligen Bereich liegen.“

Die im Nest sitzenden Jungtiere erstickten qualvoll

Außerdem müsse man damit rechnen, dass es weitere qualvoll verendete Sperlinge gebe. Es gebe garantiert eine gewisse Dunkelziffer. Beim Nabu ist man nicht sicher, ob weitere Exemplare woanders gestorben oder inzwischen auch weggeräumt worden sind. Weitere sachdienliche Hinweise oder Zeugenaussagen seien erwünscht. Personen, die etwas beobachtet haben, sollen sich unter kontakt@nabu-fellbach.de oder telefonisch unter der Rufnummer 0711 / 99 32 21 12 melden.

Durchs Einschreiten der Naturschutzbehörde ist das an dem Supermarkt angebrachte Vogelschutznetz inzwischen demontiert worden. Naturschützer Michael Eick lobt ausdrücklich die Kooperations-bereitschaft von Handelshaus und Be-hörde. Erst vor wenigen Wochen hatte der Naturschutzbund eine Strafanzeige gegen einen Wohnungsinhaber in Oeffingen gestellt, der ein Vogelnest in der Hausfassade verschließen hatte lassen. Die im Nest sitzenden Jungtiere erstickten qualvoll.