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Die finnische Band Nightwish gefällt beim Finale ihrer Europatournee in der Schleyerhalle.

Rummel und kein Ende: Wer nach dem Frühlingsfest am Sonntagabend noch nicht genug von Kettenkarussells und blinkenden Lichtern hatte, konnte in der Schleyerhalle in die Verlängerung gehen. Der Grund: Die finnischen Metal-Superstars Nightwish begingen das Finale ihrer Europatournee mit dem Budenzauber, den das neue Werk „Imaginaerum“ verdient.

7500 Besucher folgen dem Ruf und müssen sich zunächst mit zwei Vorbands auseinandersetzen. Um 20.45 Uhr ist das Vorgeplänkel abgehakt. Das Intro „Taikatalvi“ ertönt, hinter der verhüllten Bühne zeichnet sich die Silhouette eines Geschichtenerzählers im Schaukelstuhl ab. Sofort ist man mittendrin in der Nightwish-Welt, jener Kreuzung aus Tim Burton, Nimmerland und Mittelerde. Das gilt auch für die Musik: Nahtlos geht das Intro in „Storytime“ über – die Nummer, die den Finnen die Stilbezeichnung „Abba-Metal“ eingebracht hat. Der Vorhang fällt beim zweiten Refrain und enthüllt eine Zirkuswelt: Alles ist mit Motiven aus dem Artwork des aktuellen Albums verziert, über der fünfköpfigen Band (toll: Keyboarder Tuomas Holopainen an seiner „Fluch der Karibik“-Gedächtnisorgel) thront eine gigantische digitale Leinwand. Zu gerne lässt man sich von Nightwish in das Karussell der Fantasie entführen, das allerdings immer dann ins Stocken gerät, wenn sich Sängerin Anette Olzon an den Stücken ihrer Vorgängerin Tarja Turunen versucht: Sowohl „Wish I Had An Angel“ als auch „Ever Dream“ lassen die Dramatik vermissen, die diese Band früher auszeichnete. Macht nichts, schließlich stehen viele neue Songs auf der Agenda. Die Horror-Oper „Scaretale“ mit dem bizarren Jahrmarkt-Intermezzo wird dann auch zum Highlight einer Show, die sich manchmal zu sehr auf bunte Flammen verlässt und die Musiker beinahe zu Nebenfiguren degradiert.

Dabei haben sie das gar nicht nötig: Mit Troy Donockley, dem virtuosen Spieler der irischen Uilleann Pipes, wird der akustische Teil eingeläutet, der mit Stücken wie „The Islander“ (in einem Meer an Feuerzeugen und Handybildschirmen) besinnliche Töne anschlägt. Eine Zugabe ist bei so viel Jubel natürlich Ehrensache. Nach Jean Sibelius’ „Finlandia“ kündigt sich mit „Song Of Myself“ das große Opus des neuen Albums an. Letzter Akt ist, wie könnte es anders sein, das hymnische „Last Ride Of The Day“. Noch einmal kämpft sich die Achterbahn die Steigung herauf, noch einmal schießt sie durch Loopings, Tunnel und Haarnadelkurven herab. Dann, nach zwei Stunden guter Unterhaltung, schließt der Nightwish-Vergnügungspark seine Pforten. Und auch wenn es etwas zu viel Zuckerwatte gab: Spaß gemacht hat es dennoch.