Schlingnattern umschlingen ihre Beute, erdrücken sie und würgen sie hinunter. Foto: Archiv

Der frühere Biologielehrer Dieter Schmidtke konnte mit der Fotokamera nachweisen, dass es Schlingnattern auf dem Kappelberg gibt. Die Schlangen umschlingen ihre Beute, erdrücken sie und würgen sie ganz herunter.

Fellbach - Mit der Kamera konnte der frühere Biologie-Lehrer Dieter Schmidtke das Vorhandensein von Schlingnattern auf dem Kappelberg nachweisen. Eigentlich haben die geschützten Tiere in unserer Gegend nur zwei Verbreitungsgebiete: entlang der Weinberge von Großheppach bis Schorndorf und oberhalb der Weinberge zwischen Esslingen und Rotenberg.

Auf der Bank sonnt sich eine Schlingnatter. Foto: Dieter Schmidtke
Zum Jahr der Natur 1970 wollten Schüler des Friedrich-Schiller-Gymnasiums (FSG) mit ihren Biolehrern mit der schuleigenen Super-8-Kamera einen Film über wild lebende Tiere auf Markung Fellbach drehen. Dabei berichteten einige, sie hätten auf dem Kappelberg Schlangen gesehen. Leider ließen sich diese Beobachtungen mit der Kamera nicht belegen, so dass diese Reptilien im Film „Am Rande unserer Stadt“ nicht vorkommen.

Der Biss ist für einen Menschen harmlos

1985 erreichte an einem sonnigen Vormittag das FSG ein Anruf, ein Biologe solle schnell in die Esslinger Straße kommen, auf der Gartenterrasse eines Hauses würde sich eine große Schlange sonnen. Schnell verständigte ein Lehrer ein Mitglied des Aquarianervereins, der Erfahrungen mit Schlangen hatte. Mit Hilfe eines Schülers fing er das Reptil ein und brachte es ins FSG. Es handelte sich tatsächlich um ein Schlingnatter-Weibchen. Die etwa 70 Zentimeter große Schlange schien ziemlich zahm zu sein, denn sie ließ sich problemlos mit der Hand einfangen, zischte nicht und versuchte auch nicht zu beißen. Doch der Biss wäre für Menschen ziemlich harmlos gewesen, meist wird die Haut nur geritzt.

Schlingnattern sind lebendgebärend

Am Körper des Weibchens zeichneten sich deutlich die Umrisse von Eiern ab. Es musste kurz vor der Eiablage stehen. Schlingnattern sind lebendgebärend, im Moment der Eiablage schlüpfen die Jungen. Daher wurde die Natter gleich wieder in die Freiheit entlassen. Auf der Südseite des Kappelbergs fand sie sicher geeignete Lebensbedingungen, genügend Eidechsen, Mäuse und größere Insekten als Nahrung. Wie schon der Name Schlingnatter andeutet, umschlingen sie ihre Beute, erdrücken sie und würgen sie ganz hinunter.

In den folgenden Jahren sichteten Spaziergänger immer wieder Schlangen auf dem Kappelberg. Es konnten nur Schlingnattern sein, obwohl die Kriechtiere gelegentlich als Kreuzottern bezeichnet wurden. Eine dunkle Reihe von Flecken auf dem Rücken täuscht tatsächlich eine entfernte Ähnlichkeit mit den Giftschlangen vor. Kreuzottern kommen aber mit Sicherheit auf dem Kappelberg nicht vor.

Will man die scheue Schlange fotografieren, so gelingt dies am besten morgens, wenn sich das Reptil in der Sonne aufwärmt. Nattern sind zu dieser Zeit noch klamm von der Nachtkühle und recht unbeweglich. So kam erst vor einigen Monaten das erste Foto einer Schlingnatter vom Kappelberg zustande. Sie hatte sich für das morgendliche Sonnenbad allerdings einen recht ungewöhnlichen Ort auf einer Holzbank ausgesucht. Ob es sich wohl um einen Nachkommen der Schlange aus der Esslinger Straße gehandelt hat?