Fairplay-Gedanke wurde beim Holzmadener Jugendfussballturnier mit Füßen getreten a Foto: Pressefoto Baumann

Im Verfahren wegen der Schlägerei bei einem Kinderfußballturnier in Holzmaden (Kreis Esslingen) ist ein 48-jähriger Angeklagter vor dem Amtsgericht Kirchheim zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Zudem muss er eine Geldauflage von 1000 Euro bezahlen.

Kirchheim - Im Verfahren wegen der Schlägerei bei einem Kinderfußballturnier in Holzmaden (Kreis Esslingen) ist ein 48-jähriger Angeklagter vor dem Amtsgericht Kirchheim wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu einer zweimonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Zudem muss er eine Geldauflage von 1000 Euro bezahlen.

Die Strafe für die Massenschlägerei am 30. Juni 2013 mutet dürftig an angesichts der brutalen Auseinandersetzung, an der sich rund 15 Personen vor den Augen der jungen Kicker beteiligt hatten. Doch ist es der Vorsitzenden Richterin Franziska Hermle-Buchele zufolge „vermessen zu glauben, das damalige Turbulenzgeschehen bis ins Detail klären zu können“. Trotz 20 Zeugen ist dies tatsächlich nicht gelungen. Dennoch erachtet es die Richterin als erwiesen, dass es der Angeklagte war, „der den ersten Schlag gesetzt hat“.

Nach diesem Fausthieb ins Gesicht eines Widersachers seien „alle Dämme gebrochen“. Neben Schlägen und Tritten wurden auch Flaschen als Waffen eingesetzt. Auch der Angeklagte habe eine in der Hand gehalten. Aber wer wann damit zugeschlagen habe „lässt sich nicht mehr feststellen“. Deshalb sei er nicht – wie von der Staatsanwältin gefordert – wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Aber er könne auch nicht freigesprochen werden, wie sein Verteidiger beantragt hatte. Denn der 48-Jährige und sein aus Frankreich zu Besuch weilender Neffe seien von mehreren, auch unbeteiligten Zeugen als äußerst aggressiv bezeichnet worden und einige von ihnen seien sicher gewesen, dass der Angeklagte als Erster zugeschlagen hat.

Es war die vermeintliche Fehlentscheidung eines 15-jährigen Schiedsrichters im F-Jugend-Spiel FC Eislingen-SC Geislingen, die den Angeklagten und einige seiner Verwandten in Rage brachte. Es entwickelte sich ein Wortgefecht mit dem Co-Trainer der Geislinger, in den wiederum ein Brüderpaar eingriff, das eigenen Angaben zufolge schlichten wollte. Zunächst mag das gestimmt haben, aber in der Folge entwickelte sich eine minutenlange Schlägerei, in der dem Angeklagte ein Zahn ausgeschlagen, das Nasenbein gebrochen und Prellungen zugefügt wurden. „Wer Sie geschlagen hat, da hört man von den Zeugen nichts“, stellt auch die Richterin fest. Aber die wollten sich auch nicht selbst belasten. Zudem widerlege ein am Ende der Schlägerei aufgenommenes Video die Aussage des Angeklagten, er sei benommen am Spielfeldrand gelegen: „Sie haben weiter mitgemischt.“

Bedenklich, so Hermle-Buchele, sei der Ort des Geschehens. Die Kinder, die bei dem Turnier Spaß, Spiel und Sport hätten genießen wollen, „mussten sich das mit ansehen, was sie sehr belastet hat“. Der Angeklagte und seine Anhänger hätten keine Hemmungen gehabt, „sich zu produzieren und ein ganzes Turnier zum Absturz zu bringen“. Die Bewährungsstrafe solle ein Warnsignal sein, ein solches Gebaren künftig zu unterlassen. Spürbar sei für ihn sicher die Geldauflage von 1000 Euro an die Stiftung Agapedia. Gegründet hat sie Jürgen Klinsmann, „ein als fair bekannter Sportsmann“, so Hermle-Buchele.