Polizisten stehen am Freitag vor dem abgesperrten Bahnhof von Kempten. Foto: dpa

Zu der Schießerei in dem voll besetzten Zug im Allgäu werden nach und nach immer mehr Details bekannt. Bei hohem Tempo flüchteten die beiden Täter am Freitag aus dem fahrenden Zug. Einer bezahlte dies mit seinem Leben, sein Komplize liegt im Koma.

Zu der Schießerei in dem voll besetzten Zug im Allgäu werden nach und nach immer mehr Details bekannt. Bei hohem Tempo flüchteten die beiden Täter am Freitag aus dem fahrenden Zug. Einer bezahlte dies mit seinem Leben, sein Komplize liegt im Koma.

Kempten/Günzach - Nach der folgenschweren Schießerei in einem voll besetzten Zug im Allgäu liegt der überlebende Täter im Koma. „Sein Zustand ist stabil, akute Lebensgefahr besteht im Moment nicht mehr“, teilte das Polizeipräsidium München am Samstag mit. Der Mann wurde am Freitag schwer verletzt bei dem Versuch, bei hoher Geschwindigkeit aus dem fahrenden Zug zu fliehen. Ein zweiter Täter wurde bei dem Fluchtversuch überrollt, laut Polizei war er auf der Stelle tot.

Mit 80 bis 100 Stundenkilometern war der Regionalzug laut Polizei unterwegs, als die beiden Männer nach der Schießerei zu entkommen versuchten. Das Öffnen der Türen habe die Notbremsung ausgelöst, dann sei der mit rund 300 Menschen besetzte Zug bei Günzach zum Stehen gekommen.

Zuvor hatten sich in dem Zug dramatische Szenen abgespielt: Zwei Bundespolizisten war aufgefallen, dass ein Passagier zur Fahndung ausgeschrieben war. Gegen den Mann lag ein Haftbefehl zur Vollstreckung einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten wegen räuberischen Diebstahls vor. Plötzlich habe einer der beiden Männer ohne Vorwarnung auf die Beamten geschossen - „vermutlich mit einer nicht als solche erkennbaren Schreckschusspistole“.

Zufällig anwesender LKA-Beamter feuert auf Täter

Als die Polizisten flüchteten, habe das Duo nachgesetzt, einen der beiden Beamten niedergeschlagen und dessen Dienstwaffe an sich genommen. Mit dieser Waffe sei dann zweimal auf den zweiten Polizisten geschossen worden: Er erlitt einen Beinschuss, ein zweites Projektil traf die Schutzweste, die ihn vor einer „möglicherweise tödlichen Verletzung“ bewahrt habe. Der Mann wurde operiert, muss aber noch einige Tage in der Klinik bleiben. Sein Kollege, der eine Platzwunde am Kopf davontrug, konnte das Krankenhaus bereits wieder verlassen.

Ein zufällig anwesender LKA-Beamter eilte seinen Kollegen zur Hilfe und feuerte mit seiner Waffe auf die beiden Täter. Daraufhin habe das Duo versucht, durch den Sprung aus dem fahrenden Zug zu entkommen. Der Zugführer eines entgegenkommenden Zuges habe den Leichnam des Getöteten entdeckt und die Einsatzkräfte alarmiert, hieß es weiter.

In dem Regionalzug kam es nach Zeugenaussagen angesichts des dramatischen Geschehens zu panikartigen Situationen. Ein Zugbegleiter habe die Fahrgäste über Lautsprecher aufgefordert, sich im hinteren Zugteil in Sicherheit zu bringen, schilderte ein Augenzeuge in der „Allgäuer Zeitung“. Als der Zug bei Günzach zum Stehen kam, flüchteten zahlreiche Fahrgäste in einen nahe gelegenen Wald.