Unter der Marke „bwegt“ organisiert Verkehrsminister Winfried Hermann den Nahverkehr auf der Schiene im Land. Foto: Lichtgut//Leif-Hendrik Piechowski

Kurz vor der Landtagswahl zieht Verkehrsminister Winfried Hermann Zwischenbilanz in Sachen Schienennahverkehr. In diesem Bereich hat sich im Land hat sich viel getan. Gut ist längst nicht alles, kommentier StN-Titelautor Christian Milankovic.

Stuttgart - Dass Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ausgerechnet nun das Bedürfnis verspürt, Zwischenbilanz in Sachen Schienennahverkehr in Baden-Württemberg zu ziehen, ist weniger mit grundstürzenden Neuigkeiten zu erklären als mit einem Blick auf den nahenden Wahltermin im Land. Geschenkt.

Zweierlei muss man Hermann zu Gute halten. Er befasst sich wie kaum einer seiner Vorgänger mit dem System Bahn – und er hat Veränderungen angeschoben. Ob die aber in allen Fällen zu Verbesserungen geführt haben, ist zumindest Gegenstand von kritischer Betrachtung.

Land entschädigt aufgebrachte Fahrgäste

Zwei Zahlen veranschaulichen, dass auch im Schienenverkehr nach Hermanns Muster längst nicht alles rund läuft. 1,7 Millionen Euro an Entschädigungen hat das Land jüngst an mehr als 17 000 Fahrgäste ausgeschüttet, um deren Furor über verspätet oder gar nicht fahrende Züge zu besänftigen. Die vom Land beauftragten Bahnunternehmen wiederum berappen jährlich rund 15 Millionen Euro an Strafzahlungen, weil sie den vertraglich vereinbarten Pflichten nicht nachgekommen sind.

Wahr ist aber auch: Die Züge, so sie den Fahrplan nicht nur als unverbindlichen Vorschlag betrachten, sind häufiger als zuvor unterwegs. Und es ist fast durchweg neues Material, dass da über die Schienen rollt. Aber: Dafür hat sich eine eigens gegründete, landeseigene Gesellschaft mit fast zwei Milliarden Euro verschuldet. Das Geld soll durch Pachtzahlungen wieder hereinkommen – eine Wette auf die Zukunft in der Annahme, dass das System Schiene sich so weiterentwickelt, wie sich der Minister das vorstellt.

christian.milankovic@stuttgarter-nachrichten.de