So schlimm wie auf dem Foto aus Nordrhein-Westfalen ist es mit dem schiefen Kran von Oberaichen nicht gekommen. Aber die Anwohner hatten trotzdem Schrecksekunden. Foto: dpa

Ein in Schieflage geratener Kran hat vor Kurzem Aufregung unter Anwohnern in Leinfelden-Echterdingen ausgelöst. Wie wird kontrolliert, dass bei Bauarbeiten alles möglichst sicher zugeht? Ein Überblick.

Oberaichen - Ein Baukran, der sich zur Seite neigte, hat Anwohner aus Oberaichen vor Kurzem in Angst und Schrecken versetzt. Warum sich der Boden unterhalb eines Kranfußes abgesenkt hatte, ist den Fachleuten unklar. Das Baurechtsamt veranlasste umgehend, dass der Kran eingefahren wird. Wir gehen den Fragen nach, was auf einer Baustelle überprüft wird und wer wofür zuständig ist.

Wer ist von städtischer Seite dafür zuständig, auf Baustellen nach dem Rechten zu sehen?

Beim Baurechtsamt ist dafür eine Stelle eingerichtet. „Wir haben einen Baukontrolleur, der darauf achtet, dass die öffentlich-rechtlichen Vorschriften der Landesbauordnung eingehalten werden“, sagt der Leiter des Baurechtsamts, Michael Bläske. „Er überwacht anlassbezogen die ganze Baustelle.“

Wann beginnen die Kontrollen?

Damit ein Bauherr eine Baugenehmigung erteilt bekommt, wird geprüft, ob alle Auflagen und Nebenbestimmungen eingehalten werden. Ein Statiker muss Berechnungen zur Bodenbeschaffenheit und zur Statik des Gebäudes vorlegen. Bei großen Bauprojekten kontrolliert nach dem Vier-Augen-Prinzip noch ein weiterer Prüfstatiker die Berechnungen. Er wird vom Baurechtsamt beauftragt.

Ab wann darf gebaut werden?

Hängt an einer Baustelle ein voller roter Punkt, ist das ganze Bauprojekt zur Ausführung freigegeben. Damit aber schon vorher die ersten Handwerker loslegen können, kann ein Bau Schritt für Schritt freigegeben werden. Das zeigen halbe rote Punkte an. „Der Statiker berechnet die Pläne meistens von unten nach oben, also von der Tiefgarage hoch zum Dach“, erklärt Michael Bläske. Meist wird der Baugrubenaushub zuerst freigegeben. Hier schaut der Baukontrolleur unter anderem, ob die Böschungsneigung korrekt ist.

Wie geht ein Baukontrolleur vor?

„Er hat Betretungsrecht auf der Baustelle“, sagt der Leiter des Baurechtsamts. Wie oft er vorbeischaue, obliege seiner Einschätzung. Vor Ort prüfe er nach Augenschein, ob die Größe, die Maße und die Nutzung eingehalten werden. „Bei einem unproblematischen Vorhaben wie einer Garage oder einem Einfamilienhaus ist die Prüfungsintensität nicht so groß wie bei einem großen Vorhaben“, sagt Bläske. Bei großen Bauprojekten gibt es zwei wichtige Prüfungsschritte: die Rohbau- und die Schlussabnahme. Dabei prüft der Baukontrolleur zum Beispiel, ob die Maße und die Wandöffnungen passen. „Wenn es nach der Schlussabnahme nichts Wesentliches zu beanstanden gibt, dann ist das Gebäude zur Nutzung freigegeben.“

Was passiert, wenn Anwohner sich beim Baurechtsamt melden?

Michael Bläske versichert, dass Sorgen von Bürgern – wie jüngst beim schiefen Kran – ernstgenommen werden. „Wenn Anwohner anrufen, dann geht unser Baukontrolleur raus und schaut sich das an.“ Das passiere etwa, wenn ein Bauzaun nicht verschlossen ist oder vom Wind umgeworfen wurde. Häufig gehe es auch um zwischenmenschliche Probleme zwischen einem Bauherren und den Nachbarn. Wenn sich die Bedenken als berechtigt erweisen, informiert der Baukontrolleur den Bauleiter, der dann entsprechende Maßnahmen einleitet. Im Fall des schrägen Krans wurde dieser umgehend eingefahren.

Welche Dinge liegen nicht in der Zuständigkeit des Baukontrolleurs?

Um Fragen der Arbeitssicherheit kümmert sich das Landratsamt. Dabei geht es zum Beispiel darum, ob die Bauarbeiter Sicherheitswesten tragen. Dass Zufahrten auf dem Baugelände ordnungsgemäß verlaufen oder wo ein Kran aufgestellt wird, liegt in der Zuständigkeit des Bauleiters. Müssen Straßen außerhalb des Baugrundstücks gesperrt werden, übernimmt das die Verkehrsbehörde.

Was sind häufige Knackpunkte eines Baukontrolleurs?

„Wenn im Rahmen von Abnahmen noch Mängel festgestellt werden oder Nachweise fehlen, dass etwa eine Tür die Brandschutzbestimmungen erfüllt oder der Elektriker die DIN-Vorschriften eingehalten hat, dann müssen wir diesen Dingen oft wochenlang hinterherrennen“, sagt der Baurechtsamtsleiter.

Was passiert, wenn Verstöße festgestellt werden?

Wenn anders gebaut wird, als in der Baugenehmigung festgeschrieben ist, kann es dazu kommen, dass der Bau vorübergehend eingestellt wird. „Das ist ein Fall von Schwarzbau“, sagt Bläske. Dies komme aber nicht häufig vor. Ganz selten werde ein Teilabriss erzwungen, eher komme es zu nachträglichen Genehmigungen und Strafzahlungen im Rahmen einer Ordnungswidrigkeit.