Wespen am Rollladen – das beschäftigt die Bekämpfer im Sommer andauernd. Foto: Claudia Barner

Ob Kakerlaken, Wespen oder Mäusen – vor allem im Sommer steht beim Schädlingsbekämpfer Dennis Hoffmann das Telefon nicht mehr still. Neben den alten Bekannten muss sich die Firma aber auch um neue Tiere kümmern.

Musberg - Das Telefon steht nicht still. Es ist Wespenzeit und nicht jeder hat das Glück, dass die angriffslustigen Insekten nach einer kurzen Rast auf dem Marmeladenbrot wieder abschwirren. „Wir haben momentan bis zu 30 Anrufe am Tag von Menschen, die Hilfe bei der Beseitigung eines Wespennests brauchen“, erzählt Dennis Hoffmann. Der 37-Jährige ist nicht nur im Sommer ein gefragter Mann. Seit zwölf Jahren arbeitet er als Schädlingsbekämpfer beim Musberger Unternehmen Walter Grönhoff. Ob Wespen, Ratten, Mäuse, Ameisen, Tauben, Schaben oder Bettwanzen – der Experte hat zu jeder Jahreszeit das passende Rezept gegen die ungebetenen Gäste.

Und was machst du so? Wenn bei privaten Treffen die Frage nach dem Beruf gestellt wird, schaut Dennis Hoffmann nach seiner Antwort in erstaunte Gesichter. „Das ist dann mindestens eine halbe Stunde lang Gesprächsstoff“, sagt er. Über den Kampf gegen das Ungeziefer zu parlieren, ist zwar partytauglich. Doch dazu, dass sie selbst die Hilfe der professionellen Kammerjäger brauchen, stehen nur wenige. „Wir arbeiten immer im Verborgenen. Keiner mag uns gerne sehen“, weiß Dennis Hoffmann.

Es gibt einen gewissen Ekelfaktor

Die sieben Techniker im Außendienst des Musberger Unternehmens, das 1999 von Jürgen Burkhardt übernommen wurde, sind deshalb in unauffälligen Privatwagen unterwegs. Denn gerade im Lebensmittelgewerbe sind die Empfindlichkeiten groß. Gerüchte machen schnell die Runde – auch wenn es für den Einsatz meist eine harmlose Erklärung gibt. Der 37-Jährige hat Verständnis dafür: „Die Schädlingsbekämpfung hat einen gewissen Ekelfaktor, und nur wenigen ist bewusst, dass wir in erster Linie Hygiene verkaufen. Wir stehen für Sauberkeit. Der Großteil unserer Arbeit dient der Prophylaxe.“

Das gilt vor allem für die gewerblichen Kunden. „Unser Betrieb ist auf den Bereich Gesundheits- und Vorratsschutz spezialisiert“, berichtet Dennis Hoffmann. Zum Kundenstamm gehören deshalb auch etwa 150 große Lebensmittelmärkte. Der Experte klärt auf: „Jeder Großbetrieb, der mit Lebensmitteln zu tun hat, muss Vorsorge treffen und hat etwa alle vier Wochen den Schädlingsbekämpfer im Haus. Wir kontrollieren, ob die ausgelegten Köder noch funktionieren und stellen sicher, dass nur das bekämpft wird, was wir auch bekämpfen wollen.“

Es können große Schäden entstehen

Das Wissen dafür hat der gelernte Glaser- und Fensterbauer bei einer dreijährigen Ausbildung erworben. „Ich habe durch Zufall über Bekannte von dem Beruf erfahren und fand es einfach spannend“, erzählt Dennis Hoffmann. Über die Fortpflanzung und das Verhalten der bedrohlichen Mitbewohner weiß der 37-Jährige nun bestens Bescheid. Und auch im Umgang mit chemischen und biologischen Substanzen ist er geschult. „Wir haben strenge Qualitäts- und Umweltstandards“, betont er. Davon profitieren nicht nur Bäckereien, Kantinen oder Restaurants. „Auch in Industriebetrieben können große Schäden entstehen. Eine Maus, die am Kabel nagt, kann ein komplettes Werk stilllegen“, gibt er zu bedenken.

Im privaten Bereich kommt zu den materiellen Verlusten oft noch eine emotionale Komponente hinzu. Die Entdeckung von Mehlmotten in der Küche, Ratten im Keller oder Kakerlaken im Bad nimmt keiner auf die leichte Schulter. „Wir sind auch als Seelentröster gefragt. Die Leute sind sehr geschockt. Viele erzählen erst einmal ausführlich, dass sie doch alles sauber halten“, berichtet Dennis Hoffmann. Er kann die Kunden beruhigen. Denn die Erfahrung hat ihn gelehrt: „Es kann wirklich jeden erwischen.“

Reisende bringen die Schädlinge aus dem Urlaub mit

Vor allem in Altbauten nisten sich die Insekten und Nager gern ein. Doch auch in modernen Hightech-Küchen war Dennis Hoffmann schon auf der Jagd nach Mehlmotten. „Das Problem kauft man sich ein. Die Larven sind erfinderisch, wenn es darum geht, sich in den Verpackungen zu verstecken“, erklärt er. Neue Herausforderungen bringen zudem die Globalisierung und der Klimawandel mit sich. „Wir haben immer mehr Anfragen wegen Bettwanzen. Die schleppen die Reisenden aus dem Urlaub ein“, stellt Dennis Hoffmann fest. Die trockene Witterung im vergangenen Jahr habe außerdem dafür gesorgt, dass die Ratten aus den Löchern kamen. „Wenn die Kanalisation zu wenig Wasser führt, kommen sie an die Oberfläche“, berichtet der Experte. Auch die Bekämpfung des Buchsbaumzünslers und der Eichenprozessionsspinnerraupe gehört mittlerweile zum Repertoire der Musberger Firma.

„Uns geht die Arbeit nicht aus“, sagt Dennis Hoffmann und macht sich auf zum nächsten Termin. Ein Lebensmittelhersteller hat einen außergewöhnlichen hohen Fliegenbefall gemeldet, und dann wartet noch eine Familie, die ein Wespennest im Rollladen entdeckt hat. „Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Wir haben bisher noch alles in den Griff bekommen“, sagt der 37-Jährige selbstbewusst. Ratten, Kakerlaken oder Wespen bringen ihn nicht aus der Ruhe, sagt er. Doch auch der Schädlingsbekämpfer hat seine Gruselmomente. „Wenn’s geht, halte ich mich von Spinnen fern.“