Prachtvoll, aber sanierungsbedürftig: die Stuttgarter Oper. Foto: Thomas Niedermueller

In unserer Wahlserie haben wir die Leserinnen und Leser um ihre Meinung zum Stuttgarter Kulturquartier gefragt – und sehr unterschiedliche Antworten bekommen.

Stuttgart - Über die Zukunft des Kulturquartiers sind sich die Leser unserer Zeitung ähnlich uneins wie die im Gemeinderat vertretenen politischen Parteien. In einem Punkt allerdings gibt es Übereinstimmung: Kultur sei ein essenzieller Bestandteil des Gemeinwesens und wichtig für dessen Zusammenhalt. Bei der Frage, ob eher eine Sanierung des Großen Hauses als Spielstätte für Oper und Ballett oder der Neubau einer Oper zukunftsgerichtet ist, gibt es unterschiedliche Ansichten.

Gisela Liersch-Mitarotonda aus dem Raum Göppingen etwa plädiert für eine Sanierung. Die Lage des denkmalgeschützten Littmann-Baus am Eckensee sei „traumhaft“, der Bau zudem ein historisches Monument. Für die gebürtige Stuttgarterin ist die Sanierung nicht in erster Linie eine Frage des Geldes: „Für das Stuttgart-21-Loch hat man ja sogar Milliarden lockergemacht.“

So ähnlich sieht das auch die nach eigenen Angaben „fleißige Opern- und Ballettbesucherin“ Ingeborg Neumaier aus Möhringen. „Ich bin für die Sanierung und den Erhalt der alten Oper im Oberen Schlossgarten“, erklärt sie am Telefon. Das Projekt Stuttgart 21 habe auch viel Geld gekostet, da dürfe man die Opernsanierung nicht mit anderen Maßstäben messen.

Hans-Jürgen Busch aus Rommelshausen will, dass endlich eine Entscheidung getroffen und die Sanierung nicht länger hinausgezögert wird. Er ärgert sich über immer neue Varianten des Vereins Aufbruch Stuttgart. Dem pflichten weitere Leser bei.

„Unkalkulierbares Kostenrisiko“

Anders dagegen Alexander Schmitt aus Stuttgart. Beim Besuch im Stadtbüro spricht sich der gebürtige Franke für den Neubau einer Oper an der unteren Königstraße aus. „Mir gefällt der Masterplan von Aufbruch Stuttgart für das Kulturquartier“, sagt Schmitt. Der Littmann-Bau könne dann ganz dem Stuttgarter Ballett vorbehalten bleiben. Gleich mehrere Leser plädieren zudem für den Bau eines Konzerthauses in der Innenstadt.

Für Christine Heitzmann-Kerres ergibt eine umfassende Sanierung des Littmann-Baus keinen Sinn. Durch den Einbau einer Kreuzbühne, wie von den Staatstheatern gewünscht, würden sich die Proportionen des Kulturdenkmals verändern. Außerdem sei mit der Sanierung und Erweiterung des historischen Gebäudes ein „unkalkulierbares Kostenrisiko“ verbunden. Die Architektin, die Mitglied bei Aufbruch Stuttgart ist, plädiert für einen Neubau – am liebsten auf dem Gelände des benachbarten Königin-Katharina-Stift-Gymnasium oder im Akademiegarten, den sie im aktuellen Zustand für einen „Unort“ hält.

Volker Karcher, der als „Stuttgart Greeter“ alternative Stadtführungen zu persönlichen Lieblingsplätzen anbietet, befürwortet ebenfalls einen Opernneubau – mit Dachgarten – in der unteren Königsstraße. Die beiden Gebäude – Littmann-Bau und neue Oper – würden dann ideal korrespondieren.