Ob das Naturfreibad endgültig gerettet ist, wird erst der Betrieb zeigen. Foto: factum/Weise

Das Wasser im Becken scheint rein, aber das schien es zu Beginn der Saison 2016 auch schon.

Herrenberg - Die Werte scheinen eindeutig. Escheria coli nahe null, Enterokokken null, Pseudomonaden null. Diese Bakterienkonzentrationen sind am 8. Mai gemessen worden und scheinen zu belegen: Das Wasser im Becken des Naturfreibads ist rein. Die Sanierung über den Winter scheint erfolgreich. Weil schon andere Tests ohne Auffälligkeiten verlaufen waren, haben die Verantwortlichen in der Herrenberger Verwaltung flugs den 20. Mai als Beginn der Freibadsaison festgelegt. Die Hygiene würde eine sofortige Eröffnung erlauben. Aber nur wenige würden wohl in 16 Grad kaltem Wasser schwimmen wollen. Es wird noch aufgeheizt.

Allerdings „sind wir angesichts der Vorgeschichte nicht in der Lage, eine Garantie abzugeben“, sagt Florian Müller, der Leiter der Herrenberger Stadtwerke. Zu Beginn der Saison 2016 hatten die Laboruntersuchungen nahezu dieselben Ergebnisse wie die aktuellen. Ungeachtet dessen musste das Bad im Herbst sogar vor dem offiziellen Saisonende schließen. Dies, wie stets, wegen einer unzulässigen Konzentration von Pseudomonaden. Mehrfach waren Becken und Wasserkreislauf nachgebessert worden. Anfangs schienen alle Versuche erfolgreich – bis zur nächsten Schließung.

Jeder Badegast bringt Keime mit ins Becken

Auch 2017 wird die Bakterienkonzentration nicht bei null bleiben. Jeder Badegast bringt Keime mit ins Becken, und bei einer Wassertemperatur von 24 Grad vermehren sich Kleinstlebewesen weit munterer als bei einer von 16 Grad. Gewissheit wird erst der laufende Betrieb bringen. Aber „wir sind deutlich optimistisch“, sagt Müller, „und den Optimismus können wir fachlich begründen“. Eine Gutachterin der Stadt und ein unabhängiger Gutachter haben jeden Schritt der Sanierung überwacht. Für die erste Prüfung bedurfte es allerdings keiner Fachkunde, sondern nur eines durchschnittlichen Sehvermögens. Nachdem der Kreislauf in Gang gebracht war, blieb das Wasser klar. In der Vergangenheit hatte es sich stets getrübt.

Womit belegt scheint, dass die Diagnose der Stadt richtig war: Der Hauptfilter hat das Wasser nicht gereinigt, sondern verschmutzt. Dieser Erkenntnis hatten sich die Planer des Bades lange widersetzt, bis sie das Granulat des Filters vollständig austauschen ließen. Rückstände aus dem Gestein dienen Bakterien als Nahrung, außerdem als Transportmittel. „Diese Taxis gibt es jetzt nicht mehr“, sagt Müller.

Das Granulat in einem Überlaufbecken ist ebenfalls ausgetauscht worden. Außerdem haben die Badplaner einen offenkundigen Baumangel beseitigt. Die Beckenränder waren nicht auf gleicher Höhe, was den Wasserkreislauf stört, und wo der Wasserkreislauf gestört ist, vermehren Bakterien sich ungestört. „Zusammengefasst“, sagt Müller, „haben wir alles getan, was man technisch tun kann“. Hilft auch dieser Versuch nicht, darin herrscht zumindest bislang Einigkeit im Gemeinderat, wird das Naturbad auf Chlorbetrieb umgebaut.