Die imposante Brücke ist eingerüstet. Foto:  

Besitzer maroder Brücken blicken zurzeit offenbar mit Spannung nach Welzheim. Am Eisenbahnviadukt an der Laufenmühle wird ein neuartiges Sanierungsverfahren angewandt.

Welzheim - Halbzeit bei der Sanierung des Eisenbahnviadukts an der Welzheimer Laufenmühle. Die Arbeiten an dem Bauwerk kämen nicht nur gut voran, auch die Art der Sanierung stoße auf bundesweites Interesse, sagt Thomas Bernlöhr. Der Welzheimer Bürgermeister hat den Kreisräten in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses einen Zwischenstand zur Instandsetzung jener Brücke zugerufen, die für den Betrieb der Waldbahn benötigt wird. Das hat durchaus seinen Grund: Der Kreis beteiligt sich mit 300 000 Euro an der mit 2,2 Millionen Euro angesetzten Maßnahme.

Eine technische Meisterleistung

In Fachkreisen gilt das Viadukt in der Wieslaufschlucht als eine technische Meisterleistung. Es ist die erste Bogenbrücke in Betonstahlbauweise in Süddeutschland und die größte unter jenen, die einst vor gut hundert Jahren gebaut worden sind, um die Eisenbahnlinie von Rudersberg nach Welzheim, hinauf in den Schwäbischen Wald zu führen. Die Schwäbische Waldbahn gehört zu den steilsten Bahnstrecken Baden-Württembergs. Mit ihren drei Viadukten sind die Höhenunterschiede beim Anstieg gen Welzheim noch höher als an der Geislinger Steige.

Auf der Strecke zwischen Schorndorf und Rudersberg ist unter der Woche ein regelmäßiger Schienenverkehr. Auf der Bergpassage zwischen Rudersberg und Welzheim fahren von Anfang Mai bis Ende Oktober an Sonn- und Feiertagen die Züge der DBK Historische Bahn. Unter anderem im Advent geht es zu bestimmten Terminen sogar von Schorndorf aus mit dem Dampfzug bergauf.

Waldbahn drohte ein Fahrverbot

Doch zumindest der Betrieb auf dem letzten Teil der Strecke war wegen des Laufenmühle-Viadukts in Gefahr geraten. Weil das Bauwerk in die Jahre gekommen ist und der Beton ausgemagerte Stellen aufweist, war eine Sanierung dringend nötig geworden. Nicht nur die Sanierungskosten, die ursprünglich mit 3,5 Millionen Euro taxiert worden waren, stellten den Weiterbetrieb in Frage. Schon im vergangenen Jahr drohte aus Sicherheitsgründen ein aktuelles Fahrverbot für die Waldbahn. Eine statische Berechnung indes erbrachte, dass die Brücke noch standfest ist.

Außerdem befanden die Gutachter, dass die Kosten für die Sanierung mit einer neuartigen Technik deutlich reduziert werden könnten. Das Karlsruher Institut für Technologie setzt nun ein Modellprojekt um, bei welchem der poröse Beton mit einer Art Injektionsspritze punktgenau repariert wird. 40 Tonnen Spezialmasse sollen auf diese Weise mit hohem Druck injiziert werden. Dazu werden 3500 Bohrlöcher gesetzt, die zwischen 25 und 60 Zentimeter tief sind.

Alles läuft nach Plan

„Es geht alles seinen Gang“, sagt der Welzheimer Bürgermeister zur Halbzeitbilanz. Am „bestuntersuchten Bauwerk der Welt“ laufe alles nach Plan – sowohl zeitlich als auch bezüglich der Kosten. Mitte bis Ende des kommenden Jahres soll die Frischzellenkur am Brückenveteranen abgeschlossen sein. Welzheim sei in Fachkreisen wegen der neuartigen Methode bundesweit im Gespräch, betonte der Bürgermeister. Nicht nur Bahnfachzeitschriften widmeten dem Viadukt ganze Kapitel, auch Sanierer „herkömmlicher“ Betonbrücken meldeten Interesse an.