Das Neuner ist ein Ort der Ruhe und Entspannung. Nach dem Wunsch der Stammgäste soll es das auch bleiben. Foto: Michael Steinert

Ein Arbeitskreis aus 14 Stammgästen will in den kommenden Monaten eigene Vorschläge zur Modernisierung des Mineralbads machen.

Stuttgart - Das Bad Berg ist dringend sanierungsbedürftig. Darüber sind sich Verwaltung und Badegäste einig. Nicht aber darüber, wie das Mineralbad danach aussehen soll. Deshalb hat sich ein Arbeitskreis aus bekennenden Bergianern gebildet, der in den kommenden Monaten konkrete Vorschläge zur Modernisierung machen will. Das Neuner, wie das Mineralbad nach seinem Architekten Friedrich Neuner auch genannt wird, wollen sie in seiner jetzigen Gestalt konservieren.

„Wir wollen hier die Nostalgie erhalten, aber in zeitgemäßer Weise. Retro im Sinne von historisch, das schwebt uns vor“, umreißt Michael Kloss die Vorstellungen des bisher 14 Mitglieder zählenden Arbeitskreises, der sich im Herbst gegründet hat. „Hier sollte kein Innenarchitekt durchmarschieren, um sich selbst zu verwirklichen“, meint Kloss. „Man müsste doch nur in die ursprünglichen Baupläne reinschauen und sich daran orientieren, was heute verändert werden müsste.“

Der Arbeitskreis fordert, dass er in die Planungen einbezogen wird. Vorgesehen ist von Seiten der Stadt ein Workshop, an dem alle Beteiligten wie Bäderverwaltung, Stadtplanungsamt und Bezirksbeirat über das Sanierungskonzept diskutieren werden. Der Arbeitskreis will sich darin auf alle Fälle einbringen. „Wir Stammgäste wissen mehr als der schwerfällige Tanker Stadtverwaltung. Wir wollen mit unserem Fachwissen auftreten“, sagt Hermann-Georg Braun vom Arbeitskreis.

Gäste wollen auch bei der Verkehrsanbindung mitreden

Er hat im Herbst den Bezirksbeirat Ost davon überzeugt, entgegen seines ursprünglichen Votums für eine Generalsanierung jetzt für eine vereinfachte Sanierung mit Bestandserhalt zu stimmen. Auch die Fraktionen im Bäderausschuss sind sich einig, dass das Mineralbad in seinem Bestand erhalten werden muss. Strittig ist noch immer die Frage, ob das 1980 fertig gestellte Bewegungsbad, das anders als die anderen Becken warmes Wasser enthält, erneuert oder abgerissen und neu gebaut wird. Die Radikallösung wäre nach dem bisherigen Sachstand finanziell um einiges preiswerter. In dieser Frage verhält sich der Arbeitskreis noch abwartend. Achim Haag, der ebenfalls zu den Stammgästen gehört, betont aber, dass gerade in der Warmbadehalle viele Kurse für ältere Besucher stattfinden und sie somit unverzichtbar sei.

Haag und seine Mitstreiter beharren auch darauf, dass das Berg ein Ort der Ruhe bleiben müsse. Alle Einrichtungen für Kinder, die den Spaß am Wasser gerne durch Kreischen kundtun, lehnen sie deshalb ab. Familien kämen ja im benachbarten Mineralbad Leuze auf ihre Kosten. Dort seien die familienfreundlichen Einrichtungen zu finden, sagt Haag.

Neben der Erneuerung der Becken und vor allem des Sanitärbereichs, in dem es bei den Duschen bis heute keine Mischbatterien gibt, sondern nur die Entscheidung für sehr heiß oder eiskalt, wollen die Stamm-Bergianer auch bei der Außengestaltung und bei der Verkehrsanbindung mitreden. Als zusätzliche Sonnenterrasse könnten sie sich die Fläche im ersten Stockwerk vorstellen, auf der sich jetzt die Damenumkleiden befinden. „Die werden im Sommer nicht benutzt. Die Damenumkleiden im unteren Bereich würden völlig ausreichen“, sagt Kloss. Außerdem will sich der Arbeitskreis auch darum kümmern, wie sich die Attraktivität und damit die Einnahmen des Bades steigern ließen. Dafür wollen die Mitglieder beispielsweise ein verbilligtes Abendticket einführen.

Im Jahr 2012 werden für das Neuner rund 1,5 Millionen Euro Planungsmittel benötigt. Dafür will der Gemeinderat im Februar den Verkauf eines Grundstücks beschließen, das an das Mineralbad angrenzt. Anders als früher, als dort ein Hotelkomplex geplant war, soll nun auf 100 Ar ein kombiniertes Hotel- und Wohnprojekt entstehen, erklärt Axel Wolf, der persönliche Referent von Finanzbürgermeister Michael Föll. Mit dem Erlös aus dem Verkauf soll der Planungsprozess finanziert werden, „so dass wir 2014 in die Baustelle gehen können“, erklärt Wolf.