Aus Platzmangel stehen schon heute Schulcontainer vor der Glemstalschule. Foto: factum/Bach

Der Schulleiterin fehlt bei der geplanten Sanierung der Glemstalschule in Hemmingen eine Perspektive. Die Umgestaltung der Gemeinschaftsschule wird fast doppelt so teuer wie erwartet. Jetzt müssen die Kosten gesenkt werden. Bloß wie?

Hemmingen/Schwieberdingen - Die einen sind verärgert und gefrustet, die anderen überrascht und sprachlos: Dass die geplante Sanierung und Erweiterung der Glemstalschule fast doppelt so teuer wird wie erwartet, löst in Hemmingen und Schwieberdingen unterschiedliche Reaktionen aus. Jetzt, wo die Rede von bis zu 30 Millionen Euro ist, muss der Schulträger erneut in die Planung gehen. Das wird nicht leicht.

Die Schulleiterin berichtet von Eltern und Lehrern, die sauer seien, ungehalten. Ihr selbst gehe es ähnlich. „Gefühlt stehen wir wieder am Anfang und gefühlt tut sich einfach nichts. Uns fehlt das Verständnis dafür ebenso wie eine Perspektive“, sagt Sandra Vöhringer. Schon vor zehn Jahren habe die Schule zu wenig Platz gehabt. Laut Vöhringer, die seit 2009 an der Schule tätig ist, fehlt dem Schulträger der Wille zu handeln. „Es wird immer betont, wie wichtig Bildung ist. Dann muss man aber auch genug Geld in die Hand nehmen, wie andere Kommunen es tun.“ Die Schulleiterin reagiert besonders verständnislos darauf, dass sich der Schulträger aufgrund der Kostenexplosion überrascht zeigt.

„Keine Ahnung, keinen Plan B“

„Wer sich in den Nachbarkommunen umhört, die sanieren oder neu bauen, dem dürfte klar sein, dass 16 Millionen nicht ausreichen“, sagt Vöhringer. Sie befürchtet in Sachen Sanierung weitere Verzögerungen. Zu Recht, wie sich auf Nachfrage in Hemmingen herausstellt.

„Wir haben keine Ahnung und keinen Plan B, wie es weitergeht. Dieses Szenario hatte keiner auf dem Schirm“, sagt Wolfgang Gerlach. Der Fraktionschef der Freien Wähler ist zwar sprachlos angesichts der Dimension von 30 Millionen. „Dass 15 Millionen nicht reichen, war aber auch klar.“ Zumal in den Berechnungen des Architekturbüros Drees und Sommer zum Beispiel die Ausstattung der Schule noch nicht berücksichtigt sei. Gerlach bezweifelt, dass im nächsten halben Jahr eine Entscheidung über die Zukunft der Schule fällt. „Sie muss saniert werden, das steht außer Frage“, weist Gerlach jegliche Vorwürfe zurück – jedoch werde man Abstriche machen und Kompromisse finden müssen. Als früherer Lehrer verstehe er den Frust über die beengte Situation in der Schule. „Die Kosten müssen aber im Rahmen bleiben.“

Es seien „Äpfel mit Birnen verglichen“ worden

Aus Sicht von Barbara von Rotberg muss die Glemstalschule eine „funktionsfähige Schule“ werden. „Wir müssen jetzt genau schauen, was unbedingt nötig ist und was ein verzichtbares Schmankerl “, sagt die Liberale. Sie stellt sich auf langwierige Diskussionen in den nächsten Monaten ein. Vor allem deshalb, weil Schulleiterin und Lehrer naturgemäß eine andere Sicht auf die Dinge hätten als der Gemeinderat. „Wenn wir großes Glück haben, kommen wir vielleicht auf Kosten von 20 Millionen Euro“, sagt von Rotberg.

Für Wolfgang Stehmer (SPD) sind beim Vergleich der ersten Kostenschätzung von 2016 bis zu 16 Millionen Euro mit der jetzigen Berechnung „Äpfel mit Birnen verglichen“ worden. Alleine schon deshalb, weil jetzt 600 Quadratmeter für rund zwei Millionen Euro neu gebaut werden müssten, die man vorher in der Butzer-Schule noch mitnutzen wollte. Stehmer ärgert, dass den Planern kein Kostenrahmen aufgegeben wurde. Sein Credo: Zeit nehmen für die Planung, ohne zu bummeln. Stehmer und die SPD-Fraktion wollen auch die gymnasiale Oberstufe nicht aufgeben. Zudem regt der SPD-Fraktionschef an, die Alternative Neubau zu diskutieren – falls es beim Aufpreis von zwei Millionen im Vergleich zur Sanierung bleibt. „Wir hoffen auf Konsens“, sagt Stehmer und stellt fest „die Schule ist ein Thema für den Kommunalwahlkampf“.

Was kann sich die Kommune leisten?

Laut Walter Bauer von der CDU-Fraktion ist die Planung der Schulsanierung „ziemlich weit zurückgeworfen“ worden. Er spricht von „einer totalen Bruchlandung“ und ergänzt: „Obwohl ich nicht mit 30 Millionen Euro gerechnet habe, bin ich von der Kostensteigerung nicht wirklich überrascht.“ Man hätte sich fünf Jahre sparen können, „wenn wir von Anfang an realistisch geblieben wären“. Das heißt für ihn: Bei der früheren Dreizügigkeit der Schule bleiben, also bei drei Klassen pro Jahrgang, und sich nicht auf die Vierzügigkeit mit Schwieberdingen verständigen – das spare Kosten, weil weniger Räume gebraucht würden. Der Neubau sei „die mit Abstand teuerste Lösung“. Jetzt müsse man „Szenarien entwickeln, wie wir von den Kosten herunterkommen“. Und Hemmingens Kämmerer müsse ausrechnen „was sich unsere Kommune für die Glemstalschule in den nächsten 20 Jahren leisten kann“.