Verhängnisvolles Laster: Weil die Erben von Audrey Hepburn ihre Mutter nicht mit Zigarette sehen wollte, wurden fast alle Marken vernichtet. Das macht sie so teuer. Foto:privat Foto:  

Durch einen Rechtsstreit wurde sie zur wertvollsten modernen Briefmarke der Welt: Für das Porträt von Audrey Hepburn zahlen Sammler mehr als 160 000 Euro. Nun kann das seltene Stück im Kreis Ludwigsburg bewundert werden – kostenlos.

Bietigheim-Bissingen - Dunkle Haare, auffälliger Schmuck und eine schwarze Zigarettenspitze: Die Rolle der Holly Golightly in dem Film „Frühstück bei Tiffany“ ist die vielleicht bekannteste von Audrey Hepburn. So bekannt, dass die deutsche Post der Schauspielerin im Jahr 2001 eine eigene Briefmarke widmete, Teil einer ganzen Serie von Wertzeichen mit großen Filmstars wie Marilyn Monroe, Charlie Chaplin und Greta Garbo. Wert damals: 1,10 Euro. Heute ist dieses Papier eine der seltensten und die wertvollste moderne Briefmarke der Welt. Und derzeit öffentlich und kostenlos in Bietigheim-Bissingen zu sehen.

„Sie ist die Blaue Mauritius der Moderne – extrem außergewöhnlich“, sagt Chri-stoph Gärtner, Chef des gleichnamigen Auktionshauses aus Bietigheim-Bissingen. Er hat die Marke von dem befreundeten Unternehmer Gerd Bennewirtz zur Verfügung gestellt bekommen. Der Gründer des Finanzdienstleister SJB aus dem nordrhein-westfälischen Korschenbroich ersteigerte das Postwertzeichen vor Jahren für rund 160 000 Euro. Grund für diesen enorm hohen Preis ist die Seltenheit der Marke. Aktuell sind nur rund 16 Exemplare auf der ganzen Welt bekannt. Vor 15 Jahren waren es noch 14 Millionen gewesen.

Die Erben der Filmdiva verboten die Marke

Im Jahr 2001 gab die deutsche Post die Serie mit Wohlfahrtsmarken in Auftrag, zu der auch das Hepburn-Porträt gehörte. Zu sehen war, wie könnte es anders sein, das Bild mit Hut, Schmuck und Zigarettenspitze aus „Frühstück bei Tiffany“ . Doch gerade das passte den beiden Söhnen und Erben der Filmdiva gar nicht. Sie wollten nicht, dass ihre Mutter mit gesundheitsschädlichem Verhalten in Verbindung gebracht wird und gingen juristisch gegen die Verteilung der Marke vor.

Die Post, die vor der Produktion nicht um die Erlaubnis der Erben gefragt hatte, beschloss daher, 14 Millionen Stück zu vernichten. Nur ein kleiner Bruchteil der Marge, der vorab verteilt wurde, ging nicht in den Aktenvernichter. Das Bundesfinanzministerium weigerte sich, die drei Bögen, die es vorab bekommen hatte, herauszugeben. Ein philatelistischer Traum war geboren.

Seither gehört die Hepburn-Marke zum teuersten, was der Sammler-Markt zu bieten hat. Rund 430 000 Euro brachte zum Beispiel die Versteigerung eines Zehner-Bogens im Jahr 2010 ein. Auch auf der Internet-Auktionsplattform Ebay wurde im vergangenen Herbst eine der Marken mit dem Konterfei der Filmdiva angeboten. Höhe des erfolgreichen Gebots: rund 80 000 Euro.

Nur noch 16 bekannte Exemplare gibt es auf der Welt

Was Christoph Gärtner seit Freitag in seinen Räumen ausstellt, ist aber noch seltener als diese Exemplare. Denn die Bennewirtz-Marke ist tatsächlich einmal im Umlauf gewesen. Sie trägt den Stempel des Briefzentrums Kleinmachnow 1 vom 11. Februar 2004. Außerdem ist sie ein Eckrandstück, auch der Rand des Druckbogens (siehe Bild) ist vollständig erhalten. „Sie ist die schönste aus der Serie“, sagt Gärtner. Der Auktionator hatte sie vor wenigen Tagen auf der „World Stamp Show“ in New York, der wichtigsten Briefmarkenbörse und Ausstellung der Welt, dabei. „Sie hat viel Aufsehen erregt“, meint Gärtner.

In seinem Haus ist die Marke aktuell kostenlos zu sehen und für jeden zugänglich. Unter einem speziellen Plexiglas-Schutz liegt das wertvolle Papier. Um trotzdem gegen jedweden Schaden vorbereitet zu sein, ist die Marke mit 200 000 Euro versichert. Dies und die anderen Kosten trägt Gärtner mit seinem Unternehmen, der Unternehmer Bennewirtz stellt seine Rarität nur zur Verfügung. Das Geld, das er damit verdient, spendet der Unternehmer einer Stiftung für die Mukoviszidose-Forschung. Er selbst leidet an dieser Krankheit.