Karlsruhes Generalintendant Peter Spuhler Foto: picture alliance / dpa/Uli Deck

Seit Monaten tobt ein Streit am Badischen Staatstheater in Karlsruhe. Beschäftigte beklagen bitter den Führungsstil des Generalintendanten. Nun hat sich Peter Spuhler erstmals öffentlich geäußert.

Karlsruhe - Seit Monaten beschäftigt der Aufruhr in der rund 800-köpfigen Belegschaft des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe die Öffentlichkeit. Bisher hatte sich der wegen seines Führungsstils heftig angegriffene Chef des Drei-Sparten-Hauses öffentlich nicht dazu geäußert. Jetzt kündigte der seit 2011 amtierende Generalintendant Peter Spuhler zum Saisonstart beim traditionellen Theatertag vor Publikum an, die einzelnen Spartenleitungen bekämen künftig „größere Verantwortung und mehr Handlungsfreiheit“. Er benannte dies als erste Schritte des vom Verwaltungsrat im Juli einstimmig beschlossenen „Zukunftsprozesses Staatstheater“.

Spuhler war zuvor von Beschäftigten „übermäßiger Kontrollzwang“ vorgeworfen worden. Trotz vehementer öffentlicher Kritik am Führungsstil des Theaterchefs will das Aufsichtsgremium an ihm festhalten. So wurde im Juli entschieden – auch von einer „Bewährungsfrist“ für Spuhler bis zur nächsten Sitzung des Gremiums im November war die Rede. Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) warb beim Theatertag zum Saisonstart dafür, dem angestoßenen Reformprozess „Zeit zu geben“.

SPD fordert Ende „des Generalintendantentums“

Ungeachtet dessen hat die SPD, die im Verwaltungsrat mit zwei Sitzen vertreten ist, nun „eine überfällige Strukturreform“ beantragt. Der Antrag soll zunächst im Karlsruher Gemeinderat beraten werden. „Ein Sonnenkönigmodell wie in Karlsruhe ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Elke Ernemann, die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Gemeinderatsfraktion auf Anfrage dieser Zeitung. Sie zielt dabei vor allem auf eine Änderung der Leitungsstruktur, die auch im Staatsvertrag zwischen der Stadt und dem Land verankert werden müsse. Ernemann ist sich bei dem Vorstoß einig mit dem Ulmer SPD-Landtagsabgeordneten Martin Rivoir, dem zweiten Vertreter der SPD in dem von Stadt und Land paritätisch besetzten Verwaltungsrat.

Für die SPD steht vor allem „das Generalintendantentum“ im Fokus der Kritik. Dieses hierarchische Modell sei mit dem Anspruch des Staatstheaters, ein modernes, offenes Haus zu sein, nicht vereinbar, betont Ernemann. Es werde mittlerweile bundesweit diskutiert, wie problematisch „die längst überholten autokratischen Strukturen“ seien. Zum heutigen Theaterbetrieb passe es nicht mehr, dass eine einzelne Person an der Spitze, „fast ohne Regularien und mit sehr weitreichenden Kompetenzen durchregieren könne“. Sie erwähnte, dass es an vergleichbaren Häusern zumindest „eine effektive Doppelspitze“ gebe. „Auch in Stuttgart funktioniert das ja bekanntlich sehr gut“, meint die SPD-Stadträtin.

Das Württembergische Staatstheater praktiziert seit 1992 das „Stuttgarter Modell“ mit drei eigenständigen Spartenintendanten für Oper, Ballett und Schauspiel sowie als gleichberechtigtem Vierten einem Geschäftsführenden Intendanten.