Die turnusmäßige Neuwahl der Fraktionsspitze steht im September an. Bis dahin will Wagenknecht im Amt bleiben. Foto: dpa

Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht kandidiert im Herbst nicht erneut für das Amt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Montag aus Fraktionskreisen.

Berlin - Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht will ihr Amt im Herbst abgeben. In einem Schreiben, das der Nachrichtenagentur AFP am Montag in Berlin vorlag, begründete sie ihre Entscheidung mit gesundheitlichen Problemen. Zuvor hatte sie den Fraktionsvorstand über ihren Entschluss informiert, sich nicht zur Wiederwahl zu stellen. Die turnusmäßige Neuwahl der Fraktionsspitze steht im September an. Bis dahin will Wagenknecht im Amt bleiben. Über ihren Verzicht auf eine neue Kandidatur hatten zuerst die Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland berichtet.

Wagenknecht war in den vergangenen zwei Monaten krank gewesen. „Inzwischen geht es mir wieder gut. Allerdings hat mir die lange Krankheit, deren Auslöser in erster Linie Stress und Überlastung waren, Grenzen aufgezeigt, die ich in Zukunft nicht mehr überschreiten möchte“, schrieb die Fraktionschefin nun. Auch nach dem Ende ihre Zeit als Fraktionschefin „bleibe ich selbstverständlich politisch aktiv und werde mich weiterhin für meine Überzeugungen und sozialen Ziele engagieren“, schrieb sie weiter. Bereits am Wochenende war bekannt geworden, dass sich Wagenknecht aus der Führung der von ihr maßgeblich aufgebauten „Aufstehen“-Bewegung zurückziehen will.

Wagenknecht in der Kritik

Dies hatte sie damit begründet, dass deren Leitung von Parteipolitikern auf Basisvertreter übergehen solle. Sie verwies bei ihrer Entscheidung zu „Aufstehen“ aber auch auf ihr eigenes Arbeitspensum. Nach dem „extremen Stress der letzten Jahre“ sei sie zwei Monate ausgefallen und müsse nun eine neue Balance finden, sagte Wagenknecht. In ihrer Partei stand Wagenknecht aus unterschiedlichen Gründen in den vergangenen Monaten wiederholt in der Kritik. Unter anderem ging es dabei um ihre kritische Haltung zur Aufnahme von Flüchtlingen sowie um ihre Rolle in der „Aufstehen“-Bewegung, die von vielen Linken-Politikern als Konkurrenzorganisation zur Linkspartei wahrgenommen wurde. Zu ihren Kritikern zählen auch die Linken-Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger.

Gleichwohl sagte Riexinger nun den RND-Zeitungen: „Ich hoffe, dass Sahra Wagenknecht der Linken als wichtiges Gesicht weiter zur Verfügung steht.“ „Ich respektiere die persönliche Entscheidung von Sahra Wagenknecht“, sagte Riexinger weiter. Jetzt müssten die Gremien der Linken über das weitere Vorgehen beraten. „Bis dahin gehen wir davon aus, dass die Fraktionsvorsitzenden kontinuierlich und gut weiter arbeiten.“ Die 49-jährige Wagenknecht hatte im Oktober 2015 gemeinsam mit Dietmar Bartsch den Fraktionsvorsitz übernommen.

Zuvor war sie bis 2014 stellvertretende Parteichefin und ab 2011 auch Fraktionsvize. Mitglied des Bundestages ist Wagenknecht seit 2009. Von 1991 bis 2010 war sie Mitglied der als extrem links eingestuften Kommunistischen Plattform in ihrer Partei. Verheiratet ist Wagenknecht mit dem früheren Linken-Spitzenpolitiker und einstigem SPD-Chef Oskar Lafontaine.