Pflanzentauschbörse, ein Teller, Heimat, Humor in Zeiten von Krieg und Frieden, Heslach erleben Foto: Daniel Link

Die Finanzierung des Stuttgarter Stadtteilprojektes Kugel, das Menschen zusammenbringt, ist im Sommer ausgelaufen. Jetzt hat sich eine neue Quelle aufgetan, sodass die Arbeit zumindest bis Ende des Jahres sicher fortgeführt werden kann.

S-Süd - Die Arbeit von Daniel Link lässt sich nicht messen. Sie ist wie ein Sack Federn, den man ausstreut; man weiß nicht, wie weit und wohin sie fliegen. Es gibt aber schon ein paar klar benennbare Veranstaltungen, die der Stadtteilmanager des Internationalen Bunds auf die Beine gestellt hat, seit dem er mit Kugel – Kulturen gemeinsam leben im Heusteigviertel – angetreten ist: Willkommensfest, ein Teller Heimat, Nachbarschaftsgespräche, syrische Abende und einiges mehr. Aber Stadtteilmanagement ist keine Eventshow: „Im Gemeinwesen geht es darum, möglichst viele zusammenzubringen, Verständnis untereinander zu schaffen und für so viele wie möglich da zu sein. Deshalb ist es in der Stadtteilarbeit auch von Bedeutung nicht bloß ein Veranstaltungsprojekt zu sein“, sagt Link. Veranstaltungen fungierten allerdings als Katalysatoren und „Aushängeschild“ und schafften Raum für Begegnungen. „Gut funktioniert so etwas über gemeinsame Interesse wie Kultur, Musik, Sport, Essen.“

Doch wesentlich ist für den 36-Jährigen, was dazwischen passiert: Leute kommen ins Gespräch, tauschen E-Mail-Adressen aus, entdecken gleiche Interessen, stellen vielleicht sogar gemeinsam etwas auf die Beine. Der Süden sei eigentlich ein günstiges Terrain für seine Arbeit. „Besonders sind die tollen Plätze, die weiterhin genutzt werden sollen. Für mich ist das ein bisschen wie eine Perlenkette, verbunden durch die Stadtbahn vom Österreichischen Platz, über den Marienplatz bis zum Südheimer Platz. Diese Orte sind ein Treffpunkt für verschiedene Leute durch unterschiedliche Feste und Anlässe.“

Vorurteile Ablegen

Denn Großstadtleben bedeutet auch Anonymität, für manchen Einsamkeit. Daniel Link, der Stuttgart und die Stuttgarter genau kennt, weil er hier aufgewachsen ist, will mit Kugel Gemeinschaft schaffen, Begegnungen ermöglichen. Dialog beginne bei einer Teilnahme an einem Angebot, bei dem unterschiedliche Menschen aufeinandertreffen, daraus kann sich im weiteren mehr ergeben. Dabei „können Vorurteile abgebaut werden, wenn nicht übereinander, sondern miteinander gesprochen wird“, hieß es seinerzeit als das Projekt seinen Anfang nahm.

Das war vor drei Jahren. Der Internationale Bund übernahm damals die Trägerschaft des vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanzierten gemeinwesenorientierten Projekts und setzte seinem Sozialarbeiter Daniel Link den Hut auf. Der junge Mann bekam ein Büro und sollte nun Anwohner, Einrichtungen, Vereine und Organisationen in Stuttgart-Süd vernetzen. Heute ist Link der sprichwörtliche bunte Hund, den jeder kennt. Doch der Sozialarbeiter winkt bescheiden ab: „Ich bin hier nicht der Popstar, der alles macht. Projekte sollen von alleine wachsen.“ Aber es braucht eben doch einen, der sie anstößt, und Link hat seine Aufgabe gut gemacht.

Rettung bis Jahresende

Leider ist die Förderung für Kugel diesen Sommer ausgelaufen. Dabei gäb’s noch eine Menge zu tun. Vorerst ist nun die gemeinnützige FLÜWO Stiftung eingesprungen. Die Wohnungsbaugenossenschaft fördert Initiativen rund um die Themen Wohnen, nachbarschaftliches Zusammenleben und Quartiersentwicklung und übernimmt die Kosten – die Stelle von Link samt kleinem Budget – bis Jahresende. Gesichert sind damit zunächst mal die etablierten Veranstaltungen wie das Willkommensfest für Neubürger und ein Teller Heimat. Ob und wie es danach weitergeht, ist offen. Projektleiter Link hofft sehr, dass die Stadt eines Tages übernimmt und Kugel am Rollen hält.