Volker Schirner, der Leiter des Gartenamts, übt sich im Strafstoßduell mit Oberbürgermeister Fritz Kuhn als Hüter des Fußballtores. Foto: red

Nach etlichen Verzögerungen ist an der Katharinenstraße ein Bolzplatz von der Größe eines Basketballfelds entstanden und direkt daneben eine mit Kunstgras belegte Liegewiese. Der Treffpunkt liegt neben dem Straßenstrich.

S-Mitte - Als der Gemeinderat das Geld für den Bau genehmigte, hieß der Oberbürgermeister noch Wolfgang Schuster. Zum Eröffnungstermin des Tummelplatzes für die Jugend beim Züblin-Parkhaus kam sein Nachfolger Fritz Kuhn und zitierte den Volksmund: „Was lange währt, wird endlich gut.“

An der Katharinenstraße ist ein Bolzplatz von der Größe eines Basketballfelds entstanden und direkt daneben eine mit Kunstgras belegte Liegewiese. An deren Rand wiederum stehen zwei Baucontainer, die als Reparaturwerkstatt für Fahrräder gedacht sind. Bei Bedarf kann eine mobile Bühne aufgebaut werden. Knapp 20 neugepflanzte Bäume gehören ebenfalls zu dem Ensemble, das rund 350 000 Euro gekostet hat. Den Beton ihres Parkhauses hat die Betreibergesellschaft Hüfner für Graffiti-Sprayer freigegeben.

An diesem Ort „hat die Stadtgesellschaft sich den öffentlichen Raum zurückerobert“, sagte Kuhn – im doppelten Sinne, zum einen, weil sich auf dem Platz junge Stuttgarter treffen und wohlfühlen sollen, zum anderen, weil die Prostitution erfahrungsgemäß schlecht gedeiht, wo Freier und Huren ihr Geschäft unter den Augen der Öffentlichkeit abschließen müssen. Der Treffpunkt der Jugend liegt am Rand des Leonhardsviertels. Die letzte Prostituierte verließ ihren Posten auf dem Straßenstrich, als die Feier zur Eröffnung begann.

Nachts bleibt die Tür zum Bolzplatz verschlossen

Der neue Bolzplatz entstand – vordergründig kurioserweise – direkt neben einem alten, wenn auch kleineren. Der war eben wegen der unappetitlichen Hinterlassenschaften des Straßenstrichs unbeliebt geworden. Zum Schutz vor dem ist die Sportfläche des Jugendplatzes fünf Meter hoch eingezäunt. Nachts bleibt die Tür verschlossen. Die Liegewiese ist mit einem gewöhnlichen Zaun gesichert.

Den Bau verantwortet das städtische Gartenamt – und damit auch die drei Jahre währende Planungs- und Bauzeit mit ihren etlichen Verzögerungen. Wegen denen sei ihm „einige Male die Presse im Genick gesessen“, sagte der Amtsleiter Volker Schirner. Er erinnerte daran, dass an dieser Stelle einst eine Tankstelle stand. Wegen Altlasten, zusätzlich wegen Hohlräumen im Untergrund, „bedurfte es vieler Abstimmungen zwischen den Ämtern, die dauern leider ihre Zeit“.

Den Platz hatte einst der damalige Jugendrat Stadtmitte geplant. Als dessen Vertreterin war die ehemalige Ratssprecherin Anaick Geißel aus Heidelberg angereist. Dort studiert sie längst. „Uns war klar, dass wir nicht die Hauptnutzer sein werden“, sagte sie. Eine Umfrage unter Gleichaltrigen und Jüngeren war damals die Grundlage für die ersten Planentwürfe.

In sieben Jahren endet der Pachtvertrag

Aus der Wunschliste wurden später eine ganze Reihe von Punkten gestrichen. Wasser- und Stromanschluss wurden der Kosten wegen geopfert. Hier hilft wiederum Hüfner aus. Das Unternehmen erlaubt das Verlegen von Verlängerungskabeln und das Anzapfen seiner Wasserleitung. Eine feste Bühne verbietet die Versammlungsstättenverordnung. Eine Tribüne zum Sportplatz wurde ebenfalls gestrichen.

Ungeachtet dessen „ist es eine tolle Spiel- und Freizeitfläche geworden“, sagte Geißel. Die wird allerdings nicht allzu lang Bestand haben. In sieben Jahren endet der Pachtvertrag für das Parkhaus. Dann soll es abgerissen und die gesamte Fläche neu bebaut werden, einschließlich des Jugendplatzes.

Den eröffnete Kuhn nach den Festreden mit einem kleinen Kick, aus dem sich schließen lässt: Mit knapp 60 Jahren bewegen sich Oberbürgermeister auf dem politischen Parkett geschmeidiger denn als Hüter eines Fußballtores.