Drei fürs Höfle: Rainer Kilian, Hans Gerlach, Sebastian Sage (v. li.). Foto: Achim Zweygarth

Aus einer ehemaligen Schreinerei am Killesberg ist s’Höfle geworden, ein Verein, der für viele Menschen und Dinge Platz hat: Kinder, Kultur, Jugend, Yoga.

Stuttgart-Nord - Beinahe wäre das alte Häuschen im Adolf-Fremd-Weg auf dem Killesberg dem Abrissbagger zum Opfer gefallen. Lange Zeit wollte es die Stadt Stuttgart abreißen lassen. Das beherzte Eingreifen einiger Bürger aus der Nachbarschaft rettete das Haus. Aus diesem Grund entstand aus dem Bürgerverein heraus im Jahr 1976 eine Initiative, der die Freizeitgestaltung am Killesberg wichtig war. Innerhalb weniger Monate wurde aus der ehemaligen Bau- und Möbelschreinerei eine Begegnungsstätte für Jung und Alt – zum Tanzen, Singen und Werkeln.

Der heutige Vorstand Hans Gerlach gehörte schon damals zu den Anwohnern, die sich vehement für die Erhaltung des Gebäudes einsetzten. „Wir haben lange mit der Stadt verhandelt, um das Haus für die Nachbarschaft zu erhalten“, sagt Gerlach, der auch Begründer des gleichnamigen Vereins „S’ Höfle“ ist. „Der Bürgerverein war nicht gemeinnützig angelegt, deshalb hab ich einen eigenen Verein gegründet“, erzählt er. In Eigenarbeit richteten die Höfle-Freunde das Haus damals wieder her und luden zur Eröffnung die ganze Nachbarschaft ein. Auch heute noch sind die Vorstände Hans Gerlach und Rainer Killian stolz, dass sie das Höfle so lange erhalten konnten. „Es steht hier ja quasi auf dem goldensten Grund und Boden, den Stuttgart zu bieten hat“, sagt Killian. Der Killesberg gelte schließlich als Top-Wohnviertel, in dem jedes Grundstück viel Geld wert sei.

Die Besitzverhältnisse sind ungeklärt

Die Besitzverhältnisse sind übrigens bis heute ungeklärt. „Wir leben hier in einem dauerhaften Schwebezustand“, sagt Sebastian Sage, Mitglied im Verein und stellvertretender Bezirksvorsteher im Norden. Doch aus seiner Sicht ist dies gar kein schlechter Zustand für das Haus: „Es gibt nichts Stabileres als ein Provisorium.“

Heute wie damals bietet der Verein Kurse für Kinder und die Nachbarschaft an, auch ein Naturkindergarten ist dort beheimatet. „Inzwischen sind wir bis weit über die Grenzen des Stadtbezirks bekannt“, berichtet Gerlach. Nur noch ein Bruchteil der Besucher komme aus dem Viertel selbst. „Dadurch haben sich für das Höfle aber viele neue Aufgaben ergeben“, ergänzt Rainer Killian, der Schriftführer innerhalb des Vorstands ist.

Eine ist, den Verein bekannter zu machen. „Die Leute laufen nun nicht mehr einfach bei uns vorbei wie früher“, erklärt Killian. Seit kurzem bietet das Höfle eine eigene Veranstaltungsreihe, „KULinatUR im Höfle“, an. „Das ist eine sehr exklusive Sache“, sagt Killian. Die Kombination aus Kultur und leckerem Essen sei nicht nur in der Nachbarschaft beliebt, sondern auch bei vielen anderen Besuchern, hat Rainer Killian beobachtet. Doch ein Wunsch der Vorstände ist es, wieder mehr die Menschen aus dem Stadtteil Killesberg einzubeziehen. Einen wöchentlichen Stadtteil-Treff hält Hans Gerlach deshalb für eine gute Idee.

Die Kurse reichen von Flamenco bis Buddhismus

Mitmachen kann beim Höfle jeder, der möchte – mit eigenen Kursen oder einfach in den schon vorhandenen. Eine große Auswahl bietet das Programm bereits: Von Yoga über Flamenco-Tanz und Buddhistischen Kreis bis hin zu den Höflesmalern. „Wichtig ist uns, dass jeder, der hier das Höfle nutzt, danach sauber seine Spuren verwischt“, sagt Killian. Der Raum ist deshalb auch sehr spartanisch eingerichtet: keine Bilder an der Wand, keine Gerätschaften. „Wir wollen hier einen Freiraum für das Wesentliche behalten“, sagt Killian. Das sei das wichtigste Prinzip des Vereins.

Viele Mitglieder sind Architekten, so auch Hans Gerlach und Sebastian Sage. Besonders am Herzen liegt den Mitgliedern und den Vorständen des Höfles deshalb die Baukultur in Stuttgart. „Wir haben uns vorgenommen, gegen Städtebauprojekte, die wir für sinnlos halten, zu kämpfen“, sagt Hans Gerlach. Einiges habe er dadurch schon abwenden oder unterstützen können. Er habe sich für den Bau der Max-Eyth-See-Brücke eingesetzt, die geplante Verschiebung des Löwentors anlässlich der Landesgartenschau jedoch verhindern können. Dafür will der Verein sich auch in Zukunft einsetzen.

S’HÖFLE

Anschrift: Adolf-Fremd-Weg 17, 70192 Stuttgart Mail: post@s-hoefle.de Homepage: www.s-hoefle.de Vorsitzender: Hans Gerlach (Vorsitzender), Rainer Killian, Ottomar Hartwig Gründungsjahr: 1976 Mitgliederzahl: 130

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