Lastwagen an Lastwagen rollt der Tunnelabraum über die Landesstraße zwischen Owen und Beuren. Foto: Horst Rudel

Weil die Hauptroute, die Bundesstraße 465, in Owen gesperrt ist, fahren die mit dem Abraum der ICE-Tunnelbaustelle über Nebenstraßen auf die Alb. Das bringt die Straßenbeläge, aber auch die Anwohner an die Belastungsgrenze.

Owen - Zwischen den Schlaglöchern und Senken im Asphalt ist nur noch wenig Straße. So lässt sich der Zustand der Landesstraße 1210, die sich entlang des Albtraufs zwischen Owen und Beuren schlängelt, mit wenigen Worten auf den Punkt bringen. Die Straße steht unter massivem Druck, weil sich dort seit drei Monaten, seit die Ortsdurchfahrt in Owen wegen Reparaturarbeiten erneut für den Verkehr gesperrt ist, Lastwagen an Lastwagen in Richtung Albaufstieg quälen. Die Schwerlast-Karawane transportiert den Abraum von der ICE-Tunnelbaustelle zwischen Wendlingen und Kirchheim zu den auf der Schwäbischen Alb gelegenen Erddeponien.

Unterm Strich dürften beim Bau der rund acht Kilometer langen Doppelröhre knapp vier Millionen Tonnen Gestein anfallen. Bisher haben sich die beiden Bohrköpfe der Tunnelvortriebsmaschinen erst rund drei Kilometer durch das Albvorland gegraben – und doch scheint die Belastbarkeit von Straßen und Anwohnern schon an oder über der Schmerzgrenze zu liegen.

Auch der Weilheimer Raum leidet

„Solange die Bundesstraße in der Ortsdurchfahrt von Owen, über die ein Großteil des Materials abtransportiert werden sollte, gesperrt ist, müssen die Lastwagen auf Nebenstrecken ausweichen“, sagt Bahn-Sprecher Jan Dambach. Auch aus dem Einzugsgebiet rund um Weilheim würden sich die Beschwerden wegen des als lästig empfundenen Schwerverkehrs häufen. „Das ist aus Sicht der Betroffenen natürlich verständlich. Aber klar ist auch, dass wir grundsätzlich überall dort fahren dürfen, wo der Schwerlastverkehr nicht ausdrücklich verboten ist“, sagt Dambach, wohl wissend, dass die 40-Tonner mit dem Tunnelabraum die Tropfen sind, die das Fass angesichts der ohnehin schon hohen Belastung durch den Schwerverkehr zum Überlaufen bringen.

Noch nicht übergelaufen, aber unter hoher Oberflächenspannung steht das Wasser in dem Fass, das das Landratsamt Esslingen beim Flicken der Landesstraßen aufmachen muss. „Für die Erhaltung der Landesstraßen ist zwar grundsätzlich das Land, vertreten durch das Regierungspräsidium Stuttgart, zuständig. Wir übernehmen aber die kleineren Reparaturarbeiten“, sagt Peter Keck, Sprecher der Kreisverwaltung. Und das nicht zu knapp: Allein im vergangenen Jahr hat der Landkreis Esslingen seinen Worten zufolge mehr als 60 000 Euro in Notmaßnahmen zur Sicherung der Grabenstetter Steige, der Landesstraße 2011, gesteckt.

Durch die Sperrung steigt der Druck auf die Nebenstrecken

Landesstraße soll im August saniert werden

Auch die Straße zwischen Beuren und Owen ist erst vor wenigen Wochen notdürftig geflickt worden, was angesichts des durchweg schlechten Zustands der Straße und der anhaltenden Belastung durch den Schwerverkehr nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.

Bei der von der Bundesstraße 465 abzweigenden Albsteige hinauf zur Reutlinger Kreisgemeinde Grabenstetten kommt den Worten Kecks zufolge allerdings noch hinzu, dass der Hang gen Tal rutscht. Intern heißt es, die Steige sei in einem solch erbärmlichen Zustand, dass das Straßenbauamt regelmäßig vor der Entscheidung stünde, sie aus Gründen der Verkehrssicherheit zu sperren.

Im Regierungspräsidium weiß man um die Problematik. „Wir behalten die beiden Straßen im Auge, um bei Handlungsbedarf zu reagieren“, sagt die Sprecherin der Behörde, Saskia Becker. Schon jetzt stehe allerdings fest, dass die L 1210 im August dieses Jahres grundsaniert wird. Die Bauarbeiten würden voraussichtlich etwa einen Monat in Anspruch nehmen. Und sollte das Wetter mitspielen, würde sich die Situation Mitte Juni sowieso entspannen. Dann dürften die Bauarbeiten in Owen abgeschlossen sein.