Noch immer breitet sich das Feuer in den abgelegenen Gebieten der Taiga aus. Der Waldgürtel ist nicht nur Russlands grüne Lunge, sondern ist auch für das Weltklima extrem wichtig. Foto: Tass/dpa

Seit Wochen kämpfen die Menschen in Sibirien gegen verheerende Waldbrände und gewaltige Rauchschwaden – und es wirkt, als hätten die Behörden die Lage noch lange nicht im Griff. Doch für die Bewohner zählt jede Minute.

Irkutsk - Die verheerenden Brände in Sibirien breiten sich weiter aus. In den vergangenen Tagen hätten sich weitere Waldbrände auf einer Fläche von 680 Quadratkilometern vergrößert, meldet die Agentur Interfax unter Berufung auf die Forstbehörden. Vor allem sehr abgelegene Gebiete seien bedroht, in denen die Einsatzkräfte aufgrund der Entfernungen nur schwer löschen können.

Seit Wochen toben in der Taiga riesige Waldbrände. Besonders die Gebiete Irkutsk, Krasnojarsk und Jakutien sind davon betroffen. Eine Fläche von der Größe Nordrhein-Westfalens ist bereits abgebrannt – mehr als 30 000 Quadratkilometer. Zudem ziehen die gefährlichen Rauchschwaden Hunderte Kilometer weit durch Städte und Dörfer.

Taiga ist extrem wichtig für das Weltklima

Tausende Einsatzkräfte und auch das Militär kämpfen gegen die Feuersbrunst. Mit Löschflugzeugen und Spezialgerät sind die Fachkräfte rund um die Uhr im Einsatz. Umweltschützer gehen davon aus, dass es noch Monate dauern könnte, bis sich die Situation wieder normalisiert.

Und noch immer breiten sich die Feuer in den abgelegenen Gebieten der Taiga aus. Der Waldgürtel ist nicht nur Russlands grüne Lunge, sondern ist auch für das Weltklima extrem wichtig.

Rauch- und Rußwolken ziehen über Russland

Die genaue Brandursache ist noch nicht geklärt. Die Behörden ermitteln auch wegen Brandstiftung. Der gefährliche Rauch wird Hunderte Kilometer weit in die Städte wie Irkutsk oder Krasnojarsk getragen. Ruß legt sich über die Seen, zu denen es die Kinder in den Sommerferien zieht. Viele Menschen gehen an manchen Tagen nur noch mit Atmenschutz aus dem Haus.

Russische Umweltschützer warnen nämlich schon lange, dass die Infrastruktur in dem Riesenreich nicht ausreiche, um den globalen Klimawandel auszuhalten. Die Waldbrände seien eine Folge davon, sagt Grigori Kuksin von der Organisation Greenpeace. Der sorglose Umgang mit Rohstoffen, illegale Abholzungen und Verstöße gegen Brandvorschriften führen zu solchen Katastrophen.

„Es fehlen die Mittel für alles“

„Die Behörden spielen bewusst jedes Jahr so aufs Neue mit der Gesundheit der Menschen“, erklärt Andrej Borodin, Physiker an der Universität Ulan-Ude in der Teilrepublik Burjatien am östlichen Ufer des Baikalsees. „Auf die örtlichen Behörden ist kein Verlass. Nicht, weil sie unfähig, sondern überfordert sind“, sagt Borodin. Die Feuerwehr in der Region sei eindeutig unterfinanziert. „Es fehlen die Mittel für alles: Löschgeräte, Wasser und auch für Einsatzkräfte.“

Russlands Präsident Wladimir Putin hat das Militär in die Katastrophengebiete geschickt, um mit Kampfausrüstung die Feuer in den Griff zu bekommen. Tausende Spezialkräfte sind im Einsatz. Es gebe auch schon erste Erfolge, teilt das Verteidigungsministerium mit. Mehr als 100 000 Hektar um Irkutsk und Krasnojarsk seien bereits gelöscht.

Doch das sei erst ein Anfang, sagen die Umweltschützer. Das Wasser reiche für solche Einsätze in abgelegenen Gebiete nicht aus. Die Umweltschützer hoffen deshalb in den Sommermonaten auf Regen. Erst im Spätherbst könnte der Brand vollständig gelöscht sein.