Kremlchef Wladimir Putin Foto: AP/Alexei Nikolsky

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Wochen trug der russische Präsident am Freitag – anders als in Moskau wegen der Corona-Pandemie vorgeschrieben – keine Maske. Viele Gäste beim „Tag Russlands“ hatten weder Handschuhe an noch einen Mund- und Nasenschutz.

Moskau - Kremlchef Wladimir Putin hat sich am 30. Jahrestag der russischen Unabhängigkeit überzeugt gezeigt, dass die umstrittene Verfassungsänderung bei der Volksabstimmung am 1. Juli besiegelt wird. Die Mehrheit der Russen halte die Änderungen für notwendig, sagte Putin in Moskau am „Tag Russlands“. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit Wochen trug er am Freitag – anders als in Moskau wegen der Corona-Pandemie vorgeschrieben – keine Maske. Viele Gäste der Zeremonie mit einem feierlichen Hissen der Staatsflagge hatten weder Handschuhe an noch einen Mund- und Nasenschutz. Niemand wahrte die soziale Distanz, wie selbst Staatsmedien hervorhoben.

Der 67-jährige Putin umarmte Russlands Ärztepräsidenten Leonid Roschal, der in Maske und mit Handschuhen erschien. Der 87-Jährige wurde als „Held der Arbeit“ ausgezeichnet. Die Zahlen der Corona-Infektionen steigen in Russland täglich um mehr als 8000. Bis Freitag waren 511 423 Erkrankungen gemeldet.

Russland stimmt am 1. Juli über eine neue Verfassung ab

Russland stimmt ungeachtet der hohen Zahlen am 1. Juli über eine neue Verfassung ab. Das neue Grundgesetz beinhaltet neben sozialen Versprechen auch eigens eine Annullierung der bisherigen Amtszeiten Putins. Damit könnte er 2024 und 2030 noch einmal zur Wahl antreten – und mit Stand heute noch etwa 16 Jahre regieren. Vor mehr als 20 Jahren wurde Putin erstmals Staatschef. Nach der Verfassung sind zwar nur zwei Amtszeiten erlaubt. Für Putin gilt einem Sonderpassus zufolge aber eine Ausnahme. Kritiker werfen ihm deshalb vor, die Verfassung für den eigenen Machterhalt zu missbrauchen.

Russlands Marine nahm zum Feiertag das ultramoderne Atom-U-Boot „Knjas Wladimir“ offiziell in ihren Bestand auf. Benannt ist das mit Interkontinentalraketen und Atomsprengköpfen bestückbare U-Boot nach Fürst Wladimir. Die russisch-orthodoxe Kirche verehrt ihn als Heiligen, weil er vor mehr als 1000 Jahren die Christianisierung des ostslawischen Reiches eingeleitet haben soll. Das Atom-U-Boot ist die modernste Ausgabe der riesigen Borej-Klasse und kann mit 16 Bulawa-Atomraketen bestückt werden. Staatsmedien feierten den 170 Meter langen Kreuzer als das „tödlichste“ aller Atom-U-Boote.