Das düstere Formel-1-Finale des Jahres 1976 kommt am 3. Oktober in die deutschen Kinos: Lebemann James Hunt, dargestellt von Chris Hemsworth (links), hofft auf den WM-Titel und kämpft gegen den biederen Technokraten Niki Lauda, den Daniel Brühl (rechts) spielt - hier einige Bilder. Foto: dpa

Das düstere Formel-1-Finale des Jahres 1976 kommt am 3. Oktober in die deutschen Kinos: Lebemann James Hunt, dargestellt von Chris Hemsworth, hofft auf den WM-Titel und kämpft gegen den biederen Technokraten Niki Lauda, den Daniel Brühl spielt - hier einige Bilder.

Stuttgart - Der Regen donnert auf den Asphalt, bange Blicke gehen 1976 in den Himmel über Fuji. Es ist ein düsteres Finale der Formel 1 in Japan: Der charismatische Lebemann James Hunt hofft auf der Zielgeraden der Saison auf den WM-Titel und kämpft dabei gegen den biederen Technokraten Niki Lauda, der sich wenige Wochen nach seinem Horror-Crash vom Nürburgring entstellt wieder als Champion feiern lassen will.

Diesen dramatischen Stoff hat sich Oscar-Preisträger Ron Howard nun vorgenommen und bringt ihn mit den Stars Daniel Brühl und Chris Hemsworth in „Rush - Alles für den Sieg“ auf die Leinwand.

Ein rein Testosteron geschwängertes Motorsport-Drama ist es dennoch nicht. Denn Regisseur Howard („A Beautiful Mind“) entfaltet anhand der Rivalität der beiden Rennfahrer nicht nur ein rasantes Panorama der 70er Jahre. Mit Gespür für die richtige Dosis an Action und Kammerspiel - etwa wenn die zwei Männer abseits der Rennstrecke aufeinandertreffen - lässt Howard Hedonismus (der Brite Hunt) auf Biedermeier (der Österreicher Lauda) treffen. Verkörpert werden die beiden Formel-1-Idole von „Thor“-Darsteller Chris Hemsworth als Hunt und dem deutschen Schauspieler Daniel Brühl („Die fetten Jahre sind vorbei“), der Lauda mit genussvollem österreichischen Akzent gibt.

Der US-Regisseur fokussiert „Rush“ auf die gegensätzlichen Charaktere Hunt und Lauda, die einander so dringend brauchen wie der Superheld den Bösewicht. Nur die Rivalität zueinander treibt den coolen Briten und den knorrigen Österreicher zu Höchstleistungen an. „Wenn ich sehe, wie du Rennen gewinnst, während ich um mein Leben kämpfe, dann bist du auch für meine Rückkehr in die Formel 1 verantwortlich“, sagt Lauda etwa während der Rekonvaleszenz nach seinem fürchterlichen Feuer-Unfall auf dem Nürburgring zu Hunt.

Howard beobachtet seine Figuren dabei genau und kreiert so eine Nähe, die sich auch auf die Zuschauer überträgt. Hunt und Lauda werden Helden und Opfer zugleich. Wie sie für ihre Träume kämpfen. Wie aber auch gerade Lauda nach seinem schweren Unfall an seine Grenzen geht, wenn er sich etwa seinen Helm über die noch schmerzende, verbrannte Kopfhaut zieht.

Mit „Rush“ wagt sich Howard in das Genre des Motorsport-Films - ein Nischenprogramm. Denn die bescheidene Hochzeit der Gattung ist schon lange her. Und selbst damals, Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre, schafften es nicht mal Stars wie Paul Newman in „Indianapolis“ oder Steve McQueen mit „Le Mans“, der PS-Jagd auf der Leinwand wirklich Leben einzuhauchen.

"Danke, dass du den Film gemacht hast"

Ein solches Motorsport-Drama hat in Howards breit gefächerter Vita noch gefehlt. Nach so unterschiedlichen Werken und Genres wie „Cocoon“, „Apollo 13“, „Der Grinch“, „The Missing“, „A Beautiful Mind“, „Der Da Vinci Code“ und „Frost/Nixon“ müsste sich der Filmemacher nun wohl nur noch eines Musicals und eines Horror-Films annehmen - und er hätte die ganze Bandbreite endgültig abgedeckt.

Das Drehbuch zu „Rush“ verfasste Peter Morgan, der europäische Wurzeln hat und so auch die Bedeutung der Formel 1 auf dem alten Kontinent versteht. Der zweimal für den Oscar nominierte Autor („Die Queen“, „Frost/Nixon“) beweist sich auch hier wieder einmal als Meister der Charakterzeichnung - und verleiht Hunt und Lauda eine Tiefe, die aus einer Asphalt-Hatz eben ein Drama macht. Auch dank der fein besetzten Nebenrollen: Alexandra Maria Lara („Der Untergang“, „Rubbeldiekatz“) als Laudas damalige Frau Marlene und Olivia Wilde als Hunts Angetraute Suzy Miller.

Es ist der Stil und der Ansatz, der „Rush“ nicht nur für Rennsport-Fans attraktiv macht: Im Gegensatz zu einigen konventionelleren Howard-Werken wie etwa „Apollo 13“ ist das 30-Millionen-Euro-Stück düsterer, aufregender, cooler. Das mag auch daran liegen, dass sich Howard an Dokumentationen wie „Senna“ oder „Gimme Shelter“ orientierte, um den Glamour der Formel-1-Welt und die Zügellosigkeit der 70er Jahre einzufangen - sich selbst aber nicht blinder Faktentreue unterwarf.

Howards Experiment ist gelungen. Auch vom Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone gab es ein Lob. „Nach einer Vorführung kam Bernie jetzt zu mir und sagte: „Danke, dass du den Film gemacht hast““, sagte Howard der Nachrichtenagentur dpa in einem Interview. „Er hat ihn berührt.“