Zwischendurch aufstehen und sich dehnen: Wer im Büro regelmäßig Übungen macht, beugt Rückenschmerzen vor. Foto: dpa/gms

Rückenschmerzen sind ein Volksleiden – das bestätigt wieder mal der DAK-Gesundheitsreport. Experten fordern zu Vorbeugung auf. Doch was tut der Wirbelsäule gut?

Stuttgart/Berlin - Fast jeder im Land kennt sie, die Schmerzen im Rücken. Der aktuellen Analyse des DAK-Gesundheitsreports für Baden-Württemberg nach leiden rund 4,2 Millionen Arbeitnehmer zwischen 18 und 65 Jahren unter dieser Pein.

Damit ist der Kreuzschmerz nach psychischen und Atemwegserkrankungen die dritthäufigste Ursache für Krankmeldungen. Wichtig ist, Rückenschmerzen vorzubeugen, heißt es seitens der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Doch wer seiner Wirbelsäule im Alltag Gutes tun will, ist schnell überfordert angesichts der Vielzahl an vermeintlich rückenfreundlichen Produkten.

Was nutzen besonders gedämpfte Schuhe oder Barfußschuhe?

So manches Schuhwerk soll auch dem Rücken helfen – so heißt es in der Werbung. Und da wird viel angeboten: Schuhe mit sogenannten „Rückenvitalsystemen“ oder gar Barfußschuhe, die dem gesunden Gang dienen und damit auch der Wirbelsäule guttun sollen. Doch wissenschaftliche Empfehlungen, welche Schuhe bei Rückenschmerzen empfehlenswert sind, gibt es nicht, sagt Bernd Kladny, Chefarzt einer Fachklinik und Generalsekretär der DGOU – zumindest bei Patienten, bei denen keine Fußfehlstellung oder eine Beinlängendifferenz vorliegt.

„Der Schuh muss aber zum Fuß passen.“ Er solle ihn dämpfen, um allzu harte Auftritte und damit die Stoßbelastung zu vermeiden. „Das dankt einem auch der Rücken.“ Wer sich an diesen Rat hält, dem schadet es auch nicht, hin und wieder Stöckelschuhe anzuziehen. Zwar führen hohe Absätze dazu, dass Frauen in ein leichtes Hohlkreuz verfallen und die Lendenwirbelsäule belasten. „Weshalb ich Frauen, die beruflich viel Stehen und Gehen, von High-Heels abrate“, sagt Kladny. Aber zu besonderen Anlässen getragen, haben Stöckelschuhe keinen nennenswerten Effekt auf Wirbelsäule und Gelenke.

Was nutzen spezielle Bürostühle oder Sitzbälle?

Dass bei Büroangestellten besonders häufig Nacken, Schulter und das Kreuz in Mitleidenschaft gezogen wird, ist wissenschaftlich zwar nicht erwiesen – aber Experten bestätigen: Im Bereich der Lendenwirbelsäule lastet insbesondere beim Sitzen das gesamte Gewicht des Oberkörpers. Und die Halswirbelsäule – der beweglichste Teil des Körpers – verkrampft sich bei einseitiger Bildschirmtätigkeit.

Daher fordert Bernd Kladny zum „dynamischen Sitzen“ auf. Dazu braucht es keine speziellen Bürostühle, Sitzbälle oder Pendelhocker. „Wichtig ist es, dass der Arbeitsplatz gemäß den Vorgaben der Berufsgenossenschaft eingerichtet ist.“ Dabei spielt es eine Rolle, wie der Bildschirm ausgerichtet ist, ob die Sitzhöhe der Körpergröße angepasst ist und die Winkelstellung der Arme und Beine berücksichtigt wurde. Stimmen diese Voraussetzungen, muss der Arbeitnehmer selbst Bewegung in seinen Büroalltag bringen. Kladny empfiehlt, nicht stundenlang in der gleichen Pose zu verharren, sondern möglichst oft die Sitzstellung zu wechseln. Vom „im-Stuhl-lümmeln“ bis hin zum „sich-über-den-Tisch-beugen“ ist alles erlaubt.

„Auf diese Weise wird die Wirbelsäule bewegt und die Bandscheiben werden etwas besser durchgewalkt.“ Wer dann noch zwei- bis dreimal pro Stunden aufsteht, um etwa zu telefonieren oder um den Müll in den weiter entfernt stehenden Abfalleimer zu werfen, tut seinem Rücken schon viel Gutes.

Nutzen besonders rückenfreundliche Matratzen?

Ein guter Schlaf ist eine Wohltat – auch für den Rücken. Denn in der Nachtruhe regenerieren sich unter anderem auch die Bandscheiben. Doch welche Rolle spielt dabei die Matratzenwahl? Auf wissenschaftliche Studien kann man sich bei der Beantwortung dieser Frage nicht stützen. Nichtsdestotrotz rät Rückenexperte Kladny dazu, eine Matratze zu wählen, die die natürliche Form der Wirbelsäule unterstützt. „Liegen Sie gerade auf der Seite oder auf dem Rücken, sollte die Wirbelsäule nicht abknicken.“

Eine gewisse Elastizität ist also wichtig, damit die Matratze insbesondere im Bereich des Beckens und der Schulter etwas mehr nachgibt als auf Taillenhöhe. Statt auf Härtegrad oder Sieben-Zonen-Matratzen zu achten, sollte eine Schlafunterlage gewählt werden, die der eigenen Körpergröße und dem eigenen Gewicht entspricht. „Da hilft oft nur Probeliegen und die Wahrnehmung auf die entsprechenden Körperregionen zu richten.“

Das Material spielt bei der Wahl der Matratze hauptsächlich für die Schlafhygiene eine Rolle: „Wer nachts schwitzt, sollte keine Latexmatratze wählen und wer eine Hausstauballergie hat, schläft lieber nicht auf einer Taschenfederkernmatratze“, sagt Kladny. Wichtig ist der Rat, die Matratze alle sieben bis zehn Jahre auszutauschen. „Denn in dieser Zeit verliert die Unterlage an Elastizität.“ Und nach einigen Nächten auf einer durchgelegenen Matratze, kann es auch mal im Rücken zwicken.