Mit dem Schnauzbart soll Aufmerksamkeit auf Themen der Männergesundheit gelenkt werden. Foto: Shutterstock/Morocko

Das Tragen eines Schnauzbarts im November, um Spenden für die Forschung zu Prostata- und Hodenkrebs, sowie zu psychischen Erkrankungen bei Männern zu generieren, ist zu einer weltweiten Bewegung geworden. Die Region Stuttgart ist dabei Vorreiter in Deutschland.

Stuttgart - Wer in den vergangenen Wochen ab und zu durch die Stadt gelaufen ist, dem könnte eventuell ein ungewohnt hoher Anteil an Männern mit Schnurrbärten in Stuttgart aufgefallen sein. Vielleicht kamen manche sogar ins Gespräch darüber. Falls ja, wäre damit genau das eingetroffen, was sich die „Movember Foundation“ Jahr für Jahr als Ziel setzt. Nicht umsonst steht das „Mo“ im Namen für „Moustache“, was im Englischen und Französischen „Schnurrbart“ bedeutet. Dem Thema Männergesundheit, das oft tabuisiert wird, soll im November durch diese Aktion besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Seit 2003, als Movember in Australien gegründet wurde, gelingt das mit wachsendem Erfolg. Sowohl mit Blick auf die Teilnehmerzahl, als auch auf die Spendensumme zieht Michael Fischer, Country Manager Europe bei Movember, 2019 eine positive Bilanz. „Die Zahlen sehen sehr gut aus. Deutschlandweit haben dieses Jahr knapp 7300 Menschen teilgenommen und damit 1300 mehr als 2018. Damit steht Deutschland im weltweiten Vergleich auf Platz 8. Auch in Sachen Spenden verzeichnen wir ein zweistelliges Wachstum und werden höchstwahrscheinlich die 600.000-Euro-Marke knacken“, sagt Fischer.

Stuttgarter Unternehmen zeigen Engagement

Dass sich die Bewegung gerade in Stuttgart steigender Beliebtheit erfreut, kann man ebenfalls den Statistiken entnehmen. Unter den 15 erfolgreichsten Spendensammler-Teams befinden sich mit der Biermarke Wulle, Daimler, dem Pharma-Handel GEHE sowie der Personalberatung „SThree“ gleich vier Unternehmen aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt.

Die beiden erstgenannten stechen dabei mit fünfstelligen Summen heraus. Das Team von „Daimler DigitalLife“ hat knapp 10.700 Euro gesammelt, die der Unternehmensbereich „Daimler WeCare“ letztlich verdoppeln wird. Dafür veranstaltete der Autobauer beispielsweise ein großes, internes Shave-Off-Event und fügte dem berühmten Mercedesstern auf Instagram kurzerhand einen Schnauzer hinzu.

Wulle könnte erfolgreichstes Team stellen

Das Team Wulle, das zum Dinkelacker-Konzern gehört, hatte im Vorjahr bereits über 26.000 Euro gesammelt. Zwar stehen 2019 bisher nur knapp 13.000 Euro zu Buche, doch das wird sich bis spätestens Mitte Dezember noch ändern, da einige Einzahlungen von Partner-Aktionen noch ausstehen. „Unser Ziel war es, die Summe von vergangenem Jahr zu erreichen und ich bin zuversichtlich, dass wir das noch schaffen können“, sagt Mitarbeiterin und Movember-Teamkapitänin Stephanie Straub. Sollte das klappen, wäre Wulle das erfolgreichste Team Deutschlands.

Movember steht bei der Biermarke unter dem Motto „#WULLEhilft“, mit welchem man bereits seit mehreren Jahren ein besonderes Marketingkonzept fährt. Statt selbst Werbung zu machen, stellt Wulle gemeinnützigen Partnern aus der Region Werbeflächen zur Verfügung oder Unterstützt Events und Projekte materiell und finanziell. Statt einer Gegenleistung erwartet das Unternehmen Gegenengagement.

Straub erklärt dies anhand eines einfachen Beispiels: „Wenn Studenten beispielsweise eine Party organisieren wollen, bekommen sie von uns zu ihren 10 bezahlten Kästen Bier noch drei oder vier kostenlos obendrauf unter der Prämisse, dass sie sich dafür für eine soziale Einrichtung einsetzen und Einnahmen an diese spenden.“

Sportvereine unterstützen das Team Wulle

Um Spenden für Movember zu sammeln, mangelte es der Brauerei nicht an Ideen. Knapp 20 kooperierende Gastronomiebetriebe in Stuttgart stellten Spendendosen auf und spendeten 50 Cent bis 1 Euro pro verkaufter Wulle-Flasche an die Movember Stiftung. Um dem Ganzen die entsprechende Optik zu verleihen, erhielt die komplette Monatsproduktion ein neu designtes Etikett. Aus dem Wulle Vollbier hell wurde so kurzerhand das „Movembier“.

Darüber hinaus bekam Wulle bei seinem Vorhaben Unterstützung aus dem regionalen Sport. Die Drittliga-Fußballer der SG Sonnenhof Großaspach spielten im ersten Heimspiel im November in einem Movember-Sondertrikot, das für den guten Zweck verkauft wurde und spendeten einen Teil der Stadionbier-Einnahmen. Der Basketballklub MHP Riesen Ludwigsburg unterstützte Wulle zudem mit der Aktion „Dunk dem Pfand“. Während zwei Heimspielen konnten Zuschauer ihr Becherpfand für die Männergesundheit spenden.

Alles in allem zeigten sich die Menschen in Stuttgart und Umgebung im „Movember“ also sowohl von ihrer mutigen Seite für gewagte Gesichtsbehaarung als auch von ihrer großzügigen Seite, eine Kleinigkeit für all die betroffenen Väter, Brüder und Freunde auszugeben, die an Krankheiten leiden, die im Alltag sonst nur sehr selten zur Sprache kommen.