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Mit spitzen Stift rechnen die Nahverkehrsexperten des Waiblinger Landratsamtes zurzeit die Buslinien der Kreiskommunen durch. Für Gemeinden wie Rudersberg bedeutet das: Bei den meisten Linien verschlechtert sich das Angebot.

Rudersberg - Jahrelang sind die Busse im Rems-Murr-Kreis mit wenigen Veränderungen gefahren, jetzt müssen einige Gemeinden Abstriche von der gewohnten Taktung hinnehmen. Der Grund dafür ist, dass die Zuständigkeit für den Nahverkehr vom Regionalverband auf die Landkreise übergeht. Diese überprüfen zurzeit, ob das Angebot noch mit der Zahl der Fahrgäste und der Bevölkerungsentwicklung standhält – und erstellen daraus ein sogenanntes Basisangebot wie unlängst für die 11 000-Einwohner-Kommune Rudersberg.

Die Berechnungsmethode sei „sehr komplex“, sagt der dortige Hauptamtsleiter Werner Hinderer auf Anfrage. Sicher sei, dass seine Gemeinde von Ende 2017 an, wenn die Änderung im Zuge des Fahrplanwechsels voraussichtlich in Kraft tritt, Einschnitte hinnehmen müsse. Mit Ausnahme der Linie nach Backnang sei das Basisangebot bei allen anderen Linien schlechter als der Status quo, sagt Hinderer.

Die Schätzungen, wie viel die Gemeinde Rudersberg für ein besseres Angebot zuschießen muss, gehen auseinander, weil zum Teil noch mit den Nachbargemeinden verhandelt werden muss, die von einigen Linien profitieren. Der Hauptamtsleiter spricht von „unter 40 000 Euro“ im Jahr, im Gemeinderat kursierten Schätzungen „zwischen 40 000 und 60 000 Euro“.

Die Rudersberger Ratsmitglieder haben erst im Ausschuss, dann im Gemeinderat ausführlich darüber diskutiert. Die Gemeinde hatte ein Planungsbüro aus Karlsruhe engagiert und sich ein Gutachten rund 20 000 Euro kosten lassen. Trotz einer fast 150 Seiten starken Vorlage musste die Sitzung unterbrochen werden, damit die Fachleute nach Fragen nochmals Detailberechnungen anstellen konnten.

In der Abstimmung verhinderten die Ratsmitglieder, dass es zu starken Einschnitten kommt. Bezüglich der Linie 228 von Schorndorf über Rudersberg nach Welzheim gab es eine Mehrheit dafür, dass es an Samstagen weiterhin von 8 bis 18 Uhr eine stündliche Verbindung gibt. Umstritten war die Taktung zwischen den südlichen Teilorten Necklinsberg, Michelau und Steinenberg, wo eine Mehrheit das bisherige Angebot an den Wochentagen durchsetzte. Samstags kommen die Busse aber nur noch alle zwei Stunden. Da Teile dieser Linie Zubringerverkehr für die Wieslauftalbahn seien, wolle man prüfen lassen, ob sich nicht deren Zweckverband an diesen Kosten beteiligen könnte, sagte Hinderer. Aber selbst wenn dieser zustimme, müsste Rudersberg als Zweckverbandsmitglied weiterhin einen Teil der Kosten tragen.

Eine Spezialrolle nimmt in all diesen Planungen der Rudersberger Teilort Necklinsberg ein. Der liegt geografisch in den Berglen und ist in Richtung Winnenden orientiert. Vermutlich wird Necklinsberg künftig über ein Ruftaxi angebunden. Ein Direktbus von dort nach Winnenden würde stolze 390 000 Euro pro Jahr kosten.