Sie bringen die ganze Welt zum Grooven: Royal Republic 2016 im Electric Ballroom in London Foto: Leo Akesson - http://www.leoakesson.com/

Funk und Soul der siebziger Jahre, originell upgedatet: In der Porsche-Arena bringen die Royals ihr Publikum zum Tanzen und Toben.

Stuttgart - Die Musik, die aus der Konserve kommt, ehe Royal Republic erscheinen, ist Programm: Hot Chocolate, Chic und Patrick Hernandez („Born to be alive“) machen Stimmung für die Band aus Malmö am Samstagabend in der Porsche-Arena. Royal Republic, gegründet 2007, haben den Funk und Soul der siebziger Jahre in ihre Musik hineingedreht – und das funktioniert blendend, das ist die richtige und originelle Mischung, die neunzig Minuten lang ein überwiegend junges Publikum zum Tanzen und Toben bringt.

Blackout Problems, ihre Vorband, kommen aus München und treten kaum weniger wild auf. „Als ich sechzehn war“, sagt Mario Radetzky, ihr Sänger, in einer Atempause, „wollte ich keinen Porsche, sondern in einer Band spielen. Heute spiele ich in einer Band, und meine Vorbilder sind sechzehnjährige Mädchen, die für ihre Ideale auf die Straße gehen.“

Dann die „Royals“, wie sie im Fanjargon heißen: Sie beginnen mit orchestralem Pomp und geben augenblicklich Gas; einen ruhigen Moment, einen Song nur zur Gitarre, wird es bei ihnen sehr spät, in der Zugabe, erst geben. Bis dahin: Tempo, pumpender Bass, rotzige Riffs, ein Schlagzeuger im Silberjackett, der trommelt wie von Sinnen, Glamour und Größenwahn. Ganz vorne: Adam Grahn, gerade mal fünfunddreißig Jahre alt, begabt mit einer Stimme, die zum zügellosen Seelenschrei werden oder aalglatt im Schmelz der frühen Achtziger aufgehen kann.

Nervöse, aufgekratzte, endlose Tanznummer

Vier Alben, sagt Adam Grahn, habe er mit Royal Republic bis jetzt gemacht, das fünfte sei in Arbeit – und jedes dieser Alben sei eine ganz eigene Welt geworden. „Club Majesty“, der jüngste Streich vom Mai 2019, ist voll der Grooves der siebziger und den Keyboards der achtziger Jahre. „Can’t fight Disco“ heißt hier ein Song, der hält, was er verspricht. Auf der Bühne bleibt es meist bei Schlagzeug, Bass und Gitarren, aber einmal tauscht der Bassist Jonas Almén sein Instrument gegen eine Keytar an, gegen eines jener notorischen Keyboards, die sich die Musiker der Achtziger um die Hälse hingen – er spielt „Jump“ von Van Halen an, spielt das Intro zu „The final Countdown“, und sein Publikum heult jede Note mit, ehe Royal Republic mit „Stop movin‘“ beginnen, einer nervösen, aufgekratzten, endlosen Tanznummer.

Fast jedes Stück des jüngsten Albums gehört zur Show, und fast jedes dieser neuen Funk-Rock-Monster peitschen Royal Republic gute sechs Minuten über die Bühne. Ein Fan schafft es während einem Song, gleicht drei Mal von der Menge über die Absperrung vor der Bühne gekippt zu werden; mit den Ordnern, die ihn ins Publikum zurückgeleiten, ist er zuletzt gut Freund. Und droben machen die vier schnieken Schweden immer weiter: Adam Grahn tanzt als ein großartig eitler Geck am Bühnenrand, seine zuckende Gitarre liegt in seinem Arm.