Der Schein trügt, sagt die Stadtverwaltung: Aktuell gebe es im Rotwildpark keine weiteren Durchforstungsarbeiten. Derweil können die Kröten aufatmen, denn der Glemsweiher füllt sich dieser Tage wieder langsam mit Wasser. Foto: privat/dpa

Im Glemsweiher im Stuttgarter Rotwildpark ist wieder Wasser, Kröten können dort bald laichen. Indes beklagen sich Spaziergänger über Baumfällarbeiten.

Büsnau/S-West - Die derzeit kalten Nächte bremsen Kröten und andere Amphibien auf ihrem Weg zu ihren Laichgewässern. Für die, deren Geburtsort einst der kleine Glemsweiher in der Nähe des Rotwildgehegeswar und die daher jedes Frühjahr dorthin zurückwandern, ist das ein Glücksfall. Denn der Tümpel füllt sich erst dieser Tage wieder mit Wasser. Seit Oktober war der Weiher leer. Die Verantwortlichen beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt hatten das Wasser im vergangenen Jahr abgelassen. Das sei bei künstlich angelegten Gewässern in regelmäßigen Abständen notwendig, zum Beispiel, wenn sich wie im Falle des Glemsweihers zu viel Schlamm gebildet habe, so die Begründung. Die Verwaltung nutzte die Gelegenheit und wartete gleich noch die gesamte Anlage.

Seit der vergangenen Woche ist sie wieder in Betrieb. Der Glemsweiher sollte eigentlich wieder mit Wasser gefüllt sein. Ist er aber nicht. „Ich war am Samstag an dem besagten Wehr, und da hat sich überhaupt gar nichts getan, die Glems wird hier nicht aufgestaut, das Wehr ist offen. Das Problem besteht weiterhin, und die Kröten werden dort in diesem Jahr nicht laichen können“, schreibt ein verärgerter Leser in einer Mail an unsere Zeitung und fügt hinzu: „Es ist bedauerlich, dass die Stadt den Schutz der Kröten und anderer Tiere in einem Naturschutzgebiet offensichtlich als nicht so wichtig erachtet.“

Das lässt der städtische Pressesprecher Martin Thronberens so nicht stehen. An dem erst vor Kurzem gewarteten Material sei am Freitag einen Schaden festgestellt worden. Die Anlage habe nicht richtig abgedichtet, das heißt, das Wasser habe nicht optimal aufgestaut werden können. „Daher mussten die Stau-Bretter herausgenommen, die Anlage überprüft und die Bretter neu eingepasst werden“, schreibt der Pressesprecher und fügt hinzu: „In der Folge war der Weiher am Samstagmorgen leider tatsächlich wieder leer.“ Inzwischen fülle er sich aber wieder, schreibt Thronberens, und belegt das mit einem aktuellen Foto.

Waldarbeiter rücken Holz

Nicht weit entfernt von dem Tümpel waren in den vergangenen Tagen Waldarbeiter mit schwerem Gerät zugange. „Gerade jetzt in einer sehr sensiblen Zeit für Lurche und Vögel“, kritisiert der Leser und erinnert an die Schonzeit, die vom 1. März bis Ende September in Naturschutzgebieten gelte. Martin Thronberens dementiert jedoch, dass im Rotwildpark aktuell Bäume gefällt werden. Zurzeit werde dort Holz gerückt. So heißt es im Fachjargon, wenn gefällte Stämme transportiert und am Wegesrand aufgestapelt werden. Aus diesem Grund sei am Wochenende auch ein Rückeschlepper im Einsatz gewesen. Durchforstungsarbeiten seien das nicht gewesen, sondern lediglich Nacharbeiten. Das sei notwendig, weil einzelne problematische Bäume aus Arbeits- und Verkehrssicherheitsgründen bislang nicht bearbeitet werden konnten, weil die Rückemaschine nicht mit dabei war.

Das Holz, das bewegt werde, sei seit Anfang des Jahres aus unterschiedlichen Gründen gefällt worden, schreibt Thronberens. Insbesondere sei es um die Waldpflege gegangenen, mit dem Ziel, den besonderen Charakter des Gebietes zu erhalten. Darüber hinaus seien einige Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt worden, zum Beispiel, weil sie bei einem Sturm beschädigt worden seien.

Borkenkäfer schädigen Fichten

Probleme bereitet darüber hinaus der Borkenkäfer. Er kann komplette Waldbestände schädigen. Betroffen sind vor allem Fichten, zum Teil aber auch Lärchen. „Deshalb ist es wichtig, befallene Bäume frühzeitig zu identifizieren, zu fällen und das Holz möglichst zeitnah aus dem Wald zu entfernen“, erklärt der Pressesprecher.

Insgesamt wurden seit Jahresbeginn im Rotwildpark etwa 500 Kubikmeter Holz planmäßig gefällt. Hinzu kommen etwa 100 Kubikmeter sogenanntes Käferholz. Darüber hinaus sind die Sturmschäden der vergangenen Tage zu berücksichtigen, die noch Aussagen des Pressesprechers noch nicht genau beziffert werden können.

Käferbäume sind auch in einem Waldstück ein Thema, in dem bei dem Sturm Burglind im Januar 2018 flächig Fichten umgeknickt oder entwurzelt sind. Diese Fläche sei bereits bis März 2018 geräumt worden. Im Herbst 2018 seien zahlreiche Eichen nachgepflanzt worden, so Thronberens. Zum Hintergrund: „Die Fichte tut sich mit den Folgen des Klimawandels schwer“, so der Pressesprecher. Fehlender Niederschlag und hohe Temperaturen setzen ihr zu. Darüber hinaus machen ihre flachen Wurzeln sie sturmanfällig. Die Eiche komme hingegen mit dem Klimawandel besser zurecht. Sie liebt die Wärme, braucht weniger Wasser und hat tiefere Wurzeln. Fichten gibt es in diesem Gebiet aber nach wie vor. Um sie zu schützen, muss Käferholz schnell entfernt werden.