Der DRK-Sprecher Gunter Wagner hofft, dass sich viele Menschen eine Rotkreuzdose in den Kühlschrank stellen werden. Foto: Leonie Schüler

Seit dieser Woche ist in allen Apotheken in Filderstadt die Rotkreuzdose erhältlich. Sie erleichtert Rettungskräften, Infos über den Patienten zu finden. Warum gehören sie in den Kühlschrank?

Filderstadt - Sie sind nicht zu übersehen: In knallroter Farbe leuchten die Rotkreuzdosen, die sich seit dieser Woche in allen Apotheken in Filderstadt an der Kasse stapeln. Sie kosten nichts; wer möchte, kann etwas dafür spenden. Gunter Wagner, der Sprecher der Filderstädter Ortsvereine des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), freut sich sehr, dass das seit einer Weile angedachte Projekt nun umgesetzt wird. „Die Rotkreuzdose macht für jeden Sinn“, sagt der Apotheker. Sie könne dabei helfen, eine Rettungsaktion zu beschleunigen und dadurch Leben retten.

Die Idee der Notfalldosen, die in England erfunden wurden und dort weit verbreitet sind, ist ebenso einfach wie genial: In dem Gefäß, das etwa so groß wie ein Senfglas ist, wird ein Datenblatt verstaut, auf dem Angaben über den Hausarzt, Allergien, regelmäßig eingenommene Medikamente und Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzprobleme oder ein vorangegangener Schlaganfall vermerkt werden. Auch die Blutgruppe kann notiert werden, ebenso wie Hinweise darauf, wo eine Patientenverfügung, ein Organspendeausweis oder eine Vorsorgevollmacht aufbewahrt werden. „Wichtig ist, dass die Daten immer aktuell gehalten werden“, sagt Wagner. Er hält die Rettungsdose für sinnvoll, da er schon oft die Erfahrung gemacht hat, dass Angehörige in einer Notfallsituation so unter Schock stehen, dass sie kaum Angaben über den Patienten machen können.

Warum soll die Dose in den Kühlschrank?

Verstaut wird die Dose in der Kühlschranktür. Gunter Wagner erklärt, warum: „Es ist ein zentraler Ort, den jeder hat und der relativ leicht zu finden ist. Außerdem kann ein Pfleger, Arzt oder auch ein Feuerwehrmann problemlos an den Kühlschrank gehen.“ In Schränken und Schubladen dürften Rettungskräfte nämlich nicht ohne Weiteres wühlen. Dass ein Patient eine Infodose im Kühlschrank aufbewahrt, wird durch Aufkleber an der Innenseite der Haustüre sowie an der Kühlschranktüre kenntlich gemacht.

Neben den Sanitätern wurden auch die örtlichen Feuerwehrleute darüber aufgeklärt, dass sie von nun an bei Einsätzen in Filderstadt nach den roten Dosen Ausschau halten sollen. Denn wenn der Notarzt bei einem Brand die Wohnung nicht mehr betreten darf, kann ein Feuerwehrmann im Kühlschrank nach der Dose schauen. Die Feuerwehrleute halten den Aufbewahrungsort für perfekt, weiß Gunter Wagner: „Sie haben gesagt, dass bei einem Hausbrand der Kühlschrank das Letzte ist, das ausbrennt. Er ist wie ein kleiner Tresor.“

Die Nachfrage reicht über Filderstadt hinaus

Obwohl die Rotkreuzdosen erst seit ein paar Tagen in den Apotheken in Filderstadt stehen, ist die Resonanz laut dem DRK-Sprecher bereits gut. Auf Facebook, wo der SPD-Stadtrat Walter Bauer die Neuigkeit verbreitet hat, gebe es schon Anfragen, wo die Dose zu erwerben sei. Und auch in Wagners Apotheke erregen die roten Gefäße Aufmerksamkeit. Die Kundin Ingeborg Wolf zum Beispiel fand die Idee auf Anhieb gut und nahm gleich eine mit nach Hause. „Wo sollen die Sanitäter denn sonst die Infos finden? Die Idee ist wirklich gut“, sagte die Seniorin und nahm einige Flyer mit, um ihren Freunden und der Familie davon zu erzählen.

Auch in Leinfelden-Echterdingen wird an der Einführung der Rettungsdose gearbeitet. „Wir sind gerade in den Vorbereitungen und werden im November gemeinsam mit dem DRK-Ortsverein eine größere Aktion starten, damit wir die Dose auch bei uns anbieten können“, kündigt Peter Löwy, der das Amt für soziale Dienste leitet, an. Zurzeit würden noch Sponsoren gesucht, damit die Notfalldosen kostenlos angeboten werden können.