Robert Forster mag es längst nicht so ruhig, wie er wirkt Foto: Stephen Booth

Robert Forster, der einst die australische Band Go-Betweens mitgründete, hat in der Schorndorfer Manufaktur sein neues Album „Inferno“ vorgestellt.

Schorndorf - Elegant, mit weißem Hemd und schwarzem Pullover gekleidet, tritt Robert Forster auf die Bühne und greift zum Mikrofon. Das Publikum in der vollen Manufaktur wartet gespannt auf die ersten Klänge des Australiers, um sich kurze Zeit später bei Gitarrengeschrammel und Violine im Song „Remain“ zu wiegen. Es läuft gut an. Beim zweiten Song, „The Morning“, holt er dann selbst die Gitarre und singt: „It’s a new Day, another Night that I’ve survived“ (Es ist ein neuer Tag, eine weitere Nacht, dich ich überlebte), und als wolle er beweisen, dass es auch für die Musik immer weitergeht, folgt in den nächsten Strophen wiederholend: „The Morning is a friend, the Morning is a Friend“ (Der Morgen ist ein Freund).

Ein Australier in Berlin

Forster, der Dandy, gibt sich am Mittwochabend mit seiner Band in Schorndorf die Ehre, um sein neues Album „Inferno“ vorzustellen. Mit dabei sind der Drummer Magnus Olsson, der Bassist Jonas Thorell, der Gitarrist Scott Bromiley sowie Forsters Frau, die Violinistin Karin Bäumler. „Inferno“ ist Forsters siebtes Soloalbum und die erste Veröffentlichung seit vier Jahren. Der gleichnamige Song trägt zwar den Untertitel „Brisbane in Summer“ erinnert aber auch daran, dass das Album im heißen Sommer 2018 im Berliner Studio von Tapete Records entstand. Produzent war Victor Van Vugt, der auch mit Beth Orton und PJ Harvey zusammenarbeitet. In „Inferno“ erzählt der Singer-Songwriter von der Sehnsucht nach Regen, Eis und schlaflosen Sommernächten.

Robert Forsters Karriere begann 1977 in der Post-Punk-Ära mit seinem Bandkollegen Grant McLennan und den von Kritikern viel gelobten Go-Betweens. Die in Brisbane gegründete Indieband startete Anfang der achtziger Jahre, kam unter anderem in London bei Rough Trade unter Vertrag, doch der große Durchbruch wollte nie gelingen.

Forsters Stil lässt sich als unkonventioneller, melancholisch anmutender Gitarrenpop mit New-Wave und Folk-Elementen beschreiben, und natürlich ist er geprägt von den Go-Betweens. Bei seinen Fans gilt er durchaus als Legende. Seit den neunziger Jahren, und wiederholenden On und Offs mit McLennan und den Go- Betweens, tritt Forster auch immer wieder solo auf. Der plötzliche Herzinfarkttod McLennans 2006 war auch das endgültige Ende der Go-Betweens. Aufsehen erregte zuletzt seine 2017 erschienene Biografie „Grant & Ich“, in der er die Musikerfreundschaft und die Bandgeschichte beschreibt. Der 61-jährige Forster, den Nick Cave einmal als den wahrhaftigsten und seltsamsten Poeten seiner Generation bezeichnete, scheint noch lange nicht genug zu haben, und so tourt er dieses Jahr noch durch Europa, die USA und Australien.

Mit der Zeit geht es legerer zu

Forster spielte solo und mit den Go-Betweens schon mehrfach in der Manufaktur. Im Laufe des Abends lockert er immer mehr auf, später zieht er auch der Pullover aus, die weißen Ärmel werden hochgekrempelt. Die Stücke werden düsterer, klingen mehr nach Punk. Er holt die Mundharmonika und zeigt, dass er sie genauso liebt wie seine Westerngitarre. Seinen Drummer lobt er dafür, dass der Drums und Xylofon gleichzeitig spielen kann. Dann kokettiert er noch ein wenig, betreibt Understatement, und meint, er würde auch Platten anderer Künstler signieren – doch eigentlich weiß er genau: auch diese Show war wieder richtig gut.