René Adler muss die Teilnahme an der Weltmeisterschaft absagen. Foto: AP

Hiobsbotschaft für Jogi Löw: Torwart René Adler hat seine Teilnahme an der WM abgesagt.  

Hamburg - Schock für René Adler und Bundestrainer Joachim Löw: Zwei Tage vor Bekanntgabe des Kaders ereilte den DFB-Chefcoach die bittere WM-Absage des Stammtorwarts. Der Schlussmann von Bayer Leverkusen kann wegen seiner Rippenverletzung nicht am Turnier in Südafrika teilnehmen. „Das war die schwierigste Entscheidung meines Lebens. Aber es wäre mir selbst, meinem Verein und der Nationalmannschaft gegenüber letztlich unverantwortlich gewesen, an der WM teilzunehmen“, sagte Adler. Der 25-Jährige muss sich wegen der am 17. April erlittenen Blessur operieren lassen.

„Natürlich tut es uns sehr leid, dass René nun doch operiert werden muss und somit für die Weltmeisterschaft ausfällt. Wir werden nun im Trainerteam gemeinsam darüber beraten, wer als weiterer Torhüter mit nach Südafrika fährt, und dies am Donnerstag bei der Pressekonferenz zur Nominierung des WM-Kaders in Stuttgart bekanntgeben“, sagte Löw. Knapp 48 Stunden darf nun spekuliert werden, wer neben Manuel Neuer (Schalke 04) und Tim Wiese (Werder Bremen) als dritter Schlussmann in den WM-Kader rückt.

Mögliche Kandidaten: Butt, Weidenfeller - oder Lehmann

Mögliche Kandidaten sind Hans-Jörg Butt von Bayern München, der 2000 und 2002 schon dritter Mann beim Großereignis war, Dortmunds Roman Weidenfeller oder doch noch einmal Jens Lehmann vom VfB Stuttgart. „Ich sage gar nichts dazu“, kommentierte Lehmann, der 2006 und 2008 Stammkraft war, anschließend nicht mehr berufen wurde und kaum mit der Rolle auf der Bank zufrieden wäre. Eine Variante mit dem unerfahrenen U21-Keeper Tobias Sippel von Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern scheint ebenso unwahrscheinlich.

„Ich drücke dem Bundestrainer die Daumen, dass er und die Mannschaft von weiteren sportlichen Hiobsbotschaften dieser Art in der WM-Vorbereitung verschont bleiben“, sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Der Bundestrainer muss kurz vor dem Start in die heiße WM- Vorbereitung eine neue Nummer 1 benennen. Adler hatte im Februar den Vorzug vor Neuer und Wiese als Stammtorwart erhalten.

Wiese: "Es tut mir leid"

Sogar Konkurrent Wiese zeigte spontanes Mitgefühl: „Für ihn tut es mir leid“, sagte er am Dienstag nach dem Werder-Training. Und brachte sich auch schon im kurzfristig wieder entbrannten Kampf um den Stammplatz in Stellung. „Ich weiß nicht, ob ich jetzt die Nummer eins bin. Das muss der Trainer entscheiden“, erklärte er. „Ich habe immer meine Leistung gezeigt.“

Erst am vergangenen Samstag hatte Adler zwei Wochen nach der Rippenverletzung sein Comeback in der Bundesliga gegen Berlin gegeben, und dabei offenbar einen Rückschlag erlitten. „René hatte nach dem Spiel gegen Hertha BSC extreme Schmerzen. Daraufhin wurde er nochmal von DFB-Arzt Dr. Müller-Wohlfahrt untersucht. Dabei kamen alle zum Ergebnis, dass eine WM-Teilnahme nicht möglich ist“, sagte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler dem „Express“.

Adler: "Es macht keinen Sinn"

„Medizinisch betrachtet ist es zwar möglich. Doch die Schmerzen sind so erheblich, dass ich auf Dauer sowohl im Training als auch in den Spielen keine Bestleistung hätte bringen können. In einem derart langen und intensiven Turnier aber ist das unerlässlich. Da braucht es topfitte Spieler“, sagte Adler. Die Bayer-Ärzte hatten dem gebürtigen Leipziger für den Einsatz in Berlin noch Grünes Licht gegeben. „Ich habe wirklich noch einmal alles versucht, doch nach dem Spiel gegen Berlin musste ich einsehen, dass es keinen Sinn macht“, sagte Adler.

Adler hatte am 11. Oktober 2008 im WM-Qualifikationsspiel gegen Russland in Dortmund (2:1) ein starkes Debüt im DFB-Tor gefeiert. Insgesamt stand er bislang neunmal bei Länderspielen zwischen den Pfosten. Nach dem Selbstmord von Robert Enke im November 2009 war die Position als Nummer 1 vakant - Löw entschied sich für Adler, der auch im Rückspiel in Russland (1:0) maßgeblich zur WM-Teilnahme beigetragen hatte.