Umweltschutz fängt bei der Ernährung an. Einige Lebensmittel sind viel schlechter für das Klima als andere, sagt Umweltaktivist Christoph Schulz.

Was zu Hause auf den Tisch kommt, sollte vor allem lecker sein. Nach diesem Credo wählen viele aus, was sie essen. Auch der Gesundheitsaspekt ist zahlreichen Menschen wichtig. Doch es gibt noch etwas, das es bei Gerichten zu beachten gibt: die CO2-Bilanz. Manche Lebensmittel sind viel schädlicher für die Umwelt als andere. Ihre Klimafreundlichkeit wird mithilfe der sogenannten CO2-Äquivalenz beschrieben, einer Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase wie CO2 oder Methan.

"Es gibt viele, neue und leckere Gerichte aus der vielfältigen, klimafreundlichen Küche", erklärt Umweltaktivist und Autor bei "CareElite" Christoph Schulz im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. Gemeinsam mit dem Ernährungsberater Julian Hölzer klärt er im Buch "Kochen fürs Klima" (Riva) über klimafreundliche Ernährung auf. Schulz und Hölzer berichten, welche Lebensmittel absolute Klimasünder sind - und welche klimafreundlichen Alternativen es gibt.

Welche Lebensmittel, die wir häufig zu uns nehmen, sind schlecht fürs Klima - und wieso?

Christoph Schulz: Rindfleisch zählt zum Beispiel zu den echten Klimakillern unserer Ernährung. Denn um ein einziges Kilogramm davon zu produzieren, werden durch die energieintensive Herstellung und den Methanausstoß der Kuh etwa 16,85 Kilogramm CO2-Äquivalente ausgestoßen und mehr als 15.000 Liter Wasser für die Tränken, die Reinigung der Ställe und vor allem für den Futtermittelanbau verbraucht. Das sind umgerechnet etwa 111 Badewannen voller Wasser. Die Schaffung von Anbauflächen für Sojaschrot als Tierfutter ist zudem die Hauptursache für die Abholzung von Regenwäldern, die sozusagen die grüne Lunge der Erde sind und große Teile des von uns Menschen ausgestoßenen Kohlenstoffdioxids speichern. Deshalb sind auch Kuhmilch, Butter, Käse und Sahne extrem klimaschädlich.

Die klimaschädlichsten Lebensmittel sind also vor allem tierische Lebensmittel. Das liegt ganz einfach daran, dass die Tierhaltung extrem ressourcenintensiv ist, da die Tiere sowohl Platz als auch jede Menge Futter benötigen. Der "Umweg Tier" ist somit das größte Klimaproblem in unserer Ernährungsweise. Deshalb ist es besser, die Pflanzen lieber direkt zu verzehren.

Aber auch unter den pflanzlichen Lebensmitteln gibt es einige Klimakiller. Da sind definitiv Kakao und Reis zu nennen. Kakao, weil allein für eine Tafel Schokolade etwa 398 Gramm CO2-Äquivalente ausgestoßen werden - und ganze 27.000 Liter Wasser notwendig sind, um ein Kilogramm Kakao zu erzeugen. Reis, weil der Treibhausgasausstoß pro Kilogramm für den Nassreis-Anbau bei 2,58 Kilogramm CO2-Äquivalenten liegt und jedes Jahr weltweit etwa 600 Millionen Tonnen davon angebaut werden.

Welche Alternativen gibt es?

Schulz: Wenn man überhaupt von klimafreundlichem Fleisch sprechen möchte, dann sind am ehesten Wildschwein und Reh zu nennen. Wer den Geschmack von Fleisch nicht missen will, kann auch die vielen, großartigen Fleischalternativen auf Pflanzenbasis ausprobieren. Butter lässt sich klimafreundlicher durch Pflanzenmargarine ersetzen, für deren Herstellung im Vergleich etwa neun Mal weniger CO2 ausgestoßen wird. Für Streu-, Frisch- und Scheibenkäse sowie alle anderen Käsearten liegen im Supermarkt bereits pflanzliche Alternativen bereit. Die klimafreundliche Alternative zur Kuhmilch ist ebenfalls nur einen Handgriff im Supermarktregal entfernt: Hafermilch oder Mandelmilch zum Beispiel. Auch für Sahne gibt es pflanzliche Alternativen, zum Beispiel auf Sojabasis.

Wie bei tierischen Produkten ist natürlich hin und wieder ein Produkt dabei, das einem nicht so gut schmeckt. Ausprobieren statt Abwinken ist deshalb die Devise. Kakao sollte man lieber in Maßen statt in Massen genießen - und bei der Wahl der Schokoladentafel sollte man darauf achten, dass sie frei von Kuhmilch ist und aus fairer, ökologischer Produktion stammt. Das gilt auch für Reis, den man am klimafreundlichsten konsumiert, wenn er aus dem biologischen Trockenanbau stammt.

So eine einschneidende Umstellung im Leben kann eine echte Herausforderung werden. Doch ich bin überzeugt: Sobald man versteht, dass sowohl die Umwelt, die Tiere, andere Menschen und auch die eigene Gesundheit davon profitieren, steigt die Motivation ins Unermessliche.

Wie lässt sich im Supermarkt erkennen, ob ein Lebensmittel CO2-freundlich ist?

Schulz: Möglichst klimafreundliche und nachhaltige Lebensmittel sind im Supermarkt beispielsweise durch Siegel wie Fairtrade, Biokreis, Bioland, dem Regionalfenster oder dem V-Label gekennzeichnet. Der Einkauf im Bioladen oder auf dem regionalen Wochenmarkt vereinfacht die Suche natürlich ungemein. Ein grundsätzlicher Rat für einen klimafreundlichen Lebensmitteleinkauf ist aber: pflanzlich, regional, saisonal, biologisch, unverarbeitet und bewusst, statt tierisch, global, ganzjährig, konventionell, verarbeitet und gedankenlos.

Welches klimafreundliche Gericht kochen Sie momentan besonders gerne?

Schulz: Da fällt mir direkt die knackige Herbstpizza mit Kürbissoße ein. Für eine Person werden lediglich 210 Gramm CO2-Äquivalente ausgestoßen, wenn man sie mit pflanzlichem und nicht mit tierischem Käse überbackt. Kürbis hat von September bis November Saison und ist in dieser Zeit - und auch aufgrund der Tatsache, dass er in Deutschland wächst - ganz besonders klimafreundlich.