2700 Gräber erinnern an Zora, Titi und Co. - auch der berühmte ... Foto: Christophe Perrucon

Vor Paris haben 100.000 Hunde und Katzen ihre letzte Ruhestätte gefunden - auch Rin Tin Tin.

Paris - Der Hundefriedhof von Asnières-sur-Seine ist der älteste der Welt. Tierfreunde lassen hier nicht nur ihre geliebten Hunde und Katzen beisetzen. Auch Kaninchen, Pferde, Tauben, Affen und Hammel sind hier begraben.

Als die Bilder gerade laufen lernten, war Rin Tin Tin ein umjubelter Kinostar. Seine wöchentliche Gage von 6000 Dollar gilt für damalige Verhältnisse als sensationell. Als er 1932 zum Kummer von Millionen Fans verschied, überführten ihn die Franzosen in seine Heimat. Seitdem ruhen die sterblichen Überreste des Deutschen Schäferhunds am Ufer der Seine. Heute gehört Rin Tin Tin zu den Stars auf dem Hundefriedhof in Asnières-sur-Seine bei Paris.

Die letzte Ruhestätte für geliebte Kläffer und verschmuste Stubentiger liegt idyllisch auf einer früheren Seine-Insel. Es ist der älteste Hundefriedhof der Welt. In den vergangenen 110 Jahren wurden an die 100000 Hunde und Katzen in Asnières-sur-Seine bestattet: Die Steine der über 2700 Gräber erinnern an Zora, Tosca, Rubis, Bimbeau und Titi.

Der Friedhof symbolisiert tausendfach abgewandelt die abgrundtiefe Liebe des Menschen zur Kreatur. "Dass du hier so sanft ruhst, wie dein Herz gut war", steht auf Daisys Stein. "Kompagnon des Lebens, du hast uns alles gegeben", lautet die Widmung an Sultan, einen Schäferhund, geborener "Galant vom Hatzfeld".

Dieser Ort ist reich an herzzerreißenden Anekdoten. Der Pariser Polizeihund Papillon etwa ging pflichtbewusst im 16. Arrondissement auf Streife - und starb im Dienst, erzählt die Beigeordnete Blanche Mühlmann. Die Hündin Loulou zog einen hilflosen Jungen mit letzter Kraft aus den Fluten der Garonne, bis sie selbst nicht mehr konnte und ertrank. Der Superbernhardiner Barry rettete sogar 40 Menschen das Leben. Beim 41. Versuch kam er zu Tod. Sein Denkmal steht direkt am prachtvollen Jugendstil-Eingangsportal des Friedhofs.

In einer Gruft ruhen sieben Ponys

Mitunter nimmt der Totenkult groteske Züge an. Treue Freunde des Kaisers Napoléon I. etwa verneigen sich alljährlich vor einer schwarzen Granittafel mit goldenen Lettern - zum Gedenken an Moustache, den Hund der Grande Armée, gefallen in Spanien am 11. März 1811.

Die Tierliebe geht weit über Hund und Katz hinaus. Auch Hasen und Hammel, Kaninchen und Meerschweinchen, Tauben und Papageien kommen unter die Erde. Unter dem Foto des Affen Kiki steht: "Schlaf ruhig, mein Chérie, du warst die Freude meines Lebens." Mancher Hinterbliebene kommt jeden Tag, um zu trauern.

An der begrünten Böschung, an der früher die Seine-Wellen ans Ufer schlugen, liegen die Gräber der Pferde. In der aufwendigsten Gruft des ganzen Friedhofs ruhen unter einem riesigen Granitdeckel sieben Ponys: Ilette, Julie, Agatha, Uros, Lucky, Joseph und Ophelie. Der Unterhalt kostet zigtausend Euro, so der Friedhofswärter. Die Tiere sollen noch mehr als vierzig Jahre lang hier ruhen.

"Die Friedhofssatzung ist ähnlich wie bei normalen Friedhöfen", sagt die Beigeordnete Mühlmann. "Nur religiöse Zeremonien sind strengstens untersagt." Es gibt Gruften, Einzelgräber, Särge aus Eiche oder Kiefer und Grabschmuck in allen Variationen.

Die Stätte genießt Kultstatus. Tierfreunde aus der ganzen Welt - von Übersee bis Fernost - finden den Weg nach Asnières. Unlängst setzte eine steinreiche New Yorker Brauereibesitzerin ihrem geliebten Tipsy ein Kitsch-Denkmal. Der schwarze Pudel bekam einen roten Granit-Stein in Sonnenform mit eingearbeitetem Herz, Marienkäfer, Mond, Engel, Sterne und der Inschrift "Für immer in unserem Herzen". Die spleenige Multimillionärin soll sogar noch eine kostbare Perlenkette mit ins Grab gelegt haben.