Die Königstraße 1 C erhält ein grünes Dach, das hoch aufragende Schlossgartenhotel eine neue Fassade. Foto: Oliv GmbH Thomas Sutor Architekt

Der Beginn der Einkaufsmeile rückt mit der Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs einer verkehrsberuhigten Schillerstraße in eine andere Lage. Die Handelsnutzung nimmt ab.

Die Immobilien GmbH der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) will bis 2028 zwischen 600 und 700 Millionen Euro in das Schlossgartenhotel und die Gebäude Königstraße 1 A-C investieren. Dabei soll der Bestand weitestgehend erhalten werden. Ziel seien „Gebäude ohne Rückseiten“, sagte Frank Berlepp, der Sprecher der Geschäftsführung der LBBW Immo-Gruppe, am Montag bei einem Pressegespräch. Die LBBW hält 90 Prozent der Aktien der Gebäudeeigentümerin Schlossgartenbau-AG.

Wandel im Handel

Anlass der Frischzellenkur ist nicht nur das Alter der Häuser, sondern auch der Wandel im Handel und laut Berlepp die absehbare Inbetriebnahme von Stuttgart 21 (geplant Ende 2025). Die Stadt sieht vor, den Durchgangsverkehr aus der Schillerstraße zu verbannen, die den Bahnhof und die Königstraße trennt. Mit der Verkehrsberuhigung und dem großen Haupteingang zur Schienenstation am Bahnhofsturm rückt der LBBW-Bestand in eine neue Lage.

Hotel ein „ikonisches Stück Stuttgart

Die sichtbaren Auswirkungen der umfassenden Auffrischung werden höchst unterschiedlich sein. So wird das Schlossgartenhotel zwar eine komplett neue Fassade erhalten, sich aber dadurch kaum verändern. „Das Hotel verstehen wir als ikonisches Stück Stuttgart“, so Wolfgang Riehle. Der Ehrenpräsident der Architektenkammer Baden-Württemberg ist Vorsitzender der von der LBBW berufenen, hochkarätig besetzten Baukommission. Den Gestaltungswettbewerb gewann das Stuttgarter Büro Steimle Architekten zusammen mit den Landschaftsarchitekten Planstatt Senner (Stuttgart). Augenfälligste Änderung an der Luxusherberge ist eine Fassade, bei der die bisherigen Fenster bodentief verlängert werden. Die Aufteilung bleibt ansonsten bestehen. Die Natursteinplatten der Fassade sollen entfernt, die Wärmedämmung verstärkt und die Platten wieder angebracht werden, so Riehle. Auf dem Dach soll Fotovoltaik installiert und eine Terrasse mit Gastronomie eingerichtet werden. Die Zimmer des von der Althoff-Gruppe betriebenen und seit Juni 2022 geschlossenen Hotels können wegen des schlechten Zustands der Haustechnik nicht zum Beispiel zur Unterbringung von Flüchtlingen zwischengenutzt werden, sagt die LBBW auf Anfrage.

Viel Gastronomie in Richtung Park

Gastronomie ist ein zentrales Element der Revitalisierung. Zwischen Kulturmeile und Königstraße will die LBBW zum Schlossgarten hin eine Gastronomiezeile einrichten. Der Sockelbau des Hotels wird in Richtung Park geöffnet, der bisher mittels Stufen überwundene Höhenversatz eingeebnet. „Die Cafémeile wir ein neuer Anziehungspunkt“, sagt Hakan Schmitzer, Vorstand bei der Schlossgartenbau AG.

Während für die großvolumige Immobilie Königstraße 1 A und B noch der Architektenwettbewerb in Gang ist, ist die Gestaltung des Bauteils 1 C entschieden. Die verbindenden Stockwerke über der Theaterpassage zwischen 1 B und 1 C werden abgerissen, die Häuser damit getrennt, es ergibt sich einen neue Sichtachse.

Treppenhaus wandelt sich zu Innenhof

Aus dem früher dem Einzelhandel gewidmeten Haus 1 C (Karstadt Sport) wird im Kern ein nach den Plänen von Oliv Architekten (München) zum Schlossgarten hin mit begrünten Terrassen abgetrepptes Bürohaus (9500 Quadratmeter). Der bisherige Rolltreppenkern wird zu einem Innenhof geweitet. „Wir brauchen Tageslicht, verlieren zum Schlossgarten hin damit Fläche, die an der Königstraße angebaut wird“, sagt Riehle. Dort gibt es sechs Geschosse, Nummer drei und vier vorspringend, mit viel Glas. Im Erdgeschoss sollen je 1300 Quadratmeter für Handel und zum Park hin für Gastronomie geschaffen werden. Weil die Vorgaben des geltenden Bebauungsplans nicht überschritten würden, rechnet Berlepp mit einer raschen Genehmigung, Baubeginn für 1 C soll Mitte 2024 sein, auch für das Hotel. 1 A und B wären wohl ein Jahr später dran.