Das bunte Programm auf dem Vaihinger Markt ist passé: Das Kinder- und Heimatfest ist auch dieses Jahr abgesagt. Foto: Thomas Krämer

Der Versuch, das Traditionsfest mithilfe eines zeitgleich stattfindenden französischen Markts zu retten, ist gescheitert. Der Heimatring und der Marktveranstalter können die Kriterien des Ordnungsamts nicht erfüllen.

Vaihingen - Das Kinder- und Heimatfest wird auch in diesem Jahr, wie bereits 2016, nicht stattfinden. Ein letzter Versuch des Heimatrings, das Fest mit der über 50-jährigen Tradition mithilfe eines französischen Markts zu retten, ist gescheitert. Die Idee: das zusätzliche Angebot sollte mehr Besucher auf den Vaihinger Markt locken, die Gäste des Festes wiederum hätten den Marktständen Käufer beschert. „Das hätte sich wunderbar ergänzt“, findet Wolfgang Meinhardt, der in seiner Funktion als Bezirksvorsteher auch der Vorsitzende des Heimatrings ist.

Beim Amt für öffentliche Ordnung hatte Meinhardt einen Antrag für die Durchführung des Markts zusammen mit dem Kinder- und Heimatfest gestellt. Am 8. und 9. Juli hätte das Fest stattfinden sollen, geplant war, den französischen Markt zusätzlich für drei Tage aufzubauen und den Verkauf auch am Sonntag zu erlauben. Doch das Ordnungsamts erteilte keine Genehmigung. „Für die Festsetzung eines ‚Spezialfests mit überregionaler Bedeutung’, welches auch den Sonntagsverkauf erlauben würde, bräuchte es 60 bis 80 Verkaufsstände“, fasst Meinhardt die Kriterien des Ordnungsamts zusammen. Mit lediglich 14 Ständen wäre die Anzahl beim Marché Français also zu gering, um als ein solches Spezialfest durchzugehen. „Und ohne den Sonntagsverkauf rentiert sich für die Marktbeschicker die Anreise nicht“, sagt Meinhardt.

Fest und Markt können die Vorgaben nicht erfüllen

Das Ordnungsamt hätte eine Genehmigung erteilt, wenn das Kinder- und Heimatfest so groß wäre, dass es als Traditionsveranstaltung mehr Besucher anlockt, als die Tatsache, dass es Verkaufsstände gibt. Somit wäre der französische Markt lediglich ein zusätzliches Angebot. „Aber leider können wir weder das eine noch das andere Kriterium erfüllen. Der französische Markt ist nicht groß genug und das Kinder- und Heimatfest nicht bedeutend genug“, sagt Meinhardt. „Ich habe versucht, an allen Fäden zu ziehen. Aber was bleibt mir nun anderes übrig, als das Ganze abzusagen?“

Meinhardt bedauert die Absage des Kinder- und Heimatfests. Doch eine Alternative zum französischen Markt könne der Heimatring so schnell nicht finden. „Ich kann auch nicht einfach etwas aus dem Hut zaubern“, sagt Meinhardt. Ingrid Balmer, ebenfalls im Festkomitee, ergänzt: „Wir hatten bereits alle Vorbereitungen für das Kinder- und Heimastfest getroffen. Doch diese Vorgaben können wir nicht erfüllen.“

Es fehlt an Ehrenamtlichen, die sich am Fest beteiligen

In diesem Jahr hätte der Marché Français die Bewirtung auf dem Fest übernehmen sollen. „Auch wir im Festkomitee werden älter und können das alles nicht mehr alleine stemmen“, erklärt Balmer. Man habe 2016 die Vereine im Bezirk gezielt angesprochen und um Unterstützung gebeten, doch es kamen zu wenige Rückmeldungen. „Jedes Dorf macht das besser als wir. Da ist die Verbundenheit noch größer“, sagt Balmer.

Bereits letztes Jahr musste die Veranstaltung ausfallen, weil sich für den Heimatring der Aufwand nicht lohnte. Immer weniger Vereine erklärten sich bereit, bei der Organisation oder beim Bühnenprogramm zu helfen. Darüber hinaus fehlte es an freiwilligen Helfern, die sich am Auf- und Abbau der Stände oder bei der Bewirtung beteiligten. Zudem steigt der Altersdurchschnitt in den Vereinen, jüngere Mitglieder kommen wenige nach. „Die Nachwuchsprobleme sind das Leid unserer Vereine. Immer weniger Menschen wollen sich noch ehrenamtlich engagieren. Das finde ich sehr schade“, sagt Meinhardt.

Ob es 2018 eine Neuauflage geben wird, ist unklar

Der Bezirksvorsteher betonte vergangenes Jahr, er wolle nicht der Totengräber sein, sondern versuchen, dem Fest wieder Schwung zu verleihen. Dieser Versuch ist nun gescheitert. „Vielleicht müssen wir uns eingestehen, dass diese Art der Feste heute nicht mehr angesagt ist“, sagt Meinhardt. Die Jugendlichen treffen sich nicht mehr im Stadtbezirk, sondern fahren lieber in die Innenstadt. „Familienzeit ist heute nicht mehr das Gleiche wie noch vor zwanzig Jahren.“ Zwar kämen noch Eltern mit kleinen Kindern zum Fest oder diejenigen, deren Nachwuchs einen Auftritt auf der Bühne hat, aber die älteren Kinder und Jugendlichen bleiben weg.

Vermutlich wird das Kinder- und Heimatfest also 2015 das letzte Mal stattgefunden haben. Meinhardt jedenfalls hat wenig Hoffnung, dass es 2018 einen erneuten Versuch geben wird. „Ich kann natürlich keine Prognose für nächstes Jahr abgeben, aber es bleibt fraglich, ob es wieder ein Kinderfest geben wird.“ Ingrid Balmer ist ebenfalls skeptisch, ob es noch einmal eine Neuauflage geben wird. „Es tut uns sehr weh, dass das Traditionsfest nicht stattfinden kann. Aber bei diesen Voraussetzungen sind wir machtlos“, sagt Balmer.