2019: Iris Müller sammelt mit Vikki in der Stuttgart City Spenden. Foto: DRK Stuttgart

Die Ausgaben für persönliche Schutzausrüstungen und Desinfektionsmittel häufen sich bei den Bereitschaften des Deutschen Roten Kreuzes. Da ihre Einsätze kostenlos sind, trifft sie der Einbruch der Spenden besonders hart.

Stuttgart - Der Stillstand auf der Autobahn bei Wintereinbruch, eine Überschwemmung oder Evakuierung, Obdachlose bei eisigen Temperaturen oder ein Schwächeanfall auf einem Rockkonzert – das sind Fälle für das Deutsche Rote Kreuz. 1250 Menschen sind beim DRK Stuttgart ehrenamtlich engagiert, der Großteil von ihnen in sogenannten Bereitschaften, die in den Stadtteilen verankert sind oder spezielle Hilfe leisten können wie beispielsweise die Rettungshundestaffel.

Totalausfall an Spenden

Inzwischen geht den Rettern aber selbst die Luft aus. Spendenausfälle „reißen ein Spendenloch in vierstelliger Höhe“, sagt der Bereitschaftsleiter Matthias Becker. Der Grund: der Teil-Lockdown wegen Corona.

„Die Staffel konnte keine Vorführungen in den Stuttgarter Stadtteilen machen, wo wir normalerweise unsere Arbeit vorstellen. Und wir durften mehrere Monate lang keine Kurse zum Thema Erste Hilfe am Hund abhalten“, so der Bereitschaftsleiter. Allein dadurch würden der Rettungshundestaffel sowohl Spenden als auch Einnahmen entgehen. Nun käme erschwerend hinzu, dass die gewohnte vorweihnachtliche Sammelaktion in der Stuttgarter Innenstadt nicht wie gewohnt stattfinden könne. Matthias Becker: „Das hat fast einen Totalausfall an Spenden für das Jahr 2020 zur Folge.“

Die meisten arbeiten ehrenamtlich

Finanzielle Unterstützung habe der Kreisverband zwar über das Corona-Hilfsprogramm für Vereine des Landes Baden-Württemberg beim DRK Landesverband beantragt. Allein, das Geld ist noch nicht da, sagt Mira Hawlik vom Kreisverband Stuttgart.

Außerdem ist die Rettungshundestaffel nicht die einzige DRK-Bereitschaft, die auf Hilfsgelder wartet. Zwölf weitere, zum Beispiel die Bergwacht, Sanitäter, Mitarbeiter in der Altenhilfe, beim Blutspendedienst und im Katastrophenschutz sind ebenfalls ehrenamtlich tätig und sollen einen Zuschuss aus dem Topf bekommen.

„Wir wissen, dass dieses Jahr für alle hart ist, und beschränken uns selbst auf das Nötigste. Aber ganz ohne Spenden kommen wir in deutliche Engpässe“, so Kristina Roßmeißl, die Kassiererin der Staffel. „Alle 19 Rettungshundeführer und Suchtrupphelfer müssen über FFP2-Masken, Desinfektionsmittel und Schutzanzüge verfügen“, erläutert Roßmeißl. Die Schutzausrüstung müsse nur im Ernstfall angelegt werden, die Fahrzeuge aber erwarte nach jedem – übrigens kostenfreien – Einsatz eine komplette Desinfektion. „Das verteuert jeden Einsatz um mindestens 50 bis 60 Euro“, sagt Roßmeißl.

Einsätze sind kostenlos

Im zurückliegenden Jahr sind die Männer, Frauen und Hunde achtmal zum Einsatz gerufen worden. Es sei mit weiterem Bedarf zu rechnen, zumal es in der kalten Jahreszeit bei der Suche nach Vermissten wie dementen Senioren, Suizidgefährdeten, Kindern und anderen schutzlosen Menschen auf jede Minute ankomme. Die Staffel ist rund um die Uhr einsatzbereit und wird von der Kriminalpolizei alarmiert. Gut für die Staffel, dass jüngst fünf neue Mitglieder gefunden worden seien – allerdings koste allein eine Dienstuniform 500 Euro. „Wir versuchen, der Situation kreativ zu begegnen, und geben die Hoffnung nicht auf“, sagt der Bereitschaftsleiter Matthias Becker. Derzeit prüfe man unter anderem die Möglichkeit, die jährliche Weihnachtssammlung online durchzuführen. Im vorigen Jahr habe man mit Fundraising Erfolg gehabt. Diesmal werbe man auf den sozialen Kanälen unter anderem für einen Fotokalender, der die Hunde in Szene setzt. Er wird gegen eine Spende beim DRK-Kreisverband verkauft.