Vier Höhlenretter simulieren bei einer Übung in der Falkensteiner Höhle bei Bad Urach die Bergung einer verletzten Frau. Foto: dpa

Matthias Leyk von der Höhlenrettung Baden-Württemberg über Gefahren und Risiken von Höhlentouren.

Herr Leyk, - Sie waren am Sonntag in der Falkensteiner Höhle zuständige Einsatzleiter der Höhlenrettung Baden-Württemberg.
Ja. Der Mann, der sich in der Falkensteiner Höhle verletzt hat, wurde um 23.30 Uhr aus der Höhle gebracht. Er hatte sich bei einem Sturz den Oberarm gebrochen. Das war eine extrem schmerzhafte Verletzung und der Grund, wieso die Rettung so lange dauerte. Ein Arzt musste geholt werden, die Rettungssanitäter reichten nicht aus.
Wie kam es zu dem Unfall?
Der Mann war hinter dem ersten Siphon und der Reutlinger Halle, weit mehr als 500 Meter hinter dem Höhleneingang, verunglückt. Das machte die Rettung so schwierig. Mit der Nasenspitze über der Wasseroberfläche kam man durch den ersten Siphon. Aber man muss vollkommen Ruhe bewahren, um unbeschadet durchzukommen.
Was war das für eine Gruppe, die diese wasserführende Höhle zwischen Bad Urach und Grabenstetten auf der Schwäbischen Alb entdecken wollte?
Die Gruppe kam von weiter weg und bestand aus Laien im Rahmen einer geführten Tour. Der Verunfallte hatte vermutlich keine große Höhlenerfahrung.
Was muss man beachten, wenn man eine Höhle wie die Falkensteiner Höhle begeht?
Man darf niemals alleine in eine Höhle gehen. Eine vertrauenswürdige Person an der Erdoberfläche muss die Alarmierung gewährleisten, wenn die Alarmzeit der Höhlenbegehung überschritten ist. Jemand muss beim Verletzten bleiben und ein anderer muss Hilfe holen und die DRK Rettungsstelle Esslingen informieren. Sie haben immer die aktuellen Telefonnummern der Einsatzleiter der Höhlenrettung. So wurde ich am Sonntag um 14 Uhr auch gerufen.
Ist es überhaupt ratsam in solche Höhlen zu gehen, die als Schauhöhlen ausgewiesen sind?
Ohne kundige Führung und eigene Kenntnisse darf man auf gar keinen Fall in eine Höhle gehen. Das kann richtig böse enden! Ganz wichtig: Ein Höhlenkenner und die richtige Ausrüstung müssen immer dabei sein. Festes Schuhwerk oder Gummistiefel, Kälteschutz, Helm, Neopren-Socken und -Anzug, der vor Unterkühlung schützt. Man darf nie vergessen: Wenn man sich bewegt, wird es einem warm. Aber wenn man nur zehn Minuten sitzt, kühlt man schnell aus. Und wenn man wegen einer Verletzung stundenlang ausharren muss, wird die Unterkühlung zu einer ganz großen Gefahr.
Mit welchen Gefahren muss man bei einer Höhlenbegehung rechnen?
Bei einer Höhlen-Tour muss man immer damit rechnen, dass etwas passieren kann. Und wenn es nur ein Hochwasser-Einschluss ist, man sich verläuft oder einen Schwächeanfall hat. Deshalb: Unbedingt Kälteschutz, Rettungsdecken und Batterien mitnehmen. Die Beleuchtungsdauer der Lampen muss ein Vielfaches der geplanten Dauer der Höhlentour umfassen. Pro Tour-Mitglied müssen mehrere Lampen vorhanden sein.
Zur Person: Matthias Leyk
Der 50-Jährige Diplom-Geograf hat 35 Jahre Höhlenerfahrung. Er arbeitet ehrenamtlich bei der Höhlenrettung Baden-Württemberg und ist dort Zweiter Vorsitzender.