Das nächste Mal geben wir auch dem Pizzaiolo eine Chance. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Schön sitzen kann man im bunt gemixten Retro-Ambiente des Park Inn by Radisson jetzt schon. Aber das Restaurantkonzept im Hotel am Marienplatz muss noch deutlich besser funktionieren.

Stuttgart - Bis auf die Spitzenrestaurants von etwa Hotel Graf Zeppelin oder dem am Schlossgarten weiß man weniger, was sich in den Stuttgarter Hotelküchen so abspielt, weil man als Einheimischer dort selten zu Gast ist. Das Park Inn by Radisson am Marienplatz hat seit Kurzem ein neues Konzept, das es auch in den Dependancen von Riga und Nizza gibt. Es heißt „Bocca Buona – Pizza, Pasta & Basta“ und bietet ebendies, wobei an unserem Testabend leider vor allem das Basta ein Ausrufezeichen setzte.

Schon der Einstieg holperte: Wir wollten wissen, ob der teuerste Offene von der Weinkarte, die neben Italienern auch Deutsche und Spanier bietet, sein Geld wert ist. Aber irgendwas gefiel uns nicht beim Probeschluck vom Nipozzano Riserva von Frescobaldi (11 Euro für 0,2 l). Eine Alternative erreichte uns auch zu den Vorspeisen nicht, grundsätzlich aber können wir sagen: Der Spätburgunder aus der Pfalz und der Primo Montepulciano d’Abruzzo waren okay für je 5 Euro. Die Vorspeisen waren es weniger, weil statt des bestellten Bruschetta-Trios (6 Euro) dreimal das Gleiche kam – das Brot kalt, hart und etwas angebrannt. Der Insalata Mista (4 Euro) hatte statt eines Balsamicodressings eine Sahnesoße zum matschigen Blattsalat, groben Tomatenvierteln und dicken ungeschälten Gurkenscheiben. Besser war die Caprese alla Bocca Buona (10 Euro), obwohl das dazu gereichte (kalte) Grillgemüse in reichlich Öl schwamm und das Pizzabrot vergessen wurde.

Das Hauptgericht kam zu früh und war lauwarm

Nach den ersten Gabeln kam schon das Ossobuco (22 Euro) – lauwarm. Die geschmorten Kalbshaxenscheiben mit cremiger Polenta waren ziemlich stark gewürzt, bei der hausgemachten Pasta Bocca Buona (15 Euro) handelte es sich um extrabreite Nudeln, sehr al dente in einer Mehlpampe mit Steinpilzen. Wie sagte die desorientierte junge Servicekraft über Abstimmungsprobleme? Die Köche kämen frisch aus Italien und könnten kein Deutsch. Wir hätten Umgekehrtes vermutet: Die Deutschen könnten nicht italienisch kochen.

Die Wahrheit liegt vielleicht in der Mitte, wie wir später von Hoteldirektor Norbert Schneider erfahren. Küchenchef ist Michael Steeb, aber seine neuen Helfer kommen aus Italien, der Pizzaiolo vom Golf von Neapel. Die Pizza, die hinterm Showbereich der Küche in den Ofen geschoben wird, sah nicht schlecht aus. Die finale Panna Cotta (5 Euro) war etwas fest und wurde wie bei zu vielen Italienern im Glas serviert. Unser Fazit des Abends kann also nur ein Zwischenresümee sein: Wenn man frische, authentische Küche haben will, muss die deutsch-italienische Verständigung deutlich besser funktionieren. Das Potenzial ist da, denn man sitzt angenehm in einem Tialini-ähnlichen Retrokonzept zwischen Loft und Wohnzimmer mit einem bewusst wilden Mix aus Materialien, Formen und Farben.

Bocca Buona im Park Inn by Radisson, S-Süd, Hauptstätterstr. 147, Tel. 0711 / 320 94 34 00, täglich von 12 bis 14.30 und 18 bis 22.30 Uhr

Die Bewertung:

Küche: anderthalb von fünf Sternen

Service: anderthalb Sterne

Ambiente: dreieinhalb Sterne