Die Remsterrassen an der Waiblinger Erleninsel sind schon seit einiger Zeit fertig – und inzwischen ein beliebter Treffpunkt. Foto: Gottfried Stoppel

Waiblingen setzt beim Großereignis einen Schwerpunkt auf Projekte, welche die Stadt über die Gartenschau hinaus attraktiver machen. Trotzdem: Die neue BMX-Bowl beim Hallenbad lockt Mitte Juni die Weltstars dieser Radsportart an die Rems.

Waiblingen - Einer der schwersten Brocken wird demnächst noch angeliefert: rund zehn Tonnen bringt das „Weiße Haus“ auf die Waage, das künftig die Nordspitze der Waiblinger Schwaneninsel ziert. Die begehbare Gebäudeskulptur hat der Architekt Jürgen Hermann Mayer im Rahmen des interkommunalen Gartenschau-Architekturprojekts „16 Stationen“ für Waiblingen entworfen. Das tonnenschwere Objekt des Winnenders, der in Berlin tätig ist und sich inzwischen Jürgen Mayer H. nennt, werde um Ostern angeliefert, sagt Michael Seeger, der den Fachbereich Städtische Infrastruktur leitet. Ein auf dem Galerieparkplatz abgestellter Kran wird die Skulptur übers Wasser an seinen Standort hieven.

Wenn das „Haus im Fluss“ erst mal auf seinem bereits fix und fertig vorbereiteten Fundament sitzt, dann kann Michael Seeger hinter fast sämtliche Bauprojekte für die Remstal-Gartenschau einen Haken setzen. „Wir sind bei allen Projekten im Budget geblieben“, sagt er. Nur bei den Remskuben, da hätte das nicht geklappt. Die drei begehbaren Felsklötze aus schwarzem Basalt sollten am Remsufer platziert werden und als Aussichtsplatz beziehungsweise Sitzgelegenheit am Wasser dienen.

Doch schon im Gemeinderat stießen die Remskuben nicht nur auf Gegenliebe, wurden aber dennoch von einer Mehrheit abgesegnet. Auf die Ausschreibung hin hatte sich dann jedoch keine einzige Firma gemeldet. „Das ist ein anspruchsvolles Ingenieurbauwerk, das manchen zu kompliziert war“, sagt Michael Seeger – umso mehr, als die meisten Baufirmen sich derzeit vor Aufträgen kaum retten könnten. Dennoch bereitete die Verwaltung eine zweite Ausschreibung vor. „Wir haben die Berechnung fortgeschrieben und gemerkt, dass die Kosten uns davon laufen.“

Remsdeck statt Remskuben

Letzten Endes setzt man daher in Waiblingen nun statt auf schwarzen Basalt auf eine Metallkonstruktion mit Holzbohlenbelag: das Remsdeck, das wohl als letztes Bauwerk vollendet wird. „Der Eingriff in die Uferzone ist deutlich harmloser“, sagt Michael Seeger über die Plattform, die Gartenschaubesuchern als Aussichtsplatz am Wasser dienen soll.

Zu sehen gibt es einiges, denn direkt gegenüber, am neu geschaffenen Remsstrand und im wenige Meter entfernten Flachwasserbiotop haben sich schon neue Bewohner niedergelassen. „Ich sehe da Vögel, die ich dort vor anderthalb Jahren nicht gesehen habe.“

Schräg über den Fußweg dann das Kontrastprogramm in Form des neuen Skatepools: Jede Menge Beton ist in der Anlage verbaut worden, die BMX-Fahrer und Skateboarder glücklich machen dürfte. Und die, wie sich inzwischen gezeigt hat, Weltcup-Niveau vorweisen kann. Weshalb man an der rund 850 000 Euro teuren BMX-Bowl von 14. bis 16. Juni die besten BMX-Fahrer der Welt beim Vans BMX Pro Cup in Aktion beobachten kann.

Einzigartig in Deutschland: die BMX-Bowl

„Es gab bisher in Deutschland keine vergleichbare Bahn, um so etwas durchzuführen“, erzählt Thomas Vuk, der Sport- und Kulturamtsleiter stolz. Die BMX-Bowl sei vom Ausrichter des Wettbewerbs begutachtet und für geeignet befunden worden. So reiht sich also der „BMX-Park Waiblingen“ unter die weiteren Veranstaltungsorte – Sydney, Mexico City und Huntington Beach in Kanada. Dass die Veranstalter den BMX Park Waiblingen unter „Stuttgart, Germany“ verortet haben – geschenkt.

Insgesamt hat man in Waiblingen rund sechs Millionen Euro für diverse Bauwerke zur Gartenschau investiert. Die Ausgaben für Events nehmen sich da regelrecht bescheiden aus. „540 000 Euro für das Programm und 120 000 Euro für Werbung“, beziffert Thomas Vuk das Budget. Ein Treffpunkt ist die Kunstlichtung auf der großen Wiese in der Talaue. Rund 220 Silberweiden sind dort so gepflanzt worden, dass in ihrer Mitte eine Lichtung entsteht, die für Veranstaltungen genutzt wird.

Jeden Sonntag lautet das Motto von 15 bis 18 Uhr „Kultur in der Lichtung“. In der musikalischen Reihe treten örtliche Protagonisten bei freiem Eintritt auf – und zwar ohne jede Veranstaltungstechnik, wie Thomas Vuk sagt, denn: „An diesem Ort kann man kein Remmidemmi, kein großes Spektakel machen.“ Jeden Mittwochabend dreht sich alles um Literatur: von 18 Uhr an wird vorgelesen. An 24 Terminen warteten auf die Besucher tolle Vorleser und tolle Texte, verspricht Thomas Vuk, der zwei Vollmond-Lesungen eingeplant hat.

Internationale Opernwerkstatt soll sich etablieren

„Wenn das gut ankommt, kann man solche Angebote fortsetzen“, denkt der Amtsleiter schon über die Gartenschau hinaus. Auch auf die von der Waiblinger Sopranistin Melanie Diener und dem amerikanischen Bariton Thomas Hampson organisierte Internationale Opernwerkstatt setzt er Hoffnungen. Durch die Veranstaltung, die vielversprechende Nachwuchssängerinnen und -sänger eine Woche in überwiegend öffentlichen Meisterklassen zusammenbringt, ändere sich die Rolle von Waiblingen als Musikstadt nachhaltig, ist Vuks Überzeugung. Schließlich träten dort „die Klassikstars von morgen“ auf.

Auch am Seeplatz sind Events vorgesehen. Jeden Sonntag bieten Familienbildungsstätte, Kunst- und Musikschule dort Möglichkeiten zur kreativen Betätigung. Der Platz ziehe Familien an, sagt Michael Seeger – man habe sehr behutsam die Bausubstanz um den Mitte der 1980er-Jahre gestalteten See ertüchtigt. Neu hinzugekommen sind zwei Kletterbereiche aus Robinienholz: einer für kleinere Kinder, ein zweiter für Sechs- bis Zwölfjährige.

Für die Großen gibt es an mehreren Sommerabenden Konzerte am Seeplatz, bei denen lokale Chöre und das Waiblinger Kammerorchester zu hören sind. Der Auftritt von Elke Heidenreich mit dem Calmus Ensemble Anfang Juni ist bereits ausverkauft, eine Woche später kommt der Jazz-Pianist Michael Wollny an den Seeplatz.

Die Talaue, in der der See liegt, habe man anlässlich der Remstal-Gartenschau auf Vordermann gebracht, sagt Michael Seeger. Alle Gräben sind gereinigt, fast 80 Bänke frisch gestrichen, Fahrrad- und Wanderwege angelegt und beschildert worden. Rund 40 Bürger haben sich auf den Aufruf der Stadt hin gemeldet und wollen die beiden Infopavillons für Gäste betreuen, erzählt Thomas Vuk: „Die Leute freuen sich auf die Remstal-Gartenschau.“