Matthias Klopfer (links) und Thorsten Englert im herbstlichen Schlosspark. Die Schaugärten werden bald abgebaut. Foto: /Gottfried Stoppel

Matthias Klopfer und Thorsten Englert standen an der Spitze der Remstal-Gartenschau-Gesellschaft. Wir haben Sie gefragt, was ihnen von dem Großevent besonders im Gedächtnis bleiben wird.

Schorndorf - Noch zwei Tage, dann ist die Remstal-Gartenschau vorbei. Der Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Klopfer und der Geschäftsführer Thorsten Englert spüren Wehmut – der Schorndorfer Oberbürgermeister und sein Bürgermeister offen, dass die Gartenschau eine gute Grundlage gebildet hat, auch künftig Touristen ins Remstal zu locken.

Herr Klopfer, Herr Englert – die letzte Blumenausstellung ist abgebaut, die Kassenhäuschen am Schlosspark sind geschlossen, der Willkommensplatz wird geräumt. Was überwiegt: Wehmut oder Erleichterung?

Matthias Klopfer Aktuell überwiegt Wehmut. Das war so ein wunderbarer Sommer, eine so wunderbare Zeit in der Schorndorf. Letztens war ich in der Mittagspause im Stadtpark und habe das Herbstlaub gesehen. Und da merkt man, es geht etwas zu Ende.

Thorsten Englert Der Glanz fehlt schon etwas, das Leben in der Stadt, die Aktivität. Es war unglaublich, wie viele Menschen uns während der Gartenschau besucht haben. Und irgendwie kann ich es noch gar nicht glauben, dass in wenigen Tagen etwas vorbei ist, worauf wir jahrelang hingearbeitet haben.

Sie beide waren bei unzähligen Veranstaltungen der Gartenschau, haben viel gesehen. Was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

Englert Das sind im Grunde drei Dinge: Mit dem Kanu auf der Rems unterwegs gewesen zu sein. Die Kochduelle, die einfach toll waren. Und auch unser Blumenkeller, dort hatte jede Ausstellung ihre besondere Stimmung.

Klopfer Ich war mit dem Pedelec, mit dem Rennrad, mit dem Mountainbike im Remstal unterwegs. Und das war jedes Mal einfach richtig schön. Aber auch in Essingen habe ich mich sehr wohlgefühlt und natürlich in Schorndorf selbst. In der Innenstadt hat sich ein Kleinod an das nächste gereiht. Besonders in Erinnerung bleibt auch der Teamspirit: Ich war bestimmt an 100 Tagen im grünen Shirt unterwegs, und sobald man das anhatte, war man Teil der Gartenschaufamilie.

Mehr als zwei Millionen Besucher sind gekommen – hätten Sie damit gerechnet?

Englert Nein, das hätten wir nie für möglich gehalten. Aber es war einfach für jeden etwas dabei. Ich weiß noch, was ich am Anfang für schlaflose Nächte hatte, weil ich nicht wusste, wie wir 16 Kommunen das miteinander machen sollen. Und jetzt hatte ich eine Delegation aus Frankfurt hier, aus dem mittleren Rheintal. Andere Regionen sind auf unser Projekt aufmerksam geworden.

Was ist denn aus Ihrer Sicht in den 164 Tagen mit dem Tal passiert?

Klopfer Die Menschen sind stolz auf ihr Tal und ihre Stadt, auch weil ihnen rückgemeldet wurde, wie wunderbar die Landschaft, der Wein, die Kultur sind. Und die Menschen haben sich gegenseitig besucht, sind durch das Tal geradelt. Durch die tausende Ehrenamtliche ist zudem ein neues Miteinander entstanden.

Englert Ich finde, dass eine Leichtigkeit im Remstal spürbar war, ein südländisches Flair, eine ausgelassene Stimmung entlang der Rems. Das haben die Menschen genossen.

Wie kann man nun erreichen, dass nach so viel Lebendigkeit das Remstal nicht in ein Loch fällt?

Klopfer Ich habe allen gesagt, dass sie die Gartenschau genießen sollen, weil sich so etwas nicht wiederholen lässt oder nur ganz punktuell. Zumal wir sehr viel Geld reingesteckt haben. Wir haben noch keinen konkreten Plan für den Remstal-Sommer 2020 und werden mit einem bescheidenen Budget hineingehen. Wir sind jetzt auch alle etwas erschöpft und werden erst im November Ideen für das kommende Jahr diskutieren.

Englert Viele Sachen werden sicher bleiben, wie die Kanuroute, Gewässerführungen oder der Remstalmarathon. Auf die Homepage www.remstal.de kann man aufbauen. Man wird auch darüber nachdenken, ob so etwas wie die interkommunale Nacht der Museen fortgesetzt wird. Oder ob es das Maskottchen Remsi, das wir alle ins Herz geschossen haben, weiter gibt. Im Grunde übergeben wir jetzt den Rucksack an den Tourismusverein Remstal. Die Saat ist gesät, jetzt ist es am Geschäftsführer Andreas Bader und dem neu zu wählenden Vorsitz, Ideen und Innovationen zu erarbeiten.

Klopfer Eigentlich müsste man jetzt Vollgas geben und mit viel Elan und einer klaren Botschaft zur nächsten CMT gehen. Das wird Aufgabe des Tourismusvereins. Unsere Energie ist erst mal weg, wir zwei haben jetzt lange einen doppelten Job gemacht, was vor allem auf die Kosten unserer Familien ging. Das waren trotzdem wertvolle Jahre, ich habe viel Lebensqualität zurückbekommen, deswegen werde ich damit nicht hadern.

Englert Es gilt, einen Veranstaltungskalender zu erarbeiten, es braucht weitere Übernachtungsmöglichkeiten im Remstal, gerade im Wellnessbereich oder für Radfahrer. Man spricht über das Remstal, das ist eine große Chance. In den Dornröschenschlaf sollte man nicht fallen.

Trotz aller Anstrengung: würden sie es wieder machen?

Beide Sofort.

Englert Es war eine einmalige Chance, etwas ganz Neues zu machen. Keiner hat gewusst, was kommt, wir haben eine Blaupause über das Tal gelegt. Und dann sind die Menschen Schlange gestanden an der Orangerie in Schorndorf. Wir haben sicherlich nicht alles, aber vieles richtig gemacht.