Der Neue im Rems-Murr-Landratsamt: Roland Noller. Foto: Gottfried Stoppel

Der neue Behindertenbeauftragte Roland Noller kennt den Rems-Murr-Kreis und hat Erfahrung im Umgang mit Betroffenen.

Rems-Murr-Kreis - Er betritt Neuland einerseits, aber andererseits auch wieder nicht. Roland Noller ist seit Anfang April der erste Behindertenbeauftragte des Rems-Murr-Kreises. Der Landkreis und die Arbeit mit Menschen mit Behinderung sind indes für den 57-Jährigen nichts Neues. Jahrzehnte lang hat der gebürtige Sulzbacher in Winnenden gearbeitet. Die Paulinenpflege war sein Ausbildungsbetrieb. Auch nach seinem Studium der Sozialen Arbeit an der Dualen Hochschule in Stuttgart war er dort tätig, bis er im Jahr 1991 an das Zentrum für Psychiatrie wechselte. Zuletzt war er von 1998 an im Hilfsverein für psychisch Kranke Rems-Murr tätig, zunächst als Leiter der ambulanten Wohnbetreuung, später in der Eingliederungshilfe.

Seine Erfahrungen aus der engen Arbeit mit Menschen, die von den unterschiedlichsten Einschränkungen betroffen sind, wolle er nun in seine neue Tätigkeit einbringen, sagt er: „Außerdem bin ich schon immer neugierig gewesen.“ So hat er überhaupt erst als junger Mann den sozialen Bereich für sich entdeckt. Nach dem frühen Tod des Vaters – Noller war damals erst 13 Jahre alt – und seiner Schulzeit in einem Internat in Ravensburg hatte er schauen müssen, dass er finanziell rasch auf eigenen Beinen steht. „Ich habe deswegen zunächst im Straßenbau gearbeitet.“ Erst die Mutter einer früheren Klassenkameradin habe ihn darauf gebracht, dass er doch eigentlich noch ganz andere Qualitäten habe und ihm ein Praktikum in der Paulinenpflege vermittelt. Es ist also keine Floskel, wenn Roland Noller noch heute von sich sagt: „Ich bin ein Schaffer.“

Es gilt ein Netzwerk zu knüpfen

Als solcher hat er ein völlig neues Feld zu beackern. Auf ein bestehendes Netzwerk kann er als erster Behindertenbeauftragter des Kreises nicht zurückgreifen. Es gilt Kontakte zu knüpfen: zu Stadt- und Gemeindeverwaltung, Kommunalpolitikern, Sozialverbänden, aber auch zu Schulen, Bildungseinrichtungen, Kirchen und Vereinen, um Menschen mit Behinderung Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen zu ermöglichen. „Dabei ist es mir wichtig, dass mit den Betroffenen gesprochen wird, nicht nur über sie“, betont Noller. Deswegen habe er etwa ein Treffen mit einer Mitarbeiterin der Remstalgartenschaugesellschaft und zwei Menschen mit Behinderung für dieses Wochenende organisiert. Einen barrierefreien Umbau der Bahnsteige bis zur Interkommunalen Gartenschau 2019 halte er zwar nicht für realistisch. „Das ist Sache der Bahn. Aber vielleicht finden sich elegante Lösungen.“ Daher hat er auch die Barrierefreiheitsbeauftragte der Deutschen Bahn angeschrieben.

Noller hat alle Behinderungen im Blick

„Zu tun gibt es eine Menge“, sagt Noller und nennt als weiteres Beispiel das eigene Haus. Das Landratsamt verfüge bislang über keine taktilen Hilfen, an denen sich Sehbehinderte orientieren könnten. Doch auch das gehöre zur Barrierefreiheit, nicht nur Zugänge für Rollstuhlfahrer. Schließlich gelte es alle Behinderungen im Blick zu haben, meint Noller, dem das Landes-Behindertengleichstellungsgesetz, auf dessen Grundlage seine Stelle neu geschaffen wurde, nicht weit genug geht. „Einerseits bin ich froh darüber, andererseits bezieht es sich nur auf öffentliche Einrichtungen.“ Jedoch sei Barrierefreiheit auch in vielen privaten Räumen, wie etwa Arztpraxen und Bildungseinrichtungen sinnvoll.