Die Kreissparkasse Waiblingen richtet ihr Filialnetz neu aus und schließt 13 Standorte im Rems-Murr-Kreis. Foto: Gottfried Stoppel

Das Waiblinger Geldinstitut richtet sein Filialnetz zum Ende des Jahres neu aus. Die Maßnahmen seien dem veränderten Kundenverhalten geschuldet, erklären die Verantwortlichen. An den Plänen gibt es Kritik.

Waiblingen - Die Kreissparkasse Waiblingen schließt bis Ende November diesen Jahres insgesamt 13 Filialen im Rems-Murr-Kreis. Zudem werden fünf Filialen in so genannte SB-Filialen umgewandelt. „Damit reagieren wir auf das veränderte Kundenverhalten“, erklärte Ines Dietze, die Vorsitzende des Vorstands der Kreissparkasse Waiblingen am Montag bei einer Pressekonferenz. Demnach haben Analysen des Sparkassenverbands ergeben, dass ein Kunde durchschnittlich ein Mal pro Jahr zur Beratung in die Filiale kommt und 24 Mal zum Geldautomaten geht. Demgegenüber werde die Internetfiliale durchschnittlich 108 Mal, die Sparkassen-App 192 Mal jährlich genutzt.

„Die Nutzung der Filiale ist deutlich rückläufig“, erklärte Dietze. „Das entspricht dem allgemeinen Trend zur Digitalisierung. Heute möchte jeder Vieles von zu Hause aus erledigen“, sagte die Vorstandsvorsitzende. Die durch die Filialschließungen frei werdenden Mittel sollen daher unter anderem in den Ausbau der Onlinefiliale und des Beratungsangebots fließen. „Beratungszentren werden stärker nachgefragt als Kleinstfilialen.“ Deshalb will die Sparkasse die Beratungskompetenz in größeren Zentren bündeln und die Beratungszeiten ausweiten: Beratung ist dann von 8 bis 20 Uhr möglich. Die Servicezeiten werden hingegen reduziert.

Attraktiver für die Mitarbeiter

Dieser Schritt komme auch den Mitarbeitern entgegen, für die die Arbeit in einer größeren Filiale attraktiver sei als in Standorten mit zwei bis drei Kunden pro Tag. „Es wird kein Mitarbeiter entlassen“, betonte Dietze. Stattdessen arbeiten die Angestellten der geschlossenen Standorte künftig in den nächstgelegenen Filialen.

An der geplanten Neuausrichtung des Filialnetzes gibt es Kritik. „Gesetzliche Aufgabe der Sparkassen ist es, die angemessene und ausreichende Versorgung aller Bevölkerungskreise mit geld- und kreditwirtschaftlichen Leistungen in der Fläche sicherzustellen. Wie das mit immer weniger Filialen in der Fläche funktionieren soll, ist mir rätselhaft“, teilte etwa Stephan Kober, Mitglied der Linken des Kreistages Rems-Murr, in einer Pressemitteilung mit.

„Dass wir einen öffentlichen Auftrag zu erfüllen haben, haben wir bei der Neuausrichtung des Filialnetzes nicht ausgeblendet“, stellte Ines Dietze klar. „Wir sind weiterhin sehr großzügig flächendeckend im Rems-Murr-Kreis vertreten.“ Auch künftig gebe es in jeder Gemeinde eine Sparkassenfiliale. Dietze erklärte, dass es im Vorfeld Gespräche mit allen Bürgermeistern gegeben habe. „Dabei bin ich natürlich nicht überall auf Freude gestoßen, aber es gab auch Verständnis“, berichtete sie.

Leutenbacher Bürgermeister protestiert

Dennoch hat sich etwa der Bürgermeister von Leutenbach, Jürgen Kiesl, mit einem Brief an Landrat Richard Sigel gewandt, den Vorsitzender des Verwaltungsrats der Kreissparkasse. Kiesl kritisiert darin, dass in Nellmersbach und Weiler zum Stein die Filialen komplett geschlossen werden sollen und nicht einmal Geldautomaten erhalten bleiben. „Ein Teil der älteren Bevölkerung ist häufig aufgrund körperlicher Einschränkungen weniger mobil und verfügt über eingeschränkte Internetkenntnisse“, gab er zu bedenken.

„Wir haben Herrn Kiesl in intensiven Gesprächen die Nähe der Orte zu Leutenbach ans Herz gelegt“, sagte Ines Dietze. Die Anschaffung und Unterhaltung eines Geldautomaten sei nicht zuletzt aufgrund der Sicherheitstechnik sehr kostenintensiv. Dabei seien die Kosten allein nicht ausschlaggebend: „Seitdem viele Discounter die Auszahlung von Bargeld anbieten, ist die Nutzung von Geldautomaten stark rückläufig.“ In Orten, in denen es kaum Nahversorgung gebe, gingen die Kunden zum Geldabheben dorthin, wo sie auch ihre Einkäufe erledigen oder heben auf dem Weg zur Arbeit Geld ab.

Bargeld kommt per Post nach Hause

Für die ältere Bevölkerung sieht Dietze keine Nachteile: Mit dem Bargeldservice könnten Kunden ab dem 1. September telefonisch bis zu 500 Euro Bargeld bestellen und sich zum Selbstkostenpreis von rund 3,50 Euro per Post schicken lassen. Mobile Berater kämen überdies auf Wunsch zum Kunden und viele Produktabschlüsse sollen telefonisch möglich sein.

Weitere Filialschließungen seien in diesem Jahr nicht geplant. Aber: „Man wird immer wieder über Standorte nachdenken müssen“, erklärt die Vorstandsvorsitzende des Geldinstituts.

Das neue Filialnetz der Waiblinger Kreissparkasse

Diese Filialen schließen:
Zum 31. August schließen die Filialen in Murrhardt (Hörschbachstraße), Backnang (Stettiner Ring), Nellmersbach, Weiler zum Stein, und die SB-Filialen in Lippoldsweiler und Maubach. Zum 30. November folgen die Filialen in Schorndorf (Fuchshof), Miedelsbach, Schnait, Schornbach, Urbach-Nord sowie die SB-Filialen in Pfahlbronn und Fellbach (Cannstatter Platz). Die aufnehmenden Geschäftsstellen sind zwischen zwei und acht Kilometer von den bisherigen Standorten entfernt.

Verändertes Angebot:
Die Filialen in Beinstein, Fornsbach, Neustadt, Stetten und Weinstadt-Strümpfelbach werden in SB-Filialen umgewandelt. Das SB-Angebot in Spiegelberg, Großerlach, Burgstetten und Kaisersbach bleibt erhalten, ab dem 1. September gibt es dort aber nur noch einen Beratungstag pro Woche.

Filialnetz
: Die insgesamt 25 Beratungscenter bleiben bestehen. Die Zahl der Filialen reduziert sich von 45 auf 31, die der SB-Filialen steigt von 15 auf 16. Insgesamt werden durch die Maßnahmen aus 85 Geschäftsstellen 72.